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Wohlstand für unsere Kinder, Kapital für die Erfinder

25. Februar 2022 | Gastkommentar von Christoph Boschan, CEO Wiener Börse AG | trend

Der österreichische Mittelstand auf der Reise vom Sparer zum Investor und wie die KESt-Reform diese Entwicklung fördern soll.

Andreas und Barbara Gruber sind als Angestellte berufstätig und haben eine dreijährige Tochter Clara. Vom Familieneinkommen legen sie monatlich zur Vorsorge 200 EUR zur Seite. Ähnlich wie sie zu Schulzeiten Erspartes in die Sparbüchse warfen, legen sie es nun auf ihr digitales Sparkonto. So wie Familie Gruber, ist ganz Österreich eine Sparnation. Die Oesterreichische Nationalbank vermisst das Vermögen der Haushalte regelmäßig. 310 Milliarden EUR schlummern auf Sparbuch & Co. Seit Beginn der Pandemie wird mehr weggelegt. Laut Statistik Austria erhöhte sich die Sparquote hierzulande von 8,4 Prozent vor der Pandemie auf 13,6 Prozent letzten Herbst deutlich. Wer nicht an Inflationssicherung denkt, fährt Verluste ein. Gerade jetzt, im Jänner 2022, verlor Erspartes um füng Prozent an Wert im Vergleich zum Vorjahr.

Was wäre, wenn Familie Gruber 100 EUR von den 200 EUR langfristig in Aktien veranlagen würde, etwa monatlich, in einen breit gestreuten Aktienfonds? Eine Mischung aus europäischen, asiatischen und amerikanischen länger bestehenden Unternehmen, die Dividende zahlen. Wer über Jahrzehnte in jeder Marktlage bei dieser Strategie bleibt und die Dividenden reinvestiert, steigert sein Kapital durch den Zinseszinseffekt stark. DerATX liegt mit seiner langfristigen Durchschnittsrendite von sieben Prozent im Mittelfeld entwickelter Kapitalmärkte. Wer seit Berechnungsstart 1991 monatlich 100 EUR in den Nationalindex investierte, machte aus 37.000 EUR heute 136.000 EUR (vor Gebühren und Steuern). Der österreichische Staat behält 27,5 % des Wertzuwachses ein.

Familie Gruber denkt an den Aufbau von Startkapital für ihre Tochter und ihre eigene Altersvorsorge. Dass ihr Kapital mehrfach und hoch besteuert wird, fühlt sich nicht fair an. Als Angestellte zahlen sie monatlich einkommensabhängige, progressive Steuer an den österreichischen Staat. Aus dem bereits versteuerten Arbeitseinkommen investieren sie nun. Als Miteigentümer der Unternehmen bezahlen sie jedes Jahr 25 Prozent Körperschaftssteuer auf ihren erwirtschafteten Unternehmensgewinn. Zusätzlich werden auf die jährlich ausgeschütteten Dividenden 27,5 Prozent fällig und für die Wertsteigerung ihrer Unternehmensanteile beim Verkauf 27,5 Prozent. Daher ist es erfreulich, dass die Regierung eine Steuererleichterung plant. Wer Wertpapiere länger als ein Jahr hält, soll von der Kapitalertragssteuer befreit werden. So wie das bereits vor 2012 war. Das unterstützt alle die investieren und nicht spekulieren.

Die soziale Marktwirtschaft hat den Grubers und ganz Österreich großen Wohlstand gebracht. In den kommenden Jahrzehnten stehen wir vor neuen Herausforderungen. Ob Covid-19 Recovery, Pensionssicherung, finanzielle Inklusion – der Kapitalmarkt spielt eine wichtige Rolle. All diese Themen wirken zwergenhaft im Vergleich zur Mega-Aufgabe der Innovationssicherung am Weg in die grünere Zukunft. Innovation ist Voraussetzung für die Finanzierung, der von uns allen gewollten, wachsenden Sozialausgaben. Jetzt ist derrichtige Zeitpunkt für einen Anreiz für mehr Wertpapierbesitz in Österreich. Die wichtige Maßnahme stärkt die ökosoziale Marktwirtschaft und bringt viel mehr als sie kostet. Sie stärkt den Mittelstand, der hierzulande die höchste Steuerbelastung trägt.

Das Kapital von Familie Gruber und vieler weiterer Österreicherinnen und Österreicher wird für die Transformation in die CO2-neutrale Zukunft gebraucht. Als Gesellschaft haben wir künftig nur zwei Wege zu wachsen. Entweder wir arbeiten mehr – was in einer alternden Gesellschaft schwierig wird. Junge Menschen erheben zudem den Anspruch auf weniger Arbeitszeit. Oder wir machen Dinge anders und sind innovativer. Die Erfindung neuer Produkte, Dienstleistungen und Arbeitsmethoden ist der Weg für reife Volkswirtschaften Wachstum zu erzielen. Kreditaufnahme für mehr Konsum und Umverteilung sind nur kurz- und höchstens mittelfristig sinnvoll. Einzig die Investition in Innovation sichert langfristig den Wohlstand, kollektiv wie individuell. So profitieren die Grubers nicht nur durch Konsum täglich vom Fortschritt. Ihr wachsender Rücklagen-Polster auf dem Wertpapierdepot lässt sie hoffnungsvoller in die Zukunft blicken.

Dieser Beitrag erschien zuerst im Wochenmagazin trend am 25. Februar 2022

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