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Trotz Kursverlusten gut unterwegs

Patrick Baldia | Börsen-Kurier

Um die heimischen Banken muss man sich keine Sorgen machen, unter den Turbulenzen litten sie aber auch.

Der Banksektor kam in den vergangenen Tagen und Wochen nicht aus den Schlagzeilen. Nachdem in den USA, mit Silicon Valley Bank, Signature Bank und Silvergate Capital, gleich drei Institute innerhalb kurzer Zeit kollabierten, erreichten die Verwerfungen schließlich auch Europa. Erst am Sonntagabend wurde die Übernahme der kriselnden Schweizer Großbank Credit Suisse durch die UBS bekannt gegeben. Eine schnelle Lösung ermöglichte ein vom Schweizer Bundesrat erlassenes Notrecht. Und dieses verhinderte wohl auch ernstzunehmende Folgen über die Grenzen der Eidgenossenschaft hinaus. 

Dass Erinnerungen an die Finanzkrise wach werden, überrascht jedenfalls nicht. Wenngleich sich die für die Experten von Raiffeisen Research die aktuellen Geschehnisse nicht mit den Markturbulenzen von 2007/08 vergleichen lassen. Die Banken wären heute puncto Kapital- und Liquiditätsausstattung - sowohl dies- als auch jenseits des Atlantiks - in einer viel besseren Verfassung als damals, schreiben sie in einer aktuellen Analyse. Sie verweisen auf weit fortgeschrittene Regulierung sowie Auffang- und Haftungslösungen bzw. Abwicklungsmechanismen. Dazu komme eine interventionistische Politik wie auch das Beispiel Credit Suisse gezeigt habe. 

Trotz der besseren Ausgangslage als zu Zeiten der Finanzkrise kam es in der vergangenen Woche weltweit zum Abverkauf von Bankwerten. Dem konnte sich auch der traditionell banklastige ATX nicht entziehen: das Performanceplus von rund 10 % seit Jahresbeginn wurde innerhalb einer Woche ausgelöscht. Zu Buche steht nun ein zartes Minus von 0,06 % (Stand kurz vor Redaktionsschluss, Anm.). Kursverluste erlitten auch die Index-Großkaliber Erste Group und Raiffeisenbank International (RBI). Und auch die Bawag litt in den vergangenen Tagen und Wochen unter dem Banken-Abverkauf. Einzig die im prime market gelistete Addiko Bank setzte ihren Höhenflug unbeeindruckt fort. Sie hat seit Jahresbeginn ein Plus von rund 17 % vorzuweisen. 

RBI: Problem Russland-Exposure

Wobei der RBI nicht nur die aktuellen Turbulenzen im Bankensektor zu schaffen machten. Die Aktie leidet bekanntlich unter dem Russland-Exposure des Konzerns. Dabei konnte das Geschäftsjahr 2022 mit einem Gewinn von 3,63 Mrd Euro, was 10,8 E pro Aktie entspricht, abgeschlossen werden. Das Konzernergebnis ohne Russland und Belarus sowie der Gewinn aus dem Verkauf der bulgarischen Einheiten stieg gegenüber 2021 um 35 % auf 982 Mio Euro. Und auch die harte Kernkapitalquote von 16 % (ohne Russland: 14 %) bietet keinen Anlass zur Sorge. Positiv: Aktionäre können mit einer Dividende von bis zu 0,80 Euro pro Aktie des Bilanzgewinns 2022 rechnen. Noch steht allerdings nicht fest, wann sie ausgeschüttet wird. „Wir bleiben bei unserer Kaufempfehlung und der Meinung, dass die RBI-Aktie sehr günstig bewertet ist“, so Erste-Group-Analyst Thomas Unger in einem Report Anfang Februar.

Gute Zahlen für 2022 hat, wie der Börsen-Kurier berichtete, auch die Erste Group vorgelegt. Zur Erinnerung: Getrieben von einer guten Kreditnachfrage konnte ein der Nettogewinn von 2,16 Mrd Euro (2021: 1,92 Mrd Euro) erreicht werden. An die Aktionäre soll eine Dividende von 1,90 Euro pro Aktie ausgeschüttet werden. Stark: Sieben von insgesamt elf Analysehäusern, die die Aktie covern, haben eine „Kauf“- oder „Outperformance“-Empfehlung ausgesprochen. Weitere vier empfehlen sie zu halten bzw. sind „neutral“ auf das Papier eingestellt. 

Gemeinsam haben Erste Group und RBI, dass ihr Management einen guten Ausblick für 2023 ausgegeben hat. Wobei die RBI-Aktie von einem Verkauf des Russland-Geschäfts profitieren würde. 

Immerhin einen soliden Ausblick präsentierte die Bawag. Noch Mitte Februar als sie die Zahlen für 2022 bekanntgab, lag die Aktie seit Jahresbeginn mit 17 % im Plus. Mittlerweile ist daraus ein Minus von mehr als 8 % geworden. Die Analysten der Erste Group bleiben bei ihren „Halten“-Empfehlungen sowie dem Kursziel von 58,75 Euro. Aktuell notiert das Papier bei knapp 45 Euro. 

Die Addiko Bank, die ihren Nettogewinn 2022 nahezu verdoppeln konnte, bleibt die derzeit einzige heimische Bankaktie, die an der Börse im Plus steht. Erste-Analyst Unger sieht sowohl die Ergebnisse als auch den Ausblick des Instituts als positiv und verweist auf die „sehr ansprechende“ Dividendenrendite von 8 %.

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