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Lukrative Pharma-Aktien abseits der Pandemie

Roman Steinbauer | Börsen-Kurier

Nur wenige Arzneimittel-Papiere etablierter Anbieter mit starker Stellung sind günstig bewertet.

Derzeit stellt eine Covid-19-Impfung ein global umfassendes Thema dar. Meldungen überschlagen sich. Doch gilt es, Spekulationen und Verblendungen zu relativieren. Wenige, günstige Pharma-Aktien liefern Anlegern unterdessen mehr Reiz.

Kommerzielle Erwartungen an Covid-Impfstoffe wirken in absoluten Zahlen zwar beeindruckend. So kalkulierte Bernstein Research das Absatzpotential für die erste Impfwelle auf 17 Mrd. Euro. Den globalen Umsatz mit Vaccine bezifferte Zion Market Research für 2019 mit 46,1 Mrd. Euro, bei jährlichen Zuwächsen von 10 %. Laut Statista belief sich das Volumen des weltweiten Pharmamarktes hingegen auf 1,2 Bio. Euro. Die Verhandlungspreisspanne einer Anti-Covid-Ampulle zwischen öffentlichen Institutionen und den Herstellern liegt bei 3,60 und 17 Euro. Aber der Preisdruck nimmt zu. Die Nachrichtenagentur Reuters lenkt den Blick auf logistische Hürden. An die neue mRNA- Impfklasse würden strenge Temperaturanforderungen von unter -80°C gestellt, um die Wirksamkeit während des Transports und der Lagerung zu erhalten (üblicherweise erfolgt die Distribution bei circa 2 bis 8°C). Die Deutsche Post weist auf noch ungeahnte Belastungen in Bezug zu den klassifizierten „Super cooled“-Produkten hin. Das „Transit“-Problem ist ungelöst, die Tests zu Nebenwirkungen noch nicht durchlaufen. Fette schwarze Zahlen für an den Börsen gefeierte Impfstoff-Pioniere sind für das Jahr 2021 keineswegs gesichert. Fondsmanager werden nun danach trachten, Covid-Impfstoff-Hersteller im Portfolio auszuweisen. Das Potential einer herben Ernüchterung danach ist enorm.

Das teure, exklusive Gespann

Eine Vielzahl an Aktien dominierender Pharma-Vertreter präsentieren sich teuer. AstraZeneca (ISIN: US 0463531089, der Umsatz wuchs binnen drei Jahren um überschaubare 6 %) wurde durch die Impfstoff-Fantasie in luftige Höhen katapultiert, ist unterdessen mit 128 Mrd Euro und dem 60-fachen des Gewinns/Aktie bewertet. Auch Johnson & Johnson (US4781601046), Merck & Co. (US58933Y1055), AbbVie (US00287Y1091), Bristol-Myers (US1101221083) bis zu Eli Lilly (US5324571083), Novo Nordisk (US6701002056) und Novartis (US66987V1098) weisen KGVs zwischen 20 und 40 auf.

Reizvolles Niveau

Langfrist-Chancen ergeben sich bei kalkulierbaren, günstig bewerteten Pharma-Vertretern mit einer soliden Dividendenpolitik. Glaxo-Smithkline (US37733W1053) etwa schüttet 2,00 USD (1,70 Euro) aus und weist eine Dividendenrendite von 5,38 % auf. Der Rohgewinn steigt seit Jahren im hohen einstelligen Bereich. Als Wermutstropfen gelten Verbindlichkeiten von 86 % des Umsatzes. Diese Relation sieht bei Sanofi (47 %, US80105N1054) günstiger aus. Beim Pariser Konzern winkt eine Ausschüttung von 3,37 %. Der Titel schwankte und trat letztlich seit 2013 auf der Stelle, da die operativen Erträge seit 2016 schrumpften.

Biogen (US09062X1037) notiert am unteren Ende des Fünf-Jahres-Charts. Der Entscheid der Jury der Zulassungsbehörde FDA gegen die Zulassung eines Medikaments gegen Alzheimer sorgte jüngst für einen Fall der Aktie. Das Papier notiert noch beim Achtfachen des Gewinns, ein Dividendenzulauf jedoch entfällt.

Spekulativer die weit kleinere Supernus Pharmaceuticals (US8684591089, Arzneimittel Oxtellar XR und Trokendi XR zur Behandlung des zentralen Nervensystems). Das KGV reduzierte sich auf 9, da im Jahr 2019 erstmals der Umsatz (nach einem Anstieg um 90 % binnen zweier Jahre davor) gering erodierte. Volatil aber reizvoll präsentiert sich die Innoviva-Aktie (US45781 M1018). Das KGV liegt unter 6, der Rohgewinn schrumpfte nach einem fulminanten Anstieg 2018 im Vorjahr zwischendurch um 64 %.

 

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