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Ein Licht am Ende des Tunnels?

Zykliker: Experten sehen eine Verbesserung auf sehr geringem Niveau. 

Patrick Baldia | Börsen-Kurier

Die US-Techwerte haben bekanntlich den S&P 500 (Performance seit Jahresbeginn: +8,50 %) und den Nasdaq Composite (+30 %) im August zu neuen Höchstständen getrieben. „Angesichts der mittlerweile ambitionierten Bewertungen im Tech-Bereich hat in den vergangenen Wochen jedoch eine gewisse Sektor-Rotation eingesetzt und Anleger haben sich verstärkt zyklischen Aktien zugewandt“, meint Bernhard Haas, Fondsmanager bei der Erste Asset Management (EAM), zum Börsen-Kurier. Das sei sowohl auf die starke Unterstützung von Politik und Fed als auch auf die Hoffnung des Marktes, das ein Corona-Impfstoff gefunden wird, zurückzuführen.

Auch an der Wiener Börse haben zyklische Aktien im August ein Lebenszeichen von sich gegeben. „Es ist allerdings fraglich, ob man angesichts der Entwicklung der letzten Wochen bereits von einer Wende hin zu zyklischen Aktien sprechen kann“, meint Haas. Die jüngsten Unternehmenszahlen hätten jedenfalls gezeigt, dass viele Firmen nur eine sehr geringe Visibilität haben – allerdings eine höhere als noch vor zwei Monaten. Haas sieht eine Verbesserung auf „sehr geringem Niveau“. „Man könnte auch von einem Licht am Ende des Tunnels sprechen“, sagt er zu uns.

Für Wolfgang Matejka von Matejka & Partner Asset Management steht hinter den Kursanstiegen der Zykliker die Erwartungshaltung, dass sich die Wirtschaft erholen wird. Besonders wichtig sei daher, dass die Corona-Hilfsmaßnahmen tatsächlich bei den Unternehmen und in der Wirtschaft ankommen. „Wenn ja, könnte sich im ersten Quartal 2021 eine deutliche wirtschaftliche Erholung abzeichnen“, so Matejka. Da der Markt dies normalerweise ein bis zwei Quartale im Voraus vorwegnehme, sei es vom Timing her sicherlich nicht schlecht, derzeit an Zykliker zu denken.

Nicht nur Covid-19 ein Thema

„Sehr attraktiv bewertet“ ist für Matejka aktuell Polytech. Das Unternehmen punkte mit einer guten finanziellen Situation und einer flexiblen Produktionssteuerung. Auch stelle man mittlerweile zusätzlich Produkte her, die nicht von der kriselnden Automobilindustrie abhängen. Palfinger sei wiederum als Zulieferer der Bauindustrie „doppelt interessant“. Einerseits werde die Bauindustrie von den Corona-Hilfsmaßnahmen gestützt. Andererseits sollte das laufende Effizienzsteigerungsprogramm die Performance des Unternehmens verbessern. Die voestalpine ist für Wolfgang Matejka bewertungsmäßig „bereits ganz gut vorausgelaufen“. Nun gelte es aber zu beobachten, ob das Geschäft auch so schnell wieder anlaufe.

Während er bei den Wiener Ölwerten derzeit neutral bis vorsichtig sei, gefalle ihm die Addiko Bank in technischer Hinsicht „sehr gut“. „Die Aktie notiert aktuell bei 15 % des Eigenkapitals, was angesichts einer Eigenkapitalhöhe von 870 Mio. EUR absurd ist.“ Um diese Bewertung zu rechtfertigen, müsse viel passieren. Am wohlsten fühle er sich derzeit aber mit defensiven Zyklikern wie der Strabag.

„Die Kernfrage bleibt, ob eine Covid-19-Behandlungsmethode gefunden werden kann“, so Haas. Gelinge das, so könne der ATX einen guten Teil seines Rückstandes aufholen. Ansonsten sollte sich die volatile Seitwärtsbewegung kurzfristig fortsetzen. Als Anleger gelte es auszuloten, welche Unternehmen von der Pandemie bzw. den durch sie verstärkten Trends profitieren und welche nicht. Auch gehe es um die Frage, wer mit der Situation umgehen könne und wer nicht. „Man darf aber auch nicht vergessen, dass derzeit nicht nur Covid-19 ein Thema ist“, so Haas. Nachsatz: „Die Unternehmen müssen auch den bereits vor der Pandemie begonnen Abschwung der Weltwirtschaft verdauen.“

 

 

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