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Kommt jetzt ein Dividendenregen?

Patrick Baldia|Börsen-Kurier

Im Vorjahr gestrichene oder gekürzte Dividenden könnten heuer nachgezahlt werden.

Die aktuell spannendste Frage der Wiener Dividendensituation 2021 ist sicherlich, wie viel Dividende die Banken ausschütten werden. Bis Ende September sollten ihre Dividendenzahlungen laut Empfehlung der EZB weder 15 % des akkumulierten Gewinns der Jahre 2019 und 2020 noch 20 Basispunkte des harten Kernkapitals überschreiten. Nur ein Beispiel: die Bawag hatte für das Geschäftsjahr 2020 eine Ausschüttung von 460 Mio Euro vorgesehen. Nun will die Bank der ao. HV am 3. März nur 40 Mio. Euro Dividende in Form einer Einlagenrückzahlung vorschlagen.

Was im 4. Quartal erlaubt sein wird, steht für Christoph Schultes, Chief Analyst des CEE Equity Teams der Erste Group, noch in den Sternen. „Sicher ist nur so viel: Wenn die Banken dürfen, werden sie auch mehr Dividende auszahlen“, so der Experte. Auch die Bawag hat im Übrigen angekündigt die verbliebenen 420 Mio. Euro Dividende im 4. Quartal auszuzahlen.

Bei den Unternehmen aus anderen Sektoren hängt die Frage, ob und wie viel Dividende ausbezahlt wird, stark von der Ergebnisentwicklung hab. Schultes stimmen jedenfalls die zuletzt vorgelegten Zahlen optimistisch – in Summe wären mehr positive als negative Ergebnisse berichtet worden. „Wir rechnen daher damit, dass die Unternehmen, die im Vorjahr keine oder weniger Dividende ausgeschüttet haben, das heuer nachholen könnten“, so der Erste-Group-Analyst. Dazu zähle etwa die Immofinanz, die die Dividende für das Geschäftsjahr 2019 bekanntlich gestrichen hat und auf einen riesigen Cash-Polster sitzt. Bei der Andritz, die für 2019 0,50 Euro pro Aktie ausschüttete (2018: 1,55 Euro), liegen die Konsensus-Schätzungen dagegen auf dem Vorjahresniveau. 

„Auch bei der Post ist die Krise nicht ganz spurlos am Ergebnis vorbeigegangen“, so Schultes weiter. Daher wären die 2,08 Euro vom Vorjahr eher unwahrscheinlich. Realistischer sei eine Dividende zwischen 1,60 und 1,65 Euro pro Aktie. Bei der OMV rechnen Analysten mit 1,85 Euro pro Aktie (2019: 1,75 Euro). Verbund-Aktionäre wiederum können laut Konsensus-Schätzungen mit einer leicht erhöhten Ausschüttung von 0,73 Euro pro Aktie (2019: 0,69 Euro) rechnen. Freude dürfte bei Semperit-Aktionären aufkommen. Der Gummi-Verarbeiter, der in den vergangenen Jahren nichts ausgeschüttet hat und von der boomenden Medizinsparte profitiert, hat eine fette Dividende von 1,50 Euro pro Aktie angekündigt.

Wie wird die Dividendensaison an wichtigen internationalen Märkten heuer voraussichtlich ausfallen? „Wir gehen davon aus, dass die Dividenden in Europa und den USA heuer steigen werden“, sagt Robert Riefler, Manager des „3 Banken Dividenden-Aktienstrategie“. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit würden dort die Unternehmensgewinne gegenüber 2020 steigen. Gut gefallen dem Fondsmanager aktuell Unternehmen, die über hohe Qualität und Solidität verfügen, die an sie gestellten Erwartungen jedoch kurzfristig nicht erfüllen können. Dazu gehören etwa große Namen wie Unilever, Roche und Novartis.

In Deutschland sollten 40 % der Unternehmen im HDAX (Index, der alle Werte aus DAX, MDAX und TecDAX zusammenfasst, Anm.) die Dividende heuer anheben, was 3 % weniger wäre als im schwachen Jahr 2020, so eine aktuelle Studie der deutschen DZ Bank. 

Je 20 % sollten die Ausschüttung konstant halten, kürzen oder wie im Vorjahr keine Dividende zahlen. Höhere Ausschüttungen werden in den Sektoren Konsum, Telekom und Immobilien erwartet, Kürzungen hingegen bei Automobil-, Gesundheits- und Industriewerten.

 

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