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Dividenden schlagen Zinskupons

Roman Steinbauer | Börsen-Kurier 

Nur lange Laufzeiten führen zu einer Favorisierung von Anleihen gegenüber Aktien.

Führende europäische Aktienindizes stiegen seit November 2023 ohne nennenswerte Rückschläge dynamisch an. Gleichzeitig verharrt das Zinsniveau der Unternehmensanleihen (mit einem Moody‘s-Bonitätsrating von zumindest A3, Anm.) auf einem zuvor gestiegenen Niveau. Anlass für den Börsen-Kurier, Dividendenrenditen etablierter Standardwerte den Bond-Erträgen der Konzerne gegenüberzustellen. 

Vorweg: Die höchste Diskrepanz zugunsten der Aktie weisen Wertpapiere deutscher Autobauer auf. So schüttet die Mercedes Benz Group für das Geschäftsjahr 2023 eine Dividende von 5,30 € pro Aktie aus - zur aktuellen Notiz eine Rendite von 7,10 %. Mittels einer gewählten Mercedes-Anleihe mit Endfälligkeit Juli 2037 sind dagegen lediglich 3,36 % pro Jahr an Zinsrendite zu bekommen. 

An einer Dividende, die einem Rückfluss von 7,22 % entspricht, erfreuen sich zudem Aktionäre der VW-Vorzüge. Bei der Zeichnung von Schuldscheinen der Wolfsburger, die erst 2038 abzulösen sind, sind geradewegs 3,96 % p.a. zu erwarten. 

Bescheidenere Erträge liefern Bonds mit kürzeren Laufzeiten. Anleihen der BASF Finance Europe (die Finanz-Tochtergesellschaft der Gruppe) mit einem Kupon von 0,75 % und einer Restlaufzeit von von 2,6 Jahren notierten am 4. April bei 94,93 %. Daraus errechnet sich eine jährliche Rendite von 2,79 %. Aktionäre des Chemie-Riesen lukrieren hingegen mittels Gewinnausschüttung auf derzeitiger Kursbasis 6,42 %. 

Schuldscheine der Finanzierungsgesellschaft der Allianz, der Allianz Finance II B.V., sichern Investoren (Kupon: 1,75 %; Restlaufzeit: 7,1 Jahre) aktuell eine rechnerische Rendite von 3,00 %. Die Gewinnausschüttung an das Eigenkapital der Allianz Gruppe bringt jedoch 5,26 % ein. 

Ebenso haben für den Investor selbst Langläufer-Obligationen der heimischen Verbund AG (Laufzeit 2041) mit 3,37 % in Hinblick zu einer Dividendenquote von 5,47 % das Nachsehen.

Lange Laufzeiten liefern punktuelle Vorteile

Dennoch kann sich die Wahl langer Laufzeiten für Anleihen rechnen und die Relation teils umkehren. Dies zeigt ein Blick auf Wertpapiere des operativ auch in Großbritannien beheimateten Industriegase-Konzerns Linde. So sind mit Fälligkeit Mai 2032 und einer Kupon-Ausstattung von 0,55 % Euro-Obligationen aktuell zu 81,7 % des Nennwerts zu bekommen. Daraus ergibt sich eine jährliche Zinsrendite von 3,25 %. Aktionäre des Weltmarktführers dieses Segments haben sich hingegen mit einer Dividendenrendite von 1,21 % zu begnügen. 

Mit Endfälligkeit September 2042 und einem Kupon von 3,75 % (Notiz: 86,64 %) sind mit einer Ausbeute von 5,16 % derzeit auch Gläubiger des Siemens-Konzerns im Vorteil. Liegt doch die Gewinnausschüttung der Aktien lediglich bei 2,81 %. 

Und wie sieht es bei Bonds mit geringerer Bonität aus? Selbst Obligationen des Energieversorgers E.ON (Moody‘s Rating Baa2) mit einer Restlaufzeit von 63 Monaten liefern nur eine Zinsrendite von 3,23 % ab, während Aktien des Essener Konzerns 4,27 % an Gewinnrückflüssen generieren.

 

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