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Die Profiteure des US-Infrastrukturprogramms

Michael Kordovsky|Börsen-Kurier

Wir haben für Sie eine Vielzahl potenzieller Gewinner-Aktien in der gesamten Wertschöpfungskette gefunden. 

Gegenwärtig befasst sich der US-Kongress mit einem 2,3-Bio. USD teuren Infrastrukturprogramm für die USA, dessen Gegenfinanzierung unter anderem durch eine faktische Verdopplung der Kapitalertragssteuer für Reiche auf fast 40 % erfolgen sollte. 11 % der Wirtschaftsleistung fließen weitgehend in Projekte mit Multiplikatoreffekt bzw. Folgeinvestitionen entlang der Wertschöpfungskette. Anhand geplanter Details dieses Vorhabens lassen sich bereits die zu erwartenden Sieger definieren:

650 Mrd. USD sind für Transport, sprich Straßen, Schiene und Verkehr vorgesehen. Vor allem die Brückensanierung ist schon lange überfällig und auch so manche Straßen in den USA brauchen Erneuerung. Entsprechend willkommen ist dieses Vorhaben: Straßen und Autobahnen mit einer Länge von 20.000 Meilen genauso wie die Sanierung der Top 10 der wirtschaftlich bedeutendsten Brücken und 10.000 weiterer. Die Bundesausgaben für den öffentlichen Nahverkehr sollen sich auf 85 Mrd. USD verdoppeln, weitere 80 Mrd. USD sollen in die Bahngesellschaft Amtrak investiert werden.

650 Mrd. USD sollen dem Wohninfrastrukturbereich zur Verfügung gestellt werden: Konkret geht es um die Förderung von Bau und Renovierung von 2 Mio. Wohnungen und Krankenhäuser für Armeeveteranen, sauberes Wasser, Erneuerung und Erweiterung der Stromnetze und den Ersatz sämtlicher Trinkwasserrohre aus Blei in rund 10 Mio. Haushalten. Darüber hinaus ist ein Breitbandzugang für die 35 % der Einwohner in ländlichen Regionen vorgesehen, die bisher keinen haben.

580 Mrd. USD sollen für Industrie, Weiterbildung und Forschung sein, davon gehen 180 Mrd. USD in Forschung und Entwicklung mit Schwerpunkt sauberer Energie und in noch unbestimmte Anreize für Firmen, die in Kohlerevieren Jobs schaffen und die US-Lieferkette ausbauen. Die Halbleiterfertigung, in der Engpässe vorherrschen, sollte noch 50 Mrd. USD erhalten und mit weiteren 15 Mrd. USD will Joe Biden neue (Umwelt-)Technologien (Stichwort Wasserstoff) und eine neue Generation von Atomkraftwerken fördern. 

Indessen sind für den E-Automarkt 174 Mrd. USD unter anderem in Form von Zuschüssen beim Autokauf und dem Bau eines Netzes von 500.000 Ladestationen bis 2030 vorgesehen.

Die börsennotierten Gewinner und Profiteure

115 Mrd. USD sind für Brücken und Straßen vorgesehen, und genau das ist der Bereich der Baufirma Construction Partners (ISIN: US21044C1071). Aber auch Sterling Construction (US8592411016) und Granite Construction (US3873281071) fallen in diese Kategorie, wobei letztere auch über viel Kompetenz in der Wasser-/Abwasser-Infrastruktur verfügt und Asphaltbeton anbietet. Im Anlagenbau noch eine Größe ist die Fluor Corporation (US3434121022). Diese Firmen sind jedoch bei Projekten von Subunternehmen und Lieferanten von Komponenten und Baumaterialien abhängig und genau diese werden derzeit sehr schnell teurer. 

Neben Klassikern wie LafargeHolcim (CH0012214059) oder HeidelbergCement (DE0006047004), die auch in den USA tätig sind, gehören hier vor allem Schottergrubenbetreiber und Anbieter von Beton zu den großen Gewinnern. Vulcan Materials (US9291601097) ist stark auf Asphalt-Mix und Ready-Mix-Beton fokussiert und weist tendenziell eine sehr starke Wachstumsdynamik auf. Beton bieten auch U.S. Concrete (US90333L2016) und Eagle Materials (US26969P1084) an, die beide aussichtsreich erscheinen.

Im Bahnbaubereich sollte neben der heimischen voestalpine auch ein Blick auf die italienische Salcef Group (IT0005388266) geworfen werden.

Die Klassiker

Die sichersten Gewinner sind jedoch klassische Bergbauunternehmen, die die Rohstoffe aus dem Boden holen und von der aktuell starken Nachfrage und steigenden Preisen profitieren. Kupfer, Nickel, Palladium, Platin, Silber und Eisenerz sind im Aufwind. Gewinner sind Bergbauunternehmen wie Rio Tinto (GB0007188757), BHP Billiton (AU000000BHP4), Vale (US91912E1055) und Anglo American (GB00B1XZS820). Aber auch auf Stahlkocher wie US-Steel (US9129091081) und ArcelorMittal (LU1598757687) sollte ein Blick geworfen werden.

In Bezug auf Erneuerung von Stromnetzen interessant erscheinen General Electric (US3696041033) und Siemens (DE0007236101). Gleichzeitig ist in der Halbleiterindustrie eine größere Kapazitätsausweitung erforderlich. Mikrochips sind knapp und als Hersteller von Anlagen zur Chipproduktion erscheint Applied Materials (US0382221051) als klarer Gewinner. Bezüglich E-Autos ist eine gewisse Vorsicht auf der Ebene der Autohersteller noch angebracht. Hingegen auf der Rohstoff-Seite am Ende der Wertschöpfungskette gewinnen auf jeden Fall diverse Bergbaufirmen. 
Im Wasserstoffbereich sollte indessen ein Blick auf Aktien von Unternehmen geworfen werden, die Wasserstoff herstellen und speichern, wie z.B. Nel Asa (NO0010081235) oder Linde (IE00BZ12WP82), denn hier entsteht die Basis der zukünftigen „Wasserstoffwirtschaft“.

 

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