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Börsengehandelte Indexfonds mit starken Zuflüssen

Roman Steinbauer | Börsen-Kurier

Exchange Traded Funds ziehen die Liquidität ungebrochen auf sich. 

Nach Auswertungen des Finanzdienstleisters Morningstar nahmen 2022 - angesichts des schwächsten Aktienjahres seit der Wirtschaftskrise vor 15 Jahren - die globalen Netto-Geldflüsse in alle Fonds-Kategorien insgesamt um 530 Milliarden US-Dollar (485 Milliarden Euro) ab. Seit die Analysten der Chicagoer Gesellschaft 2008 begannen, diese Kapitalströme zu messen, erwies sich 2022 damit als erstes Jahr mit einem organischen Rückgang. Auffallend war dabei die unterschiedliche Beliebtheit bei Neu-Veranlagungen von Exchange Traded Funds (ETFs) und klassischen Aktienfonds. Klassische Fonds mussten einen Abfluss um 1,34 Billionen US-Dollar (1,26 Billionen Euro) hinnehmen, während der Mittelzufluss bei ETFs 754 Milliarden US-Dollar (689 Milliarden Euro) betrug.  

Im ersten Halbjahr 2023 wurde in das gesamte Fonds-Universum wieder ein schmaler Netto-Zufluss von 54 Milliarden US-Dollar (49,4 Milliarden Euro) registriert. Dabei vereinnahmten 66 % des errungenen Volumens die Finanzdienstleister aus den USA für sich. 

Überwältigende Dominanz

Da die Entwicklung und die Ausrichtung im Anlageverhalten nach wie vor durch die Vereinigten Staaten geprägt wird, sind für Anleger als auch Investmenthäuser die jüngsten Geldstrom-Bewegungen in den USA auch für Europa von Bedeutung. ETFS Capital Investment veröffentlicht dazu periodisch auf der Plattform etf.com die Zuflüsse in Produkte des Fonds-Universums. Die Daten für die USA zeigen dabei auf: Im Oktober flossen 34,4 Milliarden US-Dollar (31,5 Milliarden Euro) in ETFs aller Kategorien. Der gesamte Fonds-Sektor (inklusive ETFs) konnte 37,8 Milliarden US-Dollar (34,6 Milliarden Euro) generieren. Aktienfonds waren davon umgerechnet 20,7 Milliarden Euro, Angebote zu festverzinslichen und weiteren Basisanlagen 13,9 Milliarden Euro zuzurechnen. Als Kapitalmagneten erwiesen sich börsennotierte Index-ETFs, die den populären amerikanischen S&P-500-Index abbilden. Werden die offerierten Produkte individuell betrachtet, etablierte sich vergangenen Monat der (auch an deutschen Börsen gelistete) „iShares Core S&P 500 ETF“ (ISIN: IE00B5BM R087), der 7,87 Milliarden Euro anzog, an vorderster Front. Damit liegt dieser Index-ETF von BlackRock Investment im Jahr 2023 hinter dem „Vanguard 500 Index Fund“ (IE0002639668) auf Platz zwei. Durch aufkeimende Hoffnungen einer Zinswende waren im Oktober zudem auffällig stark auf Anleihen fokussierte Varianten gesucht. Hier stiegen die Mittelzuflüsse in den „SPDR Bloomberg 1-3 Month T-Bill ETF“ (IE00BJXRT698) sowie in den „iShares 20+ Year Treasury Bond ETF“ (IE00BSKRJZ44) mit +5,49 Milliarden Euro bzw. +2,65 Milliarden Euro stark an. 

Gesuchte Staatsanleihen, gemiedene Unternehmensanleihen

Das festverzinsliche Segment nimmt somit eine bedeutende Rolle ein. Bei Investoren ist aber derzeit eine überwältigende Präferenz zu Angeboten festzustellen, die auf Staatsanleihen fußen. Konträr dazu werden Anlagen zu (den oft höher verzinsten) Unternehmensanleihen gemieden und pessimistischer gesehen. Die größere Spanne zwischen den An- und Verkaufskursen und mögliche schwerwiegende Folgen für emittierende Firmen durch die labile Wirtschaftslage halten Interessenten von einem Engagement ab. Denn in einer Rezession (die in den USA heuer noch nicht eintrat) könnten die Kreditausfallraten doch steigen. So führt der „iShares iBoxx USD High Yield Corporate Bond ETF“ (IE00B4PY7Y77) die Liste der Geldabzüge im Oktober mit 2,56 Milliarden Euro an. Keinesfalls im Trend liegen zudem Investitionen in Schwellenländer. Denn der „iShares MSCI Emerging Markets ETF“ (US4642872349) befindet sich mit Kapitalabflüssen von 2,01 Milliarden Euro unmittelbar dahinter.

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Hinweis

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