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Die Austro-Ertragsstrategie

Michael Kordovsky | Börsen-Kurier

Österreichische Unternehmensanleihen in Kombination mit soliden Dividendenwerten.

Nach den jüngsten Leitzinsanhebungen werden auch Unternehmens-Anleihen interessanter. Gleichzeitig gibt es nach wie vor attraktive Dividendenzahler an der Wiener Börse.
Anleihen von profitablen Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote von mindestens 25 % bieten relativ sichere Erträge, sofern sich die fundamentale Situation nicht grundlegend verändert. Zweistellige Kursverluste auf Jahressicht sind bei heimischen Unternehmensanleihen keine Seltenheit. Je länger dabei die Laufzeit ist, desto größer sind in einem steigenden Zinsumfeld die Kursverluste. Doch sobald die Notenbanken mit einer Beruhigung der Inflation eine Leitzinsanhebungspause in Aussicht stellen, winken eventuell deutliche Kursgewinne. Allerdings sollten die Emittenten gut ausgesucht werden. 

Interessant ist beispielsweise die bis 20.2.2032 laufende Anleihe der EVN mit der ISIN XS0744577627 und einem Kupon von 4,125 %, die auf Jahressicht 17,6 % im Minus liegt. Ein Moody‘s-Rating von A1, Ausblick stabil, und eine Eigenkapitalquote von 58,9 % sowie zu 51 % im Besitz des Landes Niederösterreich - das spricht für Sicherheit. Somit ist eine Rendite der Anleihe bis Laufzeitende von 3,72 % p.a. in Ordnung. Nachteil: Nominalwert 100.000 E.

Angesichts eines Nominalwerts von 1.000 EUR für ziemlich jeden Anleger geeignet ist indessen die Anleihe der ÖBB-Infrastruktur AG mit Laufzeit bis 18.5.2032 und einem Kupon von 3,375 % (ISIN: XS0782697071). Nach einem Jahreskursverlust von 18,6 % liegt die Rendite bis Ende der Laufzeit wieder bei 2,74 % p.a. Das vollständig staatliche Unternehmen weist ein Moody‘s Rating von Aa1, Ausblick stabil, auf.

Attraktiv erscheinen auch die EO-Medium-Term Notes 2020(28) der OMV mit Fälligkeit 9.4.2028, Nominale/Stückelung von 1.000 EUR und einem Kupon von 2 % (ISIN: XS2154347707), die aufgrund eines Kurses von weit unter Nominalwert derzeit (13.1.) eine Rendite bis Laufzeitende von 3,08 % p.a. aufweisen. Die OMV ist als staatsnahes Unternehmen mit einem Moody‘s-Rating von A3, Ausblick stabil, bewertet.

Auf eine kurze Restlaufzeit bis 2.5.2024 bringt die Wienerberger AG EO-Schuldverschreibung 2018 (24) (ISIN: AT0000A20F93) mit einem Kupon von 2 % eine Rendite von 4 % p.a. Eine Stückelung bzw. Nominalwert von 1.000 EUR ermöglichen einer breiten Anlegerschaft den Zugang zu diesem Investment mit günstigem Chancen-/Risiko-Verhältnis, denn Wienerberger überzeugt mit einem Unternehmensanleihen-Rating von Ba1, Ausblick positiv. Das Unternehmen profitiert von den hohen Baustoffpreisen. In den ersten neun Monaten 2022 konnte der freie Cashflow um 48 % auf 350,8 Mio. EUR gesteigert werden.

Nachranganleihe der Wiener Städtischen

Ebenfalls einen Nominalwert von 1.000 EUR weist eine nachrangige Anleihe der Wiener Städtischen Versicherung auf. Wegen des untergeordneten Ranges im Insolvenzfall sind bei nachrangigen Papieren die Renditen als Risikoausgleich entsprechend höher. Die Anleihe der Wiener Städtischen mit Laufzeit bis 11.5.2027 und einem Kupon von 3,50 % (ISIN: AT0000A1VKJ4) weist eine Rendite bis Ende der Laufzeit von 3,875 % p.a. auf.

Die Unternehmensanleihen können in einem „Austro-Ertrags-Portfolio“ als solide Basis mit 50 bis 60 % gewichtet werden. Der andere Teil sind Dividendentitel mit einer Dividendenrendite von mehr als 5 %.

Bawag, Österreichische Post, VIG und Uniqa als Dividendenquartett

Zwar gibt es weltweit rund 150 Dividendenzahler, die in der Lage waren mindestens 25 Jahre in Folge ihre Dividenden zu erhöhen, doch in Österreich sind bereits 15 Jahre und mehr an relativ solider Dividendenhistorie eine Besonderheit. Dabei sollten Anleger darauf achten, dass die höheren Dividendenrenditen (in unserem Falle 5 %) durch Gewinne und Cashflows nachhaltig gedeckt sind. 

Ein solider High-Yield-Dividendentitel ist beispielsweise die Österreichische Post. Von 2012 bis 2021 war die Dividendenausschüttung in jedem Jahr durch den operativen Free Cashflow gedeckt. Selbst bei einer Dividendenreduktion von 1,90 auf 1,65 EUR/Aktie läge bei einem Kurs von 32,55 EUR die Dividendenrendite noch bei 5,07 %. 

Eine effiziente Bank in soliden Segmenten ohne Engagement in Russland und der Ukraine ist die Bawag Group, deren NPL-Ratio (Anteil fauler Kredite am Gesamtportfolio) im dritten Quartal 2022 lediglich bei 1,0 % lag. Das Institut steigerte die operativen Kernerträge in den ersten neun Monaten 2022 um 9 % auf 986 Mio. EUR und das Ergebnis vor Risikokosten um 16 % auf 636 Mio. EUR, zumal die operativen Aufwendungen als Folge der in den letzten zwei Jahren umgesetzten Maßnahmen zur Effizienzsteigerung um 2 % zurückgingen und die Cost-/Income-Ratio um 4,0 %-Punkte auf 35,9 % zurückging. Setzt sich die Ertragsdynamik weiter fort, winken kräftige Dividendenanhebungen in den kommenden Jahren und selbst bei gleichbleibender Dividendenhöhe läge die Dividendenrendite bei 5,66 %.

Interessante Dividendentitel sind auch Uniqa und Vienna Insurance Group (VIG). Uniqa weist auf Basis eines Kurses von 7,52 EUR eine Dividendenrendite von 7,31 % auf. Ein stabiles Kerngeschäft in Österreich sowie Zentral- und Osteuropa mildert Abschreibungen auf russische Anleihen sowie Belastungen aus Großschäden und Naturkatastrophen ab. Laut Schätzungskonsens rechnen Analysten von 2023 bis 2026 mit kontinuierlichem Gewinn- und Dividendenwachstum.

Die VIG konnte in den ersten drei Quartalen 2022 die verrechneten Prämien um 13,6 % steigern und das Periodenergebnis von 274,6 auf 302,4 Mio. EUR  verbessern. Seit dem Börsengang 1994 hat die VIG konstant jährlich eine Dividende ausgeschüttet. Am 25.5.2022 (Dividenden-Zahltag) lag die Ausschüttung für das Geschäftsjahr 2021 bei 1,25 EUR/Aktie. Hält dieser Level, wäre dies auf Basis eines Kurses von 23,70 E eine Dividendenrendite von 5,27 %. Die historische Dividendenkontinuität spricht auf jeden Fall für die VIG.

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Hinweis

Die Wiener Börse AG verweist ausdrücklich darauf, dass die angeführten Informationen, Berechnungen und Charts auf Werten aus der Vergangenheit beruhen, aus denen keine Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung oder Wertbeständigkeit gezogen werden können. Im Wertpapiergeschäft sind Kursschwankungen und Kapitalverluste möglich. Der Beitrag gibt die persönliche Meinung des Autors wieder und stellt keine Finanzanalyse oder Anlageempfehlung der Wiener Börse AG dar.

Preisinformation

OMV 2% Anleihe 20-28/S.16
Wienerberger 2% Bonds 18-24
WrStaedVIG 3,5% nr SV 17-27/1
Oesterreichische Post AG
BAWAG Group AG
VIENNA INSURANCE GROUP AG
UNIQA Insurance Group AG