"IPO Success Stories" – gemeinsam mit Trending Topics sprechen wir mit einigen der angesehensten und wichtigsten Unternehmerinnen und Unternehmern Österreichs über den Weg ihrer Firmen an die Börse.
Die Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG, kurz SBO, ist ein weltweit äußert wichtiger Zulieferer für die Energiebranche. Die Hochpräzisions-Technologien der in Niederösterreich beheimateten Firma werden nicht nur in der Öl- und Gasindustrie eingesetzt, sondern auch in der Halbleiterindustrie und der Geothermie. Und: Das 3D-Druck-Verfahren Direct Metal Laser Sintering (kurz DMLS) kommt sogar in der Raumfahrt zum Einsatz.
IPO Success Story der SBO direkt anhören:
SBO ist seit 2003 an der Wiener Börse notiert. Besonders spannend dabei: Das Unternehmen hat sein IPO eigentlich an der NASDAQ Europe im Jahr 1997 hingelegt. CEO Gerald Grohmann hat in seinen 22 Jahren als Chef des Unternehmens enorm viel Erfahrung mit der Börse gesammelt und erzählt, wieso die Wiener Börse schließlich die richtige Wahl war. Ihm zufolge hat sich seit dem Börsengang die Marktkapitalisierung fast verzehnfacht, was bereits auf den großen Erfolg hinweist.
Wiener Börse lockt internationale Investoren an
Gerald Grohmann zufolge war der Sprung von NASDAQ Europe zur Wiener Börse keine leichtfertige Entscheidung.
„Der Wechsel war eine sehr intensive Überlegung, wir waren nicht zufrieden mit unserem Kurs und dem Service bei der NASDAQ Europe. Ich nannte diese damals immer eine 'Dornröschenbörse'. Deshalb haben wir lange einen besseren Börsenplatz gesucht und uns viele Optionen angeschaut. Die Wiener Börse war dabei die beste und wir haben diese Entscheidung bis heute nicht bereut“, sagt Grohmann heute im Podcast-Interview.
Dabei bietet die Wiener Börse viele entscheidende Vorteile.
„Als österreichisches Unternehmen bekommt man im Leitindex ATX wesentlich mehr Aufmerksamkeit, sowohl in der Öffentlichkeit als auch seitens der Medien. Gleichzeitig hat man Zugang zu Investoren aus der ganzen Welt. Ein Drittel unserer Geldgeber kommt aus Nordamerika, ein Drittel aus Europa außerhalb von Österreich und nur ein Drittel aus Österreich selbst“, so Grohmann.
Börsengang macht attraktiver für Fachkräfte
Für SBO war der Börsengang aus verschiedenen Gründen wichtig. Definitiv der wichtigste ist der Zugang zu günstigem Eigenkapital und in weiterer Folge auch die Möglichkeit der Kapitalerhöhung um Wachstum zu finanzieren. Die erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit machte es dem Unternehmen leichter, Banken von sich zu überzeugen. Ebenfalls deutlich einfacher wurde dadurch der Mergers & Acquisitions-Prozess. „Das Gegenüber kann dank der Börsennotierung auf unsere Website schauen und dadurch wesentlich mehr Informationen über uns einsehen“, erklärt Grohmann.
Darüber hinaus machte der Börsengang SBO auch zu einem interessanteren Arbeitgeber, der Fachkräfte erreicht, die ansonsten nicht verfügbar werden. Beispielsweise hat SBO so seinen New Business Developer gewonnen, der die nachhaltige Wende der Firma vorantreibt. Letztlich fungiere eine Börsennotierung auch als Fitnesskur für ein Unternehmen.
„Man muss dadurch hier immer auf Ballhöhe sein und das erfordert hohe Kondition und Fokus.“
IPO erfordert „absolute Transparenz“
Doch nicht nur Boom-Phasen hat SBO in seiner langjährigen Geschichte an der Wiener Börse erlebt. Beispielsweise hat sich das Unternehmen durch die Finanzkrise von 2008 bewegt. Doch laut Grohmann hat man die Herausforderungen immer mit einem wichtigen Prinzip gemeistert: „Man muss immer absolute Transparenz zeigen, alles andere rächt sich. Ehrlichkeit kommt bei allen, auch bei Investoren, gut an. Egal, ob in guten oder in schlechten Zeiten, es ist wichtig, ein realistisches Bild für die Zukunft zu zeichnen“, meint der SBO-CEO.
Dank seines großen Erfahrungsschatzes im Bereich der Börsengänge kann Grohmann auch jungen Gründern, die selbst an ein IPO denken, wertvolle Tipps mitgeben.
„Man braucht zuerst einmal eine gute Story, also einen triftigen Grund dafür, dem Kapitalmarkt eine solche Möglichkeit zu offerieren. Und auch hier ist wichtig, realistisch zu bleiben und nicht das Blaue vom Himmel zu versprechen. Ein weiterer bedeutender Schritt ist es, zuvor das Finanzmarkt-Umfeld genau zu untersuchen. Wenn ein IPO hier nicht förderlich ist, empfiehlt es sich, noch zu warten.“
SBO: Nachhaltige Energien und New Space Economy
Auch wenn SBO sich schon in der Energiebranche weltweit etabliert hat, stehen große Veränderungen bevor. Immerhin muss die gesamte Energiebranche derzeit wesentlich nachhaltiger werden. SBO ist das auch wichtig, weswegen das Unternehmen eine ambitionierte Strategie bis 2030 aufgestellt hat.
„In Zukunft werden viele andere Energiequellen als Öl und Gas Bedeutung erlangen. Wir sind beispielsweise jetzt schon bei der Geothermie mit dabei und planen erste Projekte mit Shell in den Niederlanden, Afrika und dem US-Bundesstaat Utah. Für uns war Geothermie ein selbstverständlicher Start in nachhaltigere Energien, immerhin kommen dabei die gleichen Bohrwerkzeuge, die wir jetzt schon nutzen, zum Einsatz. Darüber hinaus wollen wir Wasserstoff als zweites Standbein aufbauen“, so Gerald Grohmann.
Und ebenfalls ziemlich spannend: SBO versorgt die ganz großen US-Raumfahrtorganisationen mit Edelstahl-Bauteilen für ihre Raketen, und ist damit auch zu einem wichtigen Player in der New Space-Ökonomie geworden.
Grohmann: „Das ist ein großer Motivationsschub für die Mitarbeiter, die sagen: Wow, da sind wir dabei, aber nicht mit dem Kaffeebecherhalter für den Astronauten, sondern mit anspruchsvollen Units, die die Raketen ins All treiben.“