"IPO Success Stories" – gemeinsam mit Trending Topics sprechen wir mit einigen der angesehensten und wichtigsten Unternehmerinnen und Unternehmern Österreichs über den Weg ihrer Firmen an die Börse.

Als Kernaktionär und Aufsichtsratsvorsitzender des österreichischen Leiterplattenherstellers AT&S mit einer Marktkapitalisierung von mehr als einer Milliarde Euro hat Dr. Hannes Androsch eines der wichtigsten österreichischen Tech-Unternehmen mit aufgebaut. Es ist seit 2008 an der Wiener Börse notiert und konnte 2022/2023 einen Umsatz von rund 1,8 Mrd. Euro erwirtschaften. Die Zeichen stehen trotz – oder gerade wegen – der weltweiten Chip-Krise auf Wachstum: AT&S plant laut Androsch die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von aktuell 16.000 mittelfristig auf über 20.000 zu erhöhen. Der Umsatz wird dann planmäßig bei dreieinhalb Milliarden Euro stehen.

Was waren die Erfolgsfaktoren für diese österreichische Success Story? Am Anfang stand Vertrauen. Und zwar das Vertrauen von Androsch, gemeinsam mit Helmut Zoidl und Willi Dörflinger ein verlustreiches Staatsunternehmen mit drei Standorten, 1.100 Mitarbeiter, jährlich etwa einer Milliarde Schilling Umsatz, aber 650 Millionen an Bankverbindlichkeiten, zu übernehmen.

„Erfreulicherweise hat sich die Situation nach Übernahme weiter stark verbessert, sodass wir am europäischen Markt ein Player für den Leiterplattenbereich geworden sind“, sagt Androsch heute. „Damals konnten wir alle nicht ahnen, welchen Aufschwung die Mikroelektronik im digitalen Zeitalter erleben wird.“

IPO Success Story der AT&S direkt anhören:

Anleihe-Emissionen für weitere Kapitalrunden

Um die starke Expansion von AT&S in Österreich und Asien (mit Standorten in China, Indien, Korea und zuletzt Malaysia) voranzutreiben, war der Börsengang von AT&S zentral. „Wenn man stark expandiert und viel investiert, braucht man entsprechende Finanzierungsmittel, und die bekommt man nur, wenn auch Eigenkapital zur Verfügung steht. Da wird es selber nicht hatten, und die Firma das auch so rasch nicht aus Selbstfinanzierung schaffen konnte, war der Börsengang der naheliegende Weg. Diesen vollzogen wir an der Tech-Börse in Frankfurt, um dann 2008 auf die Wiener Börse zu wechseln, weil die sich sehr erfreulich entwickelt hat“, so Androsch.

Wichtig zu wissen: Unternehmen können nicht nur beim IPO selbst Geld einnehmen, sondern als börsennotiertes Unternehmen den Kapitalmarktwiederholbar durch Kapitalerhöhungen für Eigenkapital bzw. mittels Anleihen für Fremdkapital als Finanzierungsquelle anzapfen.. AT&S hat das an der Wiener Börse immer wieder getan: Seit der Notierung an der Wiener Börse hat das Hightech-Unternehmen drei Mal den Kapitalmarkt für Anleihe-Emissionen genutzt: 2008, 2011 und 2017. Diese Emissionen fanden in der Größenordnung von 80 bis 175 Millionen Euro statt und haben jedes Mal wesentlich zur weiteren Expansion des Unternehmens beigetragen.

Von Nokia zu Apple

Das frische Kapital von der Börse hat AT&S eingesetzt, um die internationalen Standorte zu errichten. „Man hat den Ankauf eines Werkes in Indien finanziert, die Errichtung der Werke in Shanghai ermöglicht und in weiterer Folge dann einen weiteren Standort in Chongqing in China. In Südkorea haben wir auch ein Spezialwerk erworben. Und jetzt sind wir gerade dabei, eine große Investition in Malaysia durchzuführen, die uns noch einen großen Schritt weiterbringen wird“, sagt Androsch.

Über die Jahre hat AT&S zahlreiche namhafte Kunden gewonnen. Waren es früher Siemens, Nokia oder BlackBerry, so sind es heute Apple und Co., die groß bei dem österreichischen Tech-Riesen einkaufen. In Österreich sieht Androsch viele weitere Tech-Unternehmen, die das Potenzial haben, einen erfolgreichen IPO zu machen. Ob es da bestimmte Zahlen gibt, die ein Scale-up vorweisen können muss, um für einen Börsengang geeignet zu sein? Nicht notwendigerweise, so Androsch.

„Ein Börsengang ist sozusagen eine Vorwegnahme einer Zukunft, und die kann man nie mit Zahlen belegen. Man muss an das Unternehmen, das Geschäftsmodell, die Produkte und das Management glauben“, sagt er. „Was wir in Österreich noch viel mehr brauchen, sind Möglichkeiten für kleinere Unternehmen, an die Börse zu gehen.“

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