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Konjunkturprognosen im Aufwind

Christiane Süßel | Börsen-Kurier | Frankfurt

Experten und Unternehmen blicken optimistischer in die Zukunft

Hellt sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft mit dem Beginn des Frühlings auf? Fragte man die Manager in Deutschlands Chefetagen, dann konnte man bis Februar deutliche Sorgenfalten auf ihren Gesichtern ausmachen. Im März stieg der Geschäftsklimaindex des ifo-Instituts allerdings nach sechs Monaten Rückgang in Folge und erholte sich somit deutlich. 

Ähnliches auch bei den Finanzmarktexperten, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung regelmäßig befragt. In der Märzumfrage stiegen ihre Konjunkturerwartungen für Deutschland um nahezu 10 Punkte, lagen aber mit minus 3,6 Punkten weiter im Minusbereich und unter dem langfristigen Durchschnitt von 22,2 Punkten. Dennoch ist ein Aufwärtstrend zu spüren. Frank Brückbauer, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich „Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement“ beim ZEW, erläutert gegenüber dem Börsen-Kurier: „Wichtige Gründe für die Rückgänge der letzten Monate waren internationale Handelskonflikte und der Brexit-Prozess. Auf beiden Fronten gab es seit Feber 2019 positive Entwicklungen.“ In den USA und China gebe es Fortschritte bei den Verhandlungen zur Beendigung des Handelsstreits, und in Großbritannien sollte es zu keinem Brexit ohne Deal kommen, so der ZEW-Mann zu den positiven Tendenzen. Daneben sieht Brückbauer: „Zusätzliche Faktoren für den Anstieg der Konjunkturerwartungen könnten stabilisierende Maßnahmen der chinesischen Regierung für die Wirtschaft dort und der Beschluss der EZB gewesen sein, die Zinsen bis Ende 2019 nicht zu verändern, sowie weiterhin günstige Langfristkredite an Banken vergeben zu wollen.“

Im Schatten der aufwärts tendierenden Erwartungen, schätzen die Finanzprofis jedoch die aktuelle Lage im März abermals schlechter als im Vormonat ein. Hier sieht Brückbauer die zuletzt zu beobachtende relativ schwache Entwicklung von wichtigen Konjunkturindikatoren am Werk. 

So fielen laut den jüngsten Zahlen im Jänner im Vergleich zum Vorjahresmonat die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe zurück und auch die Produktion gab nach. Parallel stagnierten im Jänner im Vergleich zum Jänner 2018 saisonbedingt zudem die deutschen Exporte.

Doch wie wird es weitergehen? Besteht die Gefahr einer Rezession? Knapp 70 % der befragten Finanzexperten erwarten auf Halbjahressicht, dass die konjunkturelle Situation sich nicht verändern oder sich sogar verbessern wird. Brückbauer: „Wenn diese 70 % Recht behalten, wird es zumindest in den ersten drei Quartalen 2019 keine Rezession geben.“ 

Doch woher müssen für einen nachhaltigen Aufwärtstrend positive Signale kommen? Brückbauer sieht sowohl die Binnenkonjunktur als auch den Export in der Pflicht: „Von beiden Seiten sollten positive Signale kommen. Die deutsche Wirtschaft hängt stark vom Export ab und wird daher besonders von internationalen Handelskonflikten und der mit dem Brexit-Prozess verbundenen Unsicherheit belastet. Eine stärkere Binnenkonjunktur könnte diese ,Sonderbelastungen’ zumindest teilweise ausgleichen.“ 

Wünschenswert sei es, dass man sich sowohl beim Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union als auch bei den Handelskonflikten schnell einigt.


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