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Porr baute Gewinne 2023 weiter aus

21.03.2024, 14:01:00

Plus von 15 Prozent auf 95 Mio. Euro - Gewinn je Aktie stieg um gut ein Drittel auf 2,21 Euro - Dividende soll um 25 Prozent auf 0,75 Euro je Aktie angehoben werden - Ausblick vorsichtig

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Weitere Details und Zitate nach der Bilanzpressekonferenz
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Der Baukonzern Porr hat seine Gewinne 2023 dank
vieler Aufträge im Zuge der grünen Transformation und Energiewende
ausgebaut. Unter dem Strich blieben 95 Mio. Euro - um 15 Prozent
mehr als im Jahr davor, wie das Unternehmen am Donnerstag
bekanntgab. Der Gewinn je Aktie legte um gut 34 Prozent von 1,65 auf
2,21 Euro kräftig zu. Von der derzeitigen Flaute im Wohnbau ist die
Porr weniger betroffen, da sie laut Eigenangaben nur zu etwa 10
Prozent in diesem Bereich tätig ist.
"In Österreich leidet der Wohnbau vor allem in Ein- und
Zweifamilienhausbau - das trifft natürlich das Gewerbe schwer",
betonte Konzernchef Karl-Heinz Strauss in der Bilanzpressekonferenz.
Die Porr sei in diesem Segment nicht tätig - "eher im gemeinnützigen
großvolumigen Wohnbau". "Wir kalkulieren derzeit so viel wie nie -
wir haben heuer schon erste Aufträge für Wohnbau von Gemeinnützigen
bekommen", berichtete der Konzernchef. Die Urbanisierung erfordere
in den Städten viel an Wohnungen. Bei der Knappheit sähen
Wirtschaftsforscher "für 2025 bereits eine Trendwende", glaubt der
CEO an eine absehbare Entspannung der Situation.
2023 sei für die Bauwirtschaft ein enorm spannendes und
gleichzeitig herausforderndes Jahr gewesen. Auf der einen Seite
hätten positive Impulse in der Umwelt- und Energiepolitik das
Baugeschehen dominiert. Auf der anderen Seite habe die Branche
besagten Rückgang im Wohnbau zu spüren bekommen, der aber bei der
Porr mit zuletzt rund 8 Prozent des Auftragsbestands untergeordnet
sei.
Ausdrücklich begrüßt hat Strauss das nunmehr geschnürte
Wohnbaupaket der Regierung, vor allem die klare Widmungsverwendung
für die Gelder. Die mit 1,5 Prozent gedeckelten Zinssätze auf vier
Jahre für Kredite im Zuge der Neubauförderung sähe er allerdings
gerne auf 20 oder 25 Jahre ausgedehnt. "Wohnbaupaket ja, richtige
Maßnahmen ja, kann umgesetzt werden - vorbehaltlich die Bürokratie
in den Bundesländern macht das jetzt mit", vermerkte der Porr-Chef.
Das insgesamt 2,2 Mrd. Euro schwere Wohnbaupaket wurde gestern,
Mittwoch, in großen Teilen im Nationalrat beschlossen und beinhaltet
1 Mrd. Euro zur Förderung des gemeinnützigen Wohnbaus. Die
Verteilung der Gelder nach Bundesländern erfolgt nach
Einwohnerstärke.
Die Produktionsleistung der Porr erhöhte sich 2023 den
Konzernangaben zufolge um fast 6 Prozent auf knapp 6,6 Mrd. Euro,
der Umsatz um 4,5 Prozent rund auf 6,1 Mrd Euro. Über 95 Prozent der
Leistung erziele das Unternehmen in den sieben "Heimmärkten"
Österreich, Deutschland, Polen, Tschechien, Slowakei, Rumänien und
Schweiz. Fast die Hälfte (45 Prozent) in Österreich, rund 25 Prozent
in CEE. Auf Deutschland und Polen entfiel je mehr als 1 Mrd. Euro.
Weiters ist der Baukonzern auf sogenannten Projektmärkten tätig -
dazu zählen derzeit Norwegen, Doha (Katar) und Großbritannien, wo
das Bauunternehmen bei der Bahnstrecke High Speed 2 zum Zug gekommen
ist. International beschäftigte die Porr im abgelaufenen Jahr im
Schnitt 20.665 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, um 2,1 Prozent mehr
als im Jahr davor.
Alleine die Bahnvorhaben in Österreich und Deutschland sorgen
laut Strauss auf Jahre hinaus für eine gute Auslastung der
Baubranche in diesem Bereich. Die ÖBB wollen demnach bis 2029 rund
21 Mrd. Euro in die Modernisierung und Sanierung der Strecken
investieren, die Deutsche Bahn plane bis 2030 ein Volumen von 90
Mrd. Euro ein. "Das wird die ganze Bauindustrie in Europa
auslasten." Weiters solle in Rumänien das Autobahnnetz von derzeit
1.000 auf 2.000 Kilometer ausgebaut werden und in Deutschland
müssten 16.000 Autobahnbrücken saniert werden, nannte Strauss
weitere Beispiele für Infrastrukturprojekte. Über die EU stünden
hier in Summe über 700 Mrd. Euro an Finanzierungsförderung zur
Verfügung.
Zu den größten Neuaufträgen 2023 bei der Porr zählte etwa das
Baulos H53 des Brenner Basistunnels - das den Konzernangaben zufolge
"größte Baulos in der Geschichte Österreichs" mit einem
Gesamtauftragswert von knapp 1 Mrd. Euro, das gemeinsam mit einem
ARGE-Partner durchgeführt werde. Im Bereich Infrastruktur habe die
Porr wichtige Projekte im Zusammenhang mit der Energietransformation
gewonnen - etwa das 500 Mio. Euro schwere Pumpspeicherkraftwerk
Ebensee in Oberösterreich oder die Untertunnelung der Elbe für die
leistungsstarke Windstromleitung SuedLink in Deutschland, der Strom
von der Nordsee nach Bayern liefern soll. "Den wichtigsten Teil
davon darf die Porr bauen, das ist die Untertunnelung der Elbe", so
Finanzvorstand Klemens Eiter. Im übrigen Hochbau bekam der Konzern
unter anderem den Zuschlag für die Erweiterung des Flughafens
Wien-Schwechat und nahm auch die Renovierung und den Ausbau des Wien
Museums vor.
Insgesamt vergrößerte sich der Orderpolster im abgelaufenen Jahr
um 3 Prozent auf rund 8,5 Mrd. Euro. Der Auftragseingang erhöhte
sich um 2,7 Prozent auf 6,8 Mrd. Euro. "Das macht uns auch sicher
für das Jahr und das Jahr darauf, dass wir gut ausgelastet sind",
sagte Strauss.
Die grüne Transformation und die Energiewende lieferten im
abgelaufenen Geschäftsjahr jedenfalls positive Impulse, insbesondere
im Tief- und Infrastrukturbau. "Ohne die Bauunternehmen und die
Bauindustrie geht hier gar nichts", ist sich Strauss hier weiterhin
guter Aufträge für die Branche sicher. "Deshalb sind wir
zuversichtlich, dass wir in den nächsten vier, fünf Jahren gut
ausgelastet sind."
Der 155 Jahre alte Baukonzern transformiert sich auch selbst -
mittlerweile könne die Porr "bis zu 50 Prozent" ihres Strombedarfs
mit Eigenerzeugung via Photovoltaik decken. Für die Nachhaltigkeit
wichtig sei auch die lokale Beschaffung, die zu 80 Prozent innerhalb
der Regionen erfolge. Weiters spielt Recycling eine große Rolle -
über 2 Mio. Tonnen Beton, Asphalt, Ziegel, etc. kommen dadurch
wieder in den Materialkreislauf. Im Herbst startete die Porr ihr
erstes Gips-Recyclingwerk, da die Ablagerung von Gips bald verboten
sein wird.
Die Porr bekennt sich zu Nachhaltigkeit bzw. ESG (Umwelt- und
soziale Governance). Das kürzlich beschlossene
EU-Lieferkettengesetz, das "ante portas steht", stößt bei Strauss
wegen der schwierigen Umsetzbarkeit auf Vorbehalte. "Zu glauben,
dass wir fünf Ketten verfolgen können - das hinterfragen und prüfen
-, wie das genau gehen soll, werden wir sehen." Das Gesetz sei "eine
Selbstknebelung der Wirtschaft". "Das ist wieder einmal typisch
europäisch und wahrscheinlich auch österreichisch, dass wir Gold
Plating machen." Er sieht darin eine Übererfüllung von
EU-Mindeststandards. "Wir haben das Thema immer schon ernstgenommen
und ich glaube, das hätte auch gereicht", so der CEO. "Wir stehen
natürlich dazu", betonte Strauss. Das Gesetz sei beschlossen, nun
seien die konkreten Verordnungen abzuwarten. "Aber es schafft schon
wieder Bürokratie, Lähmung in gewissen Bereichen." Für allfällige
Fehler in der Lieferkette haften laut Strauss die Geschäftsführer
persönlich. "Das ist keine Kleinigkeit."
Im Zuge des österreichischen Baukartells, in das die Porr
gemeinsam mit zahlreichen weiteren Baufirmen verwickelt war und im
Herbst 2021 eine rund 62 Mio. Euro hohe Strafe wegen illegaler
Preisabsprachen zwischen 2002 und 2017 ausgefasst hat, gehe es jetzt
um die Schadenersatzforderungen. "Wir sind ganz klar für einen
Generalvergleich, weil viele Trittbrettfahrer daraus ein
Geschäftsmodell machen wollen", erklärte Strauss. "Gemeint sind all
die Anwaltskanzleien und Prozessfinanzierer, die aus diesem Thema
Kapital schlagen möchten", präzisierte der Konzernchef. "Wir
arbeiten an einem konkreten Vorschlag und ich persönlich bin positiv
eingestellt, dass wir das schaffen - im Interesse aller, dass hier
nicht jahrzehntelang Prozesse geführt werden müssen."
Finanziell sieht sich die Porr gut aufgestellt: Zusätzlich habe
sich die Eigenkapitalquote zum Stichtag 31. Dezember 2023 um 1,5
Prozentpunkte auf 20,8 Prozent verbessert. Der Konzern verfüge nach
wie vor über "einen komfortablen Liquiditätspolster". Die
Liquiditätsreserven hätten per Ende 2023 über 1 Mrd. Euro erreicht.
Das seien sogar 25 Prozent der Bilanzsumme, empfohlen seien 20
Prozent, betonte Finanzchef Eiter. "Wir haben unsere Finanzschulden
auf lange Sicht refinanziert - wir brauchen bis 2028 keine
Refinanzierung mehr, das heißt, wir sind unabhängig von den
Entwicklungen, die am Kreditmarkt jetzt stattfinden", hielt er fest.
Angesichts gut gefüllter Auftragsbücher rechnet das Management
für 2024 "trotz eines volatilen Umfelds" mit einer moderaten
Leistungssteigerung sowie einer weiteren Verbesserung des
Betriebsergebnisses. Das erste Quartal 2024 bestätige diese
Erwartungen. "Wir haben gute Aufträge, wir haben Rohstoffquellen
gekauft, wir kaufen kleinere Unternehmen - große Übernahmen oder
andere Abenteuer können wir ausschließen." Sollte sich die
geopolitische Situation verschärfen, könnte dies negative
Auswirkungen auf die Porr und ihre Geschäftstätigkeit haben. "2023
war ein erfolgreiches Jahr, 2024 wird besser, wenn nichts Schlimmes
passiert", resümierte Strauss.
(Redaktionelle Hinweise: GRAFIK 0383-24, Format 88 x 100 mm)
  kre/bel/kan
 ISIN  AT0000609607
 WEB   http://www.porr-group.com


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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen