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Andritz erzielte 2023 eine halbe Milliarde Gewinn

29.02.2024, 13:56:00

Dividende soll von 2,10 auf 2,50 Euro je Aktie angehoben werden - Technologien für grüne Transformation sind gefragt, Wasserkraft ebenso

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Text nach Bilanz-PK durchgängig neu
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Der steirische Anlagenbauer Andritz hat 2023
einen Gewinnschub verzeichnet. Unter dem Strich spielte das
technologische Know-how in dem Konzern ein Ergebnis von 504,3 Mio.
Euro ein. Das waren um gut 25 Prozent mehr als im Jahr davor, wie
das Unternehmen am Donnerstag bekannt gab. Der Gewinn je Aktie (EPS)
stieg von 4,14 auf 5,15 Euro. Die Dividende soll von 2,10 auf 2,50
Euro angehoben werden. Andritz profitiert von der grünen Wende und
will in diesem Bereich stark wachsen.
Dass das EU-Lieferkettengesetz Mitte dieser Woche erneut die
benötigte qualifizierte Mehrheit unter den EU-Staaten verfehlt hat,
freut Konzernchef Joachim Schönbeck. "Betreffend Lieferkettengesetz
sind wir sehr froh, dass es nicht durchgegangen ist - ausgehend von
einer guten Intention haben wir uns in einem bürokratischen Gehege
verlaufen. Ich glaube, das verkompliziert Abläufe, das verteuert
Produkte und das schwächt die Wettbewerbsfähigkeit von Europa, ohne
dass ein Nutzen entsteht", bezweifelte der CEO den wirksamen Schutz
von Menschenrechten durch das Gesetz in der vorliegenden Version.
"Die Intention des Lieferkettengesetzes war, dass wir versuchen,
Kinderarbeit und Arbeit unter fragwürdigen Bedingungen zu
vermeiden", betonte der Manager. "Man muss sich fragen, wie weit
hilft das, was wir vorhaben - ist das ein gangbarer Weg?", sagte er
in der heutigen Bilanzpressekonferenz in Wien.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr steigerte Andritz in allen vier
Geschäftsbereichen den Umsatz deutlich. Insgesamt legten die
Verkaufserlöse gegenüber dem Jahr davor um fast 15 Prozent auf rund
8,7 Mrd. Euro zu - die größte Sparte "Pulp & Paper" steuerte 4,1
Mrd. Euro (plus 17 Prozent), also fast die Hälfte, dazu bei. Der
Umsatzzuwachs sei durch die Abarbeitung des hohen Auftragsbestands
aus dem Vorjahr unterstützt worden. "Im laufenden Geschäftsjahr
erwarten wir eine leichte Steigerung von Umsatz und vom Ergebnis",
so die Prognose Schönbecks. Operativ lief das Geschäft gut - das
Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg um
rund 10 Prozent auf 910,2 Mio. Euro, vor Zinsen und Steuern erhöhte
sich der Gewinn (EBIT) um rund 20 Prozent auf 685,2 Mio. Euro.
Der Personalstand vergrößerte sich per Jahresende um 2,1 Prozent
auf weltweit 29.717 Beschäftigte an rund 240 Standorten in über 80
Ländern. Auf Österreich entfallen davon knapp 3.700 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter, auf Deutschland 5.000. "Ansonsten sind wir regional
sehr balanciert aufgestellt", erklärte der Konzernchef. "Die
Arbeitsplätze sind sicher und unser Weg zur Sicherung von
Arbeitsplätzen ist Innovationskraft", so Schönbeck. Der Bedarf an
grünen Technologien gebe genug Platz für Innovationen. Anders sei
der erhöhte Personalaufwand schwer zu stemmen. "Niemand braucht zu
glauben, dass wir 10 Prozent Produktivitätszuwachs in einem Jahr
hinbekommen", vermerkte er unter Verweis auf das jüngste
10-Prozent-Plus bei den Kollektivverträgen.
"Wir sind sehr glücklich ein weiteres Rekordergebnis vermelden zu
können", resümierte der Vorstandschef mit Blick auf das abgelaufene
Geschäftsjahr. Die Dividendenrendite erhöhte sich im abgelaufenen
Jahr gegenüber 2022 von 3,9 auf 4,43 Prozent. Nahezu alle
Bilanzkennzahlen entwickelten sich deutlich positiv. Rückläufig war
allerdings der Auftragseingang, der im Gesamtjahr um fast 8 Prozent
auf 8,6 Mrd. Euro nachgab. Grund dafür seien geringere Investitionen
in Neuanlagen seitens der Pulp&Paper-Kunden gewesen. "Der
Auftragseingang ist zufriedenstellend, auch wenn er rückläufig ist",
so Schönbeck. Im Bereich Pulp&Paper habe es "auf der
Investitionsseite eine deutliche Zurückhaltung unserer Kunden am
Markt" gegeben. In diesem Bereich verringerte sich der Ordereingang
um über 27 Prozent von 4,3 auf 3,1 Mrd. Euro massiv. Der
Auftragsbestand ging per Jahresultimo um 1 Prozent auf 9,9 Mrd. Euro
zurück.
Deutlich ins Minus zeigte auch der Cashflow aus betrieblicher
Tätigkeit, der sich von 710,8 auf 375 Mio. Euro fast halbierte. Das
Investitionsvolumen erhöhte sich um knapp 23 Prozent auf 226,2 Mio.
Euro.
Langfristig profitables Wachstum verspricht sich Andritz aus den
Trendthemen Dekarbonisierung, Digitalisierung und Kundendienst. "Wir
wollen den Umsatz steigern, wir wollen die Profitabilität steigern
und wir wollen das Servicegeschäft steigern", sagte Schönbeck.
Gelingen soll das unter anderem mit den hohen Umweltzielen in
Europa. Den Kunden soll mit wirtschaftlich sinnvollen
Schlüsseltechnologien geholfen, die grüne Transformation zu
schaffen, also den Ausstoß von Kohlendioxid zu reduzieren. "Wir
bieten Lösungen an - wir werden nicht in die Produktion von grünem
Wasserstoff gehen, sondern lediglich die Technologie dafür
anbieten", betonte der CEO.
"Mit Wasserkraft und Biomasse haben wir ein relativ stabiles
Geschäft, aber wir haben auch neue Technologien", betonte der
Konzernchef und verwies auf Lösungen für CO2-Abscheidung, für die
Produktion von grünem Wasserstoff, für die Herstellung erneuerbarer
Kraftstoffe, für die Batterieproduktion für E-Mobilität sowie für
Textilrecycling.
Bei Letzterem erwartet der Andritz-Chef ein deutliches
Nachfrageplus, da die EU ab 2025 keinen Textilmüll mehr haben
möchte. "Dann stehen wir vor einem Berg von 12,6 Mio. Tonnen
Textilabfällen pro Jahr", so Schönbeck. Andritz habe eine
Pilotanlage entwickelt, "um das Recycling wirtschaftlich sinnvoll
gestalten zu können". Das Sortieren nach Farbe und Sortenreinheit
bei den Fasern sei damit möglich. "Nicht textile Verunreinigungen
wie Reißverschlüsse und Knöpfe können heraussortiert werden",
berichtete der Manager. Durch sortenreines Recyclen könne das
Material für gute neue Kleidung verwendet werden. Die Sortieranlage
habe am Markt "großes Hallen hervorgerufen".
"Wir glauben, das ist erst der Anfang - im Textilrecycling wird
sich das wiederholen, was wir in den 70er-Jahren beim
Papierrecycling gesehen haben", erwartet Schönbeck einen deutlichen
Aufbau der Kapazitäten. "Wir haben gute Anfragen für diese
Pilotanlage." Man könne damit "alles wiederverwerten". "Wir kriegen
im ersten Ansatz 85 bis 95 Prozent Farben- und Sortenreinheit hin,
sodass wir in sehr gute ökonomische Kennzahlen kommen können." Die
Voraussetzungen für eine komplette Kreislaufwirtschaft seien
gegeben. Derzeit erfolge die Sortierarbeit noch überwiegend
händisch.
kre/fel/cs
 ISIN  AT0000730007
 WEB   http://www.andritz.com


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Andritz AG

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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen