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RBI feilt an Verkauf von Belarus-Tochter Priorbank

14.02.2024, 15:45:00

Verhandlungen mit Investor aus den Vereinigten Arabischen Emiraten "fortgeschritten" - Keine Angaben zur Höhe des möglichen Kaufpreises

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Die Raiffeisen Bank International (RBI) will sich
von ihrer belarussischen Tochter Priorbank trennen und befindet sich
in dazu "fortgeschrittenen Verhandlungen" mit der emiratischen Soven
1 Holding Limited. Das teilte das Geldhaus am Mittwoch in einer
Aussendung mit. Die Veräußerung würde den Ausstieg der RBI aus dem
belarussischen Markt bedeuten. Gleichermaßen ginge damit ein Verlust
in Höhe von 225 Mio. Euro auf Konzernebene einher.
Dieser ergebe sich aus der Differenz zwischen Buchwert des
Eigenkapitals und dem erwarteten Kaufpreis. Zum Ende des
Geschäftsjahres 2023 wurde das Eigenkapital der RBI-Tochter in
Belarus mit 503 Mio. Euro ausgewiesen. Die Zahl entspricht jedoch
nicht genau dem derzeit intern zugewiesenen Buchwert, erklärte ein
Sprecher gegenüber der APA. Wie hoch dieser sei, darüber sei
Stillschweigen vereinbart worden.
Zusätzlich zu dem Verlust von 225 Mio. Euro, die beim Closing des
Verkaufs anfallen würden, würde durch den Abschluss der Transaktion
in der Erfolgsrechnung des RBI-Konzerns ein negativer Effekt von
etwa 450 Mio. Euro entstehen, so die RBI. Begründet wird dieser mit
der "Umgliederung überwiegend historischer Währungsverluste", die
bis zum Closing im sonstigen Ergebnis erfasst werden. Der
weißrussische Rubel hat seit dem Jahr 2011 massive Verluste
gegenüber dem Euro eingefahren.
Hintergrund ist, dass Währungsabwertungen sich zwar laufend als
Kapitaleffekt niederschlagen, in der Gewinn- und Verlustrechnung
(GuV) jedoch nicht aufschlagen. Mit dem Verkauf müssten die
Währungsverluste jedoch einmalig in der GuV verrechnet werden, sagte
der Sprecher. Der erwartete Effekt auf die für Banken wichtige harte
Kernkapitalquote wäre dementsprechend "minimal", schreibt die RBI in
der Aussendung. Als minimal stuft die Bank einen Effekt ein, der in
etwa "10 Basispunkte nicht deutlich überschreitet", sagte der
Sprecher.
Gebunden ist der Abschluss der Transaktion den Angaben zufolge
unter anderem an den Nachweis der Finanzierung durch den Investor
einschließlich der Bereitstellung der gesamten Besicherung des
Kaufpreises. Die potenzielle Höhe der Kaufsumme bei Zustandekommen
des Deals wurde nicht genannt.
Die RBI hält 87,74 Prozent an der Priorbank JSC, an der die
österreichische Raiffeisen-Gruppe bereits seit 2002 beteiligt ist.
Im Geschäftsjahr 2023 schrieb die RBI-Tochter einen Gewinn von 112
Mio. Euro, bei einem Nettozinsüberschuss von 86 Mio. Euro und einem
Provisionsüberschuss von 128 Mio. Euro. Das Kundenkreditvolumen lag
bei 691 Mio. Euro. Die Bank hat rund 1.600 Mitarbeiter, 45 Filialen
und eine Million Kunden. Seit Beginn des Ukraine-Krieges hat die RBI
ihr Geschäft in Belarus massiv reduziert.
Unter Druck steht die RBI vor allem in Russland, wo das Geschäft
ebenfalls stark runtergefahren wurde und derzeit ein Verkauf bzw.
eine Abspaltung der Tochterbank angestrebt wird. Bis wann eine
Transaktion durchgeführt werden könnte, ist allerdings seit längerem
unklar. RBI-Chef Johann Strobl verwies in den vergangenen Monaten
immer wieder darauf, dass ein Verkauf oder eine Abspaltung sehr
schwierig umzusetzen seien und vieler behördlicher Genehmigungen
bedürfen.
Um aber zumindest weiteres Exposure in Russland abzubauen,
versucht die RBI derzeit parallel, die Strabag-Anteile des
russischen Oligarchen Oleg Deripaska zu erwerben. Das wäre nur über
einige Umwege möglich, so müsste Deripaska seinen Anteil zunächst an
die russische Aktiengesellschaft Iliadis JSC übertragen, damit die
Raiffeisen Russland diese erwerben kann, ohne Sanktionen zu brechen.
Danach könnte die Raiffeisen Russland die Anteile in Form einer
Sachdividende an die RBO übertragen, so die Idee der Bank. Ob der
Deal klappt, ist noch nicht fix. Die RBI zeigte sich zuletzt jedoch
zuversichtlich und hoffte auf einen Abschluss noch im ersten Quartal
2024, also bis Ende März.
Der Kurs der RBI-Aktie bewegte sich am Mittwochnachmittag im Zuge
der Nachricht nicht wesentlich vom Fleck. Die Papiere standen
zuletzt um 0,5 Prozent im Plus bei 19,73 Euro.
bel/tpo
 ISIN  AT0000606306
 WEB   http://www.rbinternational.com/


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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen