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RBI will mit Strabag-Deal Russland-Exposure weiter abbauen

31.01.2024, 12:27:00

Abschluss des Strabag-Deals noch im ersten Quartal erwartet - RBI sieht "sicherlich keinen Sanktionsverstoß" - RBI plant Dividende von 1,25 Euro je Aktie für 2023

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Zusammenfassung, Fast durchgehend neu nach der Pressekonferenz zu den Jahresergebnissen
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Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat 2023
deutlich weniger Gewinn erzielt. Unterm Strich standen 2,39 Mrd.
Euro, nach 3,63 Mrd. Euro im Jahr davor. Ohne Russland und Belarus
blieb ein Konzernergebnis von 997 Mio. Euro übrig, teilte die Bank
am Mittwoch mit. In Russland will die RBI ihr Exposure weiter
reduzieren, der geplante Kauf der Strabag-Anteile von Oleg Deripaska
sei bereits auf Kurs.
Der Deal könnte nach Vorstellung der RBI bereits im ersten
Quartal 2024 abgeschlossen sein. "Der Genehmigungsprozess für die
Strabag-Transaktion befindet sich auf Kurs. Wir haben alle
erforderlichen Unterlagen bei den zuständigen Behörden eingereicht",
sagte Bankchef Johann Strobl. Die Bank habe bereits eigene Prüfungen
durchgeführt und sei zu dem Ergebnis gekommen, "dass hier sicherlich
kein Sanktionsverstoß vorliegt", sagte Strobl. Ob die Behörden das
auch so sehen, ist aber noch offen. Offizielle Zustimmung von der
Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), die in Österreich für die
Einhaltung der Sanktionen zuständig ist, oder aus dem Kreml gebe es
bisher noch nicht, so Strobl.
Deripaska selbst ist von den Russland-Sanktionen betroffen. Damit
der Kauf also überhaupt durchgeführt werden kann, muss Deripaska
zunächst wie angekündigt seinen über die MKAO "Rasperia Trading
Limited" (Rasperia) gehaltenen Anteil an die russische
Aktiengesellschaft Iliadis JSC übertragen. Danach will die
Raiffeisen Russland die Strabag-Anteile (27,8 Prozent) von der
Iliadis erwerben und in Form einer Sachdividende an die RBI in Wien
übertragen, so der Plan der Bank.
Sollte die Transaktion durchgehen, könnte die RBI damit ihr
Eigenkapital in Russland deutlich reduzieren. Als möglicher
Kaufpreis für das Aktienpaket von Deripaska wurden 1,5 Mrd. Euro
genannt. Zum Jahresende 2023 belief sich das Eigenkapital der
Raiffeisen Russland auf 4,45 Mrd. Euro.
Abseits des geplanten Strabag-Deals arbeitet die RBI weiterhin an
einem Verkauf bzw. einer Abspaltung der Raiffeisen Russland. Ein
Verkauf bzw. ein Teilverkauf sei weiterhin wahrscheinlicher als eine
Abspaltung. Bis wann eines der Szenarien eintreten könnte, ließ
Strobl offen. "Wir reden mit allen Interessierten", sagte der
Bankchef. Der entscheidende Faktor für einen Verkauf sei aber
letztlich die Zustimmung aus dem Kreml.
Darüber hinaus fährt die RBI ihr tägliches Geschäft in Russland
weiter zurück. "Seit dem zweiten Quartal 2022 wurde das
Kreditvolumen in Russland um 56 Prozent zurückgefahren. Zum
Jahresende 2023 betrug es noch 6 Milliarden Euro", heißt es in der
Aussendung zu den Zahlen. Auch das Zahlungsverkehrsgeschäft sei
zurückgenommen worden, zudem seien alle Beziehungen zu russischen
Korrespondenzbanken außer zu der eigenen Tochter beendet worden.
Im Hinblick auf den Immobilienmarkt und das Exposure bei Signa
gab sich der Bankvorstand zurückhaltend. Finanzvorstand Hannes
Mösenbacher betonte erneut, dass zu Einzelunternehmen keine Auskunft
gegeben werde. Die Bank habe ihr Immobilien-Portfolio aber gut
bevorsorgt. Auf das Gesamtportfolio gebe es Rücklagen von insgesamt
150 Mio. Euro. Die Zahl hatte Mösenbacher bereits bei der
Hauptversammlung im Herbst 2023 genannt. Zu diesem Zeitpunkt wurden
die fünf größten Immobilien-Engagements mit insgesamt 2,2 Mrd. Euro
beziffert, davon machten 755 Mio. Euro als größte Engagement aus.
Diese Summe wurde in Medienberichten bereits öfter als
Signa-Exposure der Bank kolportiert.
Der Gesamtgewinn der RBI wurde im Vorjahr unter anderem von
Rückstellungen für den laufenden Frankenkredit-Rechtsstreit in Polen
in Höhe von 873 Mio. Euro belastet. Nach wie vor steige die Zahl der
Klagen pro Monat in Polen deutlich an, so Mösenbacher. Die
Rechtssprechung sei zudem einseitig, sprich die Verträge der Kunden
würden einfach annulliert. Sollte der Zufluss an neuen Klagen so
hoch bleiben wie zuletzt, könnten auch in den kommenden Jahren noch
weitere Bevorsorgungen in dreistelliger Millionenhöhe nötig werden.
In dem seit Jahren laufenden Streit geht es um Tausende Polen,
die noch vor der Finanzkrise wegen damals niedriger Zinsen in der
Schweiz Kreditverträge in Franken abgeschlossen haben, um ihr Haus
zu finanzieren. Der polnische Zloty verlor jedoch in der Folgezeit
gegenüber dem Franken massiv an Wert, was die Häuselbauer stark
belastete. Viele Kreditnehmer klagten daraufhin gegen ihre Banken,
um aus den teuren Krediten herauszukommen.
Trotz des schwächeren Gewinns will der Vorstand den Aktionären
eine Dividende von 1,25 Euro je Aktie anbieten. Das sei vor allem
der soliden Kapitalausstattung geschuldet. Die Bank hat ihre harte
Kernkapitalquote von 16,0 Prozent auf 17,3 Prozent erhöht. Die
Hauptversammlung soll am 4. April stattfinden. Die RBI-Aktien
verloren am Vormittag nach der Zahlenvorlage um 4,6 Prozent, kurz
nach Mittag lag das Minus an der Wiener Börse bei über 5 Prozent.
(Redaktionelle Hinweise: GRAFIK 0138-24 und GRAFIK 1043-24, 88 x
82 mm zu Russland-Geschäft)
  bel/tpo/cri
 ISIN  AT0000606306
 WEB   http://www.rbinternational.com/


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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen