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EVN-Gewinn im Geschäftsjahr 2022/23 mehr als verdoppelt

14.12.2023, 12:23:00

Auch operatives Ergebnis deutlich im Plus - Dividendenvorschlag bei 1,14 Euro (inkl. Sonderdividende) - Energievertrieb stark im Minus - Aktie im Plus

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Reaktionen von SPÖ und NEOS in Niederösterreich (letzter Absatz)
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Der börsennotierte
niederösterreichische Energieversorger EVN hat seinen Gewinn im
Wirtschaftsjahr 2022/23 mehr als verdoppelt. Das Konzernergebnis
stieg von 209,6 Mio. auf 529,7 Mio. Euro, teilte das Unternehmen am
Donnerstag in einer Aussendung mit. Zurückzuführen sei das
insbesondere auf Ergebniszuwächse in Südosteuropa, der höheren
Dividende der Verbund AG sowie positiven Ergebnisbeiträgen aus der
erneuerbaren Stromerzeugung. Stark im Minus war der Energievertrieb.
Der Energievertrieb, also das Geschäft mit den Kundinnen und
Kunden, häufte einen Verlust von 240 Mio. Euro an. Das lag, wie
EVN-Chef Stefan Szyszkowitz in der Pressekonferenz am Donnerstag
sagte, an den Preisverwerfungen bei Strom und Gas in den letzten
zwei Jahren. Die EVN konnte trotz Preiserhöhungen die gestiegenen
Großhandelspreise nicht zur Gänze und erst verzögert an ihre Kunden
weitergeben.
Von den 300.000 Kunden, die die EVN heuer kündigte und denen sie
neue Verträge anbot, hätten 10 Prozent den Energieversorger
verlassen. Wie bei anderen Versorgern laufen auch gegen die EVN
Verfahren wegen der Preiserhöhungen, die von den Höchstgerichten
geklärt werden müssen. Szyszkowitz plädierte an die Politik für eine
klare gesetzliche Basis zu sorgen, um Preisänderungen rechtssicher
durchführen zu können.
Die EVN erwartet für die kommenden Monate jedenfalls eine
entspanntere Lage auf dem Strommarkt. "Wir gehen davon aus, dass wir
über den Berg sind", so Szyszkowitz, der für 2024 eine
Seitwärtsbewegung prognostiziert.
Der scheidende Technik-Vorstand Franz Mittermayer sagte, bei der
EVN könne im Moment jeder, der wolle, zumindest 4 Kilowatt (KW)
Sonnenstrom einspeisen. Denn auf 4 KW sei auch das Netz im
Strombezug ausgelegt. Dass die EVN nicht wie die Energie AG in
Oberösterreich in manchen Gebieten einen vorläufigen
Photovoltaik-Stopp verhängen muss, liege daran, dass die EVN mittels
einer intelligenten, dynamischen Regelung die Einspeiseleistung auf
4 KW begrenzen kann. Mit einer solchen dynamischen Leistungsgrenze
könne man drei Mal so viele PV-Anlagen anschließen, dabei aber nur 3
bis 5 Prozent des Stroms in der Spitzenzeit verlieren, so
Mittermayer.
Schon heute sei es an Sommertagen so, dass Windräder
zurückgeregelt werden müssen und Wasser an den Kraftwerkwerken
vorbeifließt, weil die Photovoltaik-Anlagen zu gewissen Zeiten die
gesamte Stromnachfrage decken, führte Mittermayer aus. Für ihn haben
Windkraftanlagen aber dennoch einen sechsmal höheren Wert als
PV-Anlagen, weil Windparks in rund 3.000 Stunden im Jahr Strom
liefern, während es bei PV nur rund 1.000 Stunden sind. Dazu komme,
dass Wind vor allem im Winterhalbjahr Strom erzeuge - in einer Zeit,
in der Strom ein kostbares Gut ist, das sonst in Gaskraftwerken
erzeugt werden muss.
Unter anderem dank der Erzeugung von Ökostrom ist das operative
Ergebnis gestiegen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und
Abschreibungen (EBITDA) kletterte im Berichtszeitraum um 15,1
Prozent auf 869 Mio. Euro, das Betriebsergebnis (EBIT) erhöhte sich
von 331,6 Mio. auf 528,5 Mio Euro. Ins Plus drehte ferner das
Finanzergebnis mit 127,6 Mio. Euro, das im Vorjahr noch bei minus
30,5 Mio. Euro gelegen war. Maßgeblich dafür sei die mit 3,60 Euro
pro Aktie wesentlich höhere Dividende der Verbund AG für das
Geschäftsjahr 2022 gewesen. Etwas geringer fielen die Umsatzerlöse
aus, sie sanken um 7,2 Prozent auf rund 3,77 Mrd. Euro.
Für das Geschäftsjahr 2022/23 will der Vorstand der
Hauptversammlung eine Dividende von 0,52 Euro pro Aktie zuzüglich
einer Sonderdividende von 0,62 Euro pro Aktie, in Summe also 1,14
Euro pro Aktie, vorschlagen. Wie die EVN in der Aussendung bekannt
gab, soll die Dividende bis 2030 und darüber hinaus mindestens 0,82
Euro pro Aktie betragen. Im Geschäftsjahr 2023/24 peilt das
Management ein Konzernergebnis in der Bandbreite von 420 bis 460
Mio. Euro an.
Die Anleger goutierten das Jahresergebnis. Die EVN-Aktie lag am
Donnerstagvormittag an der Wiener Börse 2,3 Prozent im Plus. 51
Prozent der Aktien hält das Land NÖ, weitere 28,4 Prozent gehören
der Stadt Wien. Rund ein Fünftel ist in Streubesitz.
"Die EVN sackelt die Bevölkerung aus", reagierte der
niederösterreichische SPÖ-Chef Sven Hergovich. Die hohen Gewinne
seien "obszön" und schnellstens an die Bevölkerung zurückzugeben.
Erzürnt zeigte sich Hergovich zudem, "dass Schwarz-Blau es zulässt,
dass ihre eigene Bevölkerung abgezogen wird". Aus der Sicht von
Helmut Hofer-Gruber, Energiesprecher der NEOS im NÖ Landtag, ist das
Ergebnis vor allem für die steuerzahlenden Menschen bitter. "Sie
sind ausgenommen worden wie eine Weihnachtsgans und stehen am Ende
des Tages mit leeren Hosentaschen da. Das zeigt, dass die gerade
erst verlängerte Strompreisbremse eine riesige Umverteilungsmaschine
ist."
(Redaktionelle Hinweise: GRAFIK 1630-23)
  pro/tpo/phs/we
 ISIN  AT0000741053
 WEB   http://www.evn.at


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