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Gas - Experten: West-Ost-Pipelinekapazitäten rasch steigern

06.11.2023, 16:28:00

Roiss/Boltz: Erweiterte WAG-Pipeline "muss spätestens im ersten Quartal 2025 in Betrieb" gehen - Für CGA ist dieser Zeithorizont "realitätsfremd"

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Stellungnahme der Gas Connect Austria (8. und 9. Absatz)
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Energieexperte Walter Boltz und
Ex-OMV-Manager Gerhard Roiss haben einmal mehr kritisiert, dass der
Anteil russischen Gases in Österreich zuletzt wieder auf etwa 60
Prozent gestiegen sei, während dieser in der EU unter 10 Prozent
gefallen sei. Schließlich will die Ukraine ab 2025 kein Gas mehr aus
dem Land nach Westen liefern, das sie überfallen hat. Das Risiko
eines Ausfalls dieses Lieferweges sei "so groß, dass es fahrlässig
wäre, sich nicht zeitgerecht vorzubereiten".
"Die OMV als Vertragspartner der Gazprom nimmt dieses Risiko
zumindest so ernst, dass sie nach eigenen Angaben für ihre direkten
Kunden Vorkehrungen getroffen hat", so Roiss und Boltz. OMV-Chef
Alfred Stern betont diese Vorkehrungen und die Versorgungssicherheit
für die OMV-Kunden.
Er sprach am Montag davon, dass die OMV-Kundenzahl einem Drittel
des Austro-Marktes entspreche. Stern betonte auf Nachfragen von
Journalistinnen und Journalisten am Montag am Rande einer
Pressekonferenz ebenso, dass es für Österreich wichtig sei,
Pipelinekapazitäten aus dem Westen auszubauen.
Das Erneuerbare Wärmegesetz (EWG) wiederum, das für
Heizungstausch sorgen soll, sei "noch nicht das, was wir uns
gewünscht haben", sagte Wien-Energie-Manager Michael Strebl auf
Nachfragen beim selben Termin wie Stern, bei dem es um Fernwärme
ging, die künftig verstärkt klimaneutral erzeugt werden soll und
auch Gasheizungen ersetzen könnte. Schließlich gebe es zwar
Förderungen für den Tausch, Fragen für Mehrparteienhäuser und
einzelne Wohnungsbesitzer blieben aber offen, so Streb.
Das geplante EWG soll nicht verpflichtend in den Bestand gehen,
Förderungen sollen dazu aber verlocken. Aber: Ein einzelner
Wohnungsbesitzer in Wien kann seine Gasetagenheizung kaum bis gar
nicht in eine erneuerbare Heizungsform ändern, wenn nicht genügend
andere Wohnungsbesitzer mitziehen. In der Bundeshauptstadt gibt es
rund eine halbe Million Gasetagenheizungen. Die Wien Energie beziehe
ihr Gas von der OMV, so Strebl.
Roiss und Boltz erinnern die Verantwortlichen in der Politik in
ihrer Stellungnahme, dass die OMV nur für ihre eigenen Kunden und
nicht für die Versorgung von ganz Österreich verantwortlich ist.
Auch wenn der Gasmarkt in Europa momentan gut versorgt sei, sei die
Nervosität auf den Märkten groß. "Geringfügige Probleme auf den
globalen Gasmärkten führen zu teils massiven Preissprüngen." Ein
Wegfall der russischen Gasmengen würde nach Einschätzung der beiden
Experten zwar nicht unmittelbar zu Engpässen in Österreich führen,
"aber sehr wohl zu hohen Preissprüngen von 100 bis 300 Prozent". Das
sei auch der Fall, weil die West-Ost-Pipelinekapazitäten aus
Deutschland nach Österreich der WAG-Pipeline "nicht ausreicht",
stoßen sie ins selbe Horn wie Stern.
Es gehe aber nicht nur um den kurzfristigsten WAG-Ausbau, der
seit heuer zwar grundsätzlicher Konsens und am wichtigsten sei, so
Boltz und Roiss. Einerseits sei dieser noch nicht endgültig fixiert,
"natürlich sind auch andere Ausbaumaßnahmen wichtig". Eine
Entscheidung sei "überfällig. Ziel muss es jedenfalls sein, die
Leitung spätestens im ersten Quartal 2025 in Betrieb zu nehmen." Das
könne sich auch noch ausgehen, wenn jetzt rasch gehandelt werde.
"Nachdem die E-Control im Sommer 2023 dieses Projekt mit einem
Investitionsvolumen von ca. 200 Mio. Euro nunmehr auch in die
Langfristplanung aufgenommen hat, besteht für den Netzbetreiber GCA
und den Mehrheitsaktionär Verbund kein wirtschaftliches Risiko mehr,
weil damit ein Rechtsanspruch der GCA auf Abdeckung der Kosten
vorliegt", schreiben Boltz und Roiss. "Andererseits ist die GCA
nunmehr aber auch verpflichtet, den Ausbau tatsächlich vorzunehmen."
Umso unverständlicher seien die Verzögerungen und die Tatsache, dass
bis heute kein genehmigungsfähiger Antrag bei den zuständigen
oberösterreichischen Behörden vorliegt.
Die Gas Connect Austria (CGA) sieht in den Forderungen von Boltz
und Roiss "nicht nachvollziehbare Annahmen". Die CGA sei bei dem
Projekt zum WAG-Ausbau in Vorleistung gegangen und trage sehr wohl
noch ein finanzielles Risiko, "weil zwar Projekt und Kosten von
E-Control als für das Netz sinnvoll genehmigt wurden, damit aber
nicht dessen Finanzierung und Kostentragung sichergestellt sind",
heißt es in einer Aussendung. Da es keine Transportbuchungen im
Vorhinein gebe, sei auch nicht gesichert, dass das investierte Geld
auch zurückverdient werden könne. Auch Staatsgarantien oder eine
Förderung zur Absicherung gebe es derzeit nicht.
Den Zeithorizont bis zum ersten Quartal 2025 sieht die CGA
ebenfalls anders als die beiden Energieexperten. Es sei
"realitätsfremd", dass das Projekt bis dahin fertig gestellt sein
könne. "Allein das dazu notwendige, behördliche
Genehmigungsverfahren dauert mindestens ein Jahr. Auch die
Produktion von Stahlrohren und deren Verlegung lassen bei äußerst
ambitioniertem Vorgehen keine Fertigstellung vor Ende 2026
erwarten", so die CGA.
Stern betonte auch, dass man davon ausgehe, dass der
Vertragspartner Gazprom seine Lieferverpflichtungen einhält. Die
Verträge, die bis 2040 laufen, besagten den Abnahmepunkt an der
slowakisch-österreichischen Grenze.
phs/bel/cgh
 ISIN  AT0000746409  AT0000743059
 WEB   http://www.verbund.com
       http://www.omv.com
       http://www.wienenergie.at


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