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OMV-Chef Stern: Brauchen ukrainische Pipeline-Kapazitäten nicht

31.10.2023, 10:00:00

"Können Kunden jederzeit auch ohne russisches Gas vollständig beliefern" - Ergebniseinbruch im dritten Quartal nach Rückgang der Öl- und Gaspreise

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Zur Gänze neu geschrieben nach Gespräch mit OMV-Chef Stern
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Sollte die Ukraine wirklich wie angekündigt ab 2025
kein russisches Gas mehr in den Westen durchleiten, könnte die OMV
ihre Kunden auch mit Gas aus anderen Quellen vollständig beliefern.
"Wir haben nicht-russische Gasmengen vertraglich abgesichert -
teilweise aus eigener Produktion, teilweise aus Verträgen mit
Dritten", sagte OMV-Chef Alfred Stern am Dienstag zur APA. "Und wir
haben die Pipeline-Kapazitäten jetzt auch bis 2028 gebucht, um das
nach Österreich zu bringen."
Die Gaslieferungen aus Russland seien unzuverlässig und mit
wesentlich mehr Risiko behaftet als in der Vergangenheit, sagte der
OMV-Chef. Darum habe man andere Lieferanten und Transportwege
gesucht und gefunden. Die von der OMV gebuchten Pipeline-Kapazitäten
seien Gasleitungen aus dem Westen, nicht die ukrainischen
Kapazitäten. "Wir können bei Bedarf unsere Kunden jederzeit
vollständig beliefern mit nicht-russischen Gasmengen, wenn das
notwendig ist."
Damit habe die OMV ihren Beitrag zur Versorgungssicherheit
geleistet. "Wir sind in Österreich der größte Marktspieler -
allerdings mit einem Marktanteil von 30 Prozent. Für diese 30
Prozent haben wir jetzt abgesichert, dass wir das auch jederzeit
liefern können, auch wenn diese Pipeline-Kapazitäten dort ausfallen
sollten."
Die OMV-Gasspeicher seien praktisch voll, und die vor einem Jahr
angekündigte Schiffsladung LNG aus Abu Dhabi "wird im Dezember
kommen", so Stern. Mit dem staatlichen norwegischen Energieriesen
Equinor wurde ein Fünf-Jahres-Liefervertrag über 12 TWh Gas pro Jahr
abgeschlossen - Österreichs jährlicher Verbrauch beträgt rund 90
TWh.
Die Verhandlungen mit Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) über
einen möglichen Zusammenschluss der Chemiegeschäfte der
OMV-Kunststofftochter Borealis und dem Borealis-Joint-Venture
Borouge gehen laut Stern "ergebnisoffen" weiter. Man verhandle über
"eine Firma, wo wir gleiche Anteile mit gleichen Rechten an einer
börsennotierten Firma haben würden". Es gehe um jene
Wachstumsplattform im Bereich Polyolefine, also in einem
eingeschränkten Chemie-Marktsegment.
Beim Gasprojekt Neptun im rumänischen Schwarzen Meer sei der
Fortschritt gut, sagte der OMV-Chef. "Der Entwicklungsplan für die
kommerziellen Erdgasfelder Domino und Pelican South wurde jetzt von
der nationalen Agentur für Bodenschätze in Rumänien genehmigt."
Damit sei das Projekt nun in der Entwicklungsphase mit
Bohraktivitäten und dem Aufbau der Erdgasförderung. "Wir haben auch
seitdem den größten Engineering-, Beschaffungs-, Bau-,
Installations-, und Inbetriebnahme-Leistungsvertrag mit einer Firma
Saipem abgeschlossen über 1,6 Mrd. Euro."
Mit dem Geschäftsverlauf im dritten Quartal zeigte sich Stern im
Gespräch mit der APA zufrieden. Auf operativer Ebene und beim
Nettoergebnis gab es zwar einen deutlichen Einbruch, allerdings
gemessen an einem außergewöhnlich guten vergangenen Jahr. In den
ersten drei Quartalen dieses Jahres sei es zu einer Normalisierung
der im Vorjahr extrem hohen Öl- und Gas-Marktpreise gekommen.
Im 3. Quartal des laufenden Geschäftsjahres brach das bereinigte
CCS EBIT (geglättet um Schwankungen der Rohstoffpreise) um 62
Prozent auf 1,334 Mrd. Euro ein. Das bereinigte CCS-Nettoergebnis
sank gegenüber dem gleichen Quartal des Vorjahres um 64 Prozent auf
431 Mio. Euro. Allerdings sei das Ergebnis des dritten Quartals
schon wesentlich besser als das des zweiten Quartals, sagte Stern.
Beim Operating Cashflow (excluding net working capital) habe man auf
1,9 Mrd. Euro signifikant zugelegt. Das liege auch an vielen Steuern
und Sonderposten im zweiten Quartal.
Im Zeitraum Jänner bis September ging das CCS Operative Ergebnis
vor Sondereffekten um 49 Prozent auf 4,592 Mrd. Euro zurück, das
CCS-Nettoergebnis fiel mit 1,928 Mrd. Euro um 48 Prozent niedriger
aus als im gleichen Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis je Aktie ging im
3. Quartal von 2,55 Euro auf 1,45 Euro zurück.
Wegen der heuer deutlich niedrigeren Marktpreise gingen die
Konzernumsatzerlöse um 45 Prozent auf 9,469 Mrd. Euro zurück. Für
2023 erwartet die OMV einen durchschnittlichen Brent-Rohölpreis von
80 US-Dollar (75,44 Euro) pro Fass (2022: 101 Dollar) und einen
durchschnittlich realisierten Gaspreis von rund 30 Euro je MWh
(2022: 54 Euro je MWh).
ivn/cri
 ISIN  AT0000743059
 WEB   http://www.omv.com


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