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Vorarlberger Zumtobel-Gruppe baut 170 Mitarbeiter ab

13.10.2023, 16:59:00

100 Stellen bei der Komponenten-Tochter Tridonic, 70 am Stammsitz - Erste Kündigungen im November - Betriebsrat: "Großer Schock für viele"

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Reaktion des Betriebsrats (6. und 7. Absatz)
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Die Vorarlberger Leuchtenhersteller-Gruppe
Zumtobel baut aus wirtschaftlichen Gründen etwa 170 Stellen ab. Am
Stammsitz in Dornbirn sollen über ein Jahr hinweg 70 Mitarbeiter
ihre Stelle verlieren, erste Kündigungen werden im November
erfolgen. Bei der Komponententochter Tridonic werden von einer am
Freitag angekündigten Neuausrichtung rund 100 Mitarbeiter im
Produktionsbereich betroffen sein, informierte das Unternehmen in
einer Aussendung.
Zumtobel hat im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 einen
überraschenden Umsatzeinbruch in Höhe von 26 Mio. Euro im
Komponentensegment hinnehmen müssen. Deshalb ist der Gruppenumsatz
im ersten Vierteljahr auf 286 Mio. Euro gesunken - nach 314 Mio.
Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahres. "Die weiterhin fehlende
Dynamik im Komponentengeschäft aufgrund hoher Lagerstände bei vielen
Kunden sowie das angespannte wirtschaftliche Umfeld halten an, und
ein Ende der Marktschwäche in diesem Bereich ist noch nicht
abzusehen", hieß es. Die im Tridonic-Werk in Dornbirn produzierten
LED-Produkte stünden weiter unter einem extrem hohen Preisdruck.
"Für uns ist es ein schmerzlicher Schritt, dass wir die
Produktion in Dornbirn zukünftig nur mit weniger Personal
weiterführen können, um den Produktionsstandort zu erhalten. Die
wirtschaftlichen Umstände, zuletzt der massive Umsatzeinbruch im
ersten Quartal 2023/24, zwingen uns zu einer zeitnahen
Reorganisation", sagte Tridonic-CEO Hugo Rohner. Erste Kündigungen
von 30 bis 40 Mitarbeitern sollen ebenfalls im November
ausgesprochen werden, weitere Kündigungen sind für Jänner und April
2024 geplant. "Wir werden unser Hauptaugenmerk darauf richten, den
Personalabbau sozial ausgewogen zu gestalten und arbeiten an einem
umfassenden Sozialplan", sagte Rohner. Neben einem freiwilligen
Abfertigungsprogramm ist auch eine Arbeitsstiftung vorgesehen.
Ziel sei es, das Werk in der Färbergasse zu einem "Centre of
Production Innovation" umzubauen. Zukünftig sollen in Dornbirn neue
Produktionsprozesse für alle anderen Tridonic-Werke weltweit
entwickelt werden, unter anderem werde man sich mit Robotik und
künstlicher Intelligenz beschäftigen. Ebenso geplant ist die
Konzeption von Serienfertigungen ausgewählter neuer Produkte, die in
weiterer Folge an andere Werke im Tridonic-Verbund übergeben wird.
Dazu soll noch die Serienfertigung von anspruchsvollen Produkten
kommen. Umgekehrt werde im Zuge der Reorganisation ein Teil der
Produktion ins serbische Niš transferiert. Dort werden bereits seit
2018 LED-Treiber und LED-Module gefertigt.
Im Zumtobel-Leuchtenwerk in der Schweizerstraße in Dornbirn will
der Konzern künftig eine "bessere Produktionsauslastung" erreichen,
dafür seien "leichte Volumenanpassungen und Optimierungen in der
Organisation" notwendig. Über ein Jahr hinweg sollen insgesamt 70
Arbeitsplätze wegfallen, darunter auch solche, die derzeit von
Leiharbeitern besetzt werden. In einem ersten Schritt werden im
November 30 bis 40 Beschäftigte gekündigt. Auch in diesen Fällen
will das Unternehmen sozial verträgliche Lösungen für die
Betroffenen erarbeiten.
Die Beschäftigten der Produktion bei Tridonic wurden am
Freitagnachmittag über den geplanten Stellenabbau informiert. "Ein
großer Schock für viele", so Betriebsrat Markus Sandholzer zur APA.
Andere Mitarbeiter hätten aufgrund von Unterauslastung und der
Aufforderung zu Urlaubsabbau bereits geahnt, "dass da was kommt".
Der Abbau betreffe viele langjährige Mitarbeiter, viele Ältere quer
durch alle Bereiche der Produktion. Dazu komme die Unsicherheit, was
nun aus dem Werk wird.
Sandholzer bedauerte, dass die Geschäftsführung offenbar,
begründet mit dem hohen Kostendruck in Österreich, keinen anderen
Weg als eine Verlagerung ins Ausland gesehen habe. Montag früh werde
die restliche Belegschaft informiert, parallel dazu beginnen
Gespräche über einen gemeinsamen Sozialplan für Tridonic und
Zumtobel. Dabei sei man als Betriebsrat gefordert, eine gute Lösung
für alle zu finden und Fälle wie Alleinerziehende und Ältere
möglichst gut abzufedern. "Die trifft es mit voller Härte", so
Sandholzer über die "Extremsituation" für die Betroffenen. Das
Gesprächsklima mit der Geschäftsführung beschrieb er als sehr gut.
Die Zumtobel-Gruppe erzielte im Geschäftsjahr 2022/23 einen
Umsatz in Höhe von 1,209 Mrd. Euro. Beschäftigt wurden rund 5.500
Mitarbeiter, davon knapp 1.700 bei Tridonic (Umsatz: 367,3 Mio.
Euro).
jh/agr/fel
 ISIN  AT0000837307
 WEB   http://www.zumtobelgroup.com


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