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Spatenstich für Elektro-Stahlerzeugung der voestalpine in Linz

10.10.2023, 12:04:00

Für Eibensteiner "Klimaschutzprojekt" - voestalpine-Chef geht davon aus, dass das Produkt auch nachgefragt wird - Forderung nach Ausbau der Netzinfrastruktur

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Statement VK Kogler zu möglicher Fördersumme (4. Absatz)
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Nachdem vor wenigen Wochen der Spatenstich für einen
Elektrolichtbogenofen am Standort Donawitz gesetzt wurde, war es am
Dienstag auch in der voestalpine-Zentrale in Linz soweit: Hier soll
ein weiterer - deutlich größerer - um rund 1 Mrd. Euro entstehen.
Die beiden Bauprojekte sind die erste Etappe der bis 2050 geplanten
schrittweisen Umstellung der Stahlproduktion auf CO2-neutral.
Die voestalpine betreibt derzeit fünf Hochöfen, drei in Linz und
zwei in Donawitz. Die beiden Elektrolichtbogenöfen (electric arc
furnace, EAF), die nun errichtet werden, sollen 2027 in Betrieb
gehen und dann rund 30 Prozent der CO2-Emissionen der voestalpine
einsparen - das sind knapp 4 Mio. Tonnen Kohlendioxid bzw. fast 5
Prozent der jährlichen Emissionen Österreichs. Grund genug für
voestalpine-CEO Herbert Eibensteiner, vom "größten
Klimaschutzprogramm" der Republik zu sprechen. "Wir bekennen uns zu
den Pariser Klimazielen", betonte der voestalpine-Chef.
2030 sollen zwei weitere Hochöfen abgelöst werden - einer in Linz
wird auf Elektro umgestellt, einer in Donawitz stillgelegt - und bis
2050 auch der letzte in Linz. 2050 will man dann klimaneutral
produzieren können. Voraussetzung dafür, dass die Emissionsrechnung
aufgeht, ist, dass die Elektro-Hochöfen mit Grünem Strom betrieben
werden.
Der Elektroofen in Donawitz soll im Vollbetrieb jährlich rund
850.000 Tonnen CO2-reduzierten Stahl produzieren, jener in Linz 1,6
Mio. Tonnen. Proportional dazu verhalten sich die Kosten der beiden
Anlagen: Jene in Donawitz ist mit einer knappen halben Milliarde
Euro veranschlagt, jene in Linz mit 1 Mrd. Euro. Eibensteiner
rechnet mit einem "mittleren bis höheren zweistelligen
Millionenbetrag" an Förderung des Bundes. Vizekanzler Werner Kogler
(Grüne) geht davon aus, dass die beiden Projekte in Linz und
Donawitz rund 100 Mio. Euro an Förderungen vom Bund lukrieren werden
können. "Die österreichische Industrie ist am richtigen Weg",
betonte er anlässlich des Spatenstichs.
Um die Stahlerzeugung "grün" zu machen, muss man an zwei Hebeln
ansetzen: Zum einen beim Energiebedarf, indem man fossile
Brennstoffe durch Strom aus erneuerbaren Quellen ersetzt, zum
anderen durch Änderungen im Prozess selbst. Denn beim klassischen
Hochofen mit LD-Verfahren (Linz-Donawitz-Verfahren, Anm.) werden
Kohle und Koks als Reduktionsmittel verwendet, wodurch ebenfalls CO2
entweicht. Im Elektrolichtbogenofen kommt stattdessen ein Mix aus
Schrott, flüssigem Roheisen und sogenanntem HBI (Hot Briquetted
Iron) zum Einsatz.
Das nun gestartete Bauprojekt umfasst daher neben dem
eigentlichen Elektrolichtbogen auch eine Schrotthalle. Zudem werden
eine ca. 750 Meter lange Förderbandbrücke errichtet, Lagergebäude
verlegt, neue Fahrwege errichtet. Zur Energieversorgung wurden
bereits zwei Umspannwerke gebaut. Die neue 220kV-Stromleitung
versorgt die Anlage durch einen - zu Kühlungszwecken mit Grundwasser
gefluteten - Mikrotunnel in rund 25 Metern Tiefe mit Strom. "Eine
Grundvoraussetzung für den Betrieb der Anlagen ist die ausreichende
Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbaren Quellen zu wirtschaftlich
darstellbaren Preisen" sowie eine entsprechende Netzinfrastruktur,
betonte Hubert Zajicek, Mitglied des voestalpine-Vorstands und
Leiter der Steel Division. Auch Eibensteiner betonte: "Wir fordern,
in die Netzinfrastruktur zu investieren."
Um wirklich auf Null-CO2 zu kommen, forscht die voestalpine aber
noch an mehreren neuen Verfahren und investiert in Pilotprojekte.
Auch Wasserstoff wird hier wohl in Zukunft eine Rolle spielen. Als
ersten Schritt bietet die Steel Division alle Flachstahlprodukte
bereits jetzt wahlweise in einer CO2-reduzierten "greentec
steel"-Edition an. Eibensteiner erwartet, dass der "Grüne Stahl"
auch konkurrenzfähig sein wird. "Wenn sich ein grüner Stahlmarkt
gebildet hat, gehen wir davon aus, dass es auch Nachfrage nach Green
Premium geben wird", erwartet er, auch wenn er keine Zahlen zu
Preisen nennen will.
Laut einer Studie des Industriewissenschaftlichen Institutes vom
September 2023 sichere die Bauphase der beiden Elektrolichtbogenöfen
rund 9.000 Arbeitsplätze in Österreich und generiere eine
österreichweite Wertschöpfung von 767 Mio. Euro.
(Redaktionelle Hinweise: Die APA hat am 23. Oktober 2022 ein
Klima-Glossar: "Grüner Stahl" veröffentlicht)
  ver/inn/cri
 ISIN  AT0000937503
 WEB   http://www.voestalpine.com


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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen