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Andritz stemmt sich mit Wasserkraft gegen schwache Konjunktur

27.07.2023, 13:16:00

Konzerngewinn stieg zum Halbjahr um fast 36 Prozent auf 227 Mio. Euro - Großauftrag für Wasserkraftwerk in Laos stärkte das Ergebnis - Prognose für Gesamtjahr bestätigt

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Weitere Details nach der Pressekonferenz
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Beim steirischen Anlagenbauer Andritz laufen
die Geschäfte trotz Konjunkturflaute rund. Bis zur Jahresmitte legte
der Umsatz um 24 Prozent auf 4,1 Mrd. Euro zu. Der Gewinn nach
Steuern erhöhte sich um 36 Prozent auf 227 Mio. Euro, wie das
Unternehmen am Donnerstag bekanntgab. "Wir sind froh, dass wir den
schwierigen Rahmenbedingungen im ersten Halbjahr ganz gut getrotzt
haben - wir konnten sowohl den Umsatz als auch das Konzernergebnis
anheben", sagte CEO Joachim Schönbeck.
Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg der Gewinn (EBITA)
heuer zwischen Jänner und Juni gegenüber dem Vergleichszeitraum des
Vorjahres um 22 Prozent auf 333 Mio. Euro. Die EBITA-Marge betrug
8,1 Prozent (Vorjahresperiode: 8,1 Prozent).
Auch der weitere Jahresverlauf sieht im sonst schwierigen Umfeld
relativ rosig aus. "Wir gehen davon aus, dass wir unseren Kurs des
profitablen Wachstums fortsetzen können und erwarten einen
deutlichen Anstieg bei Umsatz und Ergebnis", so der
Vorstandsvorsitzende mit Blick auf das gesamte Geschäftsjahr 2023.
"Von einer Steigerung um etwa zehn Prozent auszugehen, das ist
sicher eine gute Annahme", sagte der CEO zur Nachrichtenagentur
Reuters. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte Andritz einen
Nettogewinn von 403 Mio. Euro erzielt, bei einem Umsatz von 7,5 Mrd.
Euro.
Die gesamtwirtschaftliche Lage beurteilt Schönbeck kritisch: "Die
hohen Zinsen und die nachlassende Konjunktur werden das
Investitionsklima schon eintrüben", so der Konzernchef am Donnerstag
in einer Pressekonferenz in Wien. Bei den "grünen Produkten"
erwartet Andritz allerdings trotzdem "eine stabile Nachfrage".
In den ersten sechs Monaten habe das Unternehmen den
Auftragseingang "auf dem sehr hohen Niveau halten können". Er belief
sich auf 4,71 Mrd. Euro, nach 4,77 Mrd. Euro im Vergleichszeitraum
des Vorjahres (minus 1 Prozent). Dadurch habe Andritz den
Auftragsstand auf 10,6 Mrd. Euro um 7 Prozent "nochmal deutlich
anheben können". "Das ist eine sehr solide Basis für die sich weiter
eintrübende Konjunktur", betonte Schönbeck.
Die Arbeitsplätze sollen dadurch jedenfalls gesichert sein -
Andritz beschäftigt weltweit knapp 30.000 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, um 9 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Die meisten
arbeiten in Deutschland (fast 5.000 Beschäftigte), in Österreich
sind es 3.620. "Auf der Beschäftigtenseite können wir vom
Auftragsstand ganz gut zehren in den kommenden Wochen, Monaten, ins
nächste Jahr hinein", umriss der Konzernchef die aktuelle Lage.
"Energie bleibt Wachstumstreiber", hielt er unter Verweis auf die
nachhaltige Transformation auf der Kundenseite fest. Bis 2025 soll
mindestens die Hälfte der Erlöse aus dem Geschäft mit Anlagen in den
Bereichen erneuerbare Energien, E-Mobilität und Kreislaufwirtschaft
stammen. Letztes Jahr und auch heuer im ersten Halbjahr lag der
Anteil den Angaben zufolge bei 45 Prozent.
Derzeit rüsten die Steirer im südostasiatischen Luang Prabang
(Laos) das bisher größte Wasserkraftwerk des Landes aus, das eine
Kapazität von fast 1.500 Megawatt haben wird. "Wir liefern die
Turbinen und die Generatoren für die Elektrizitätserzeugungsstufe",
präzisierte Schönbeck. Diese kommen aus Weiz in der Steiermark, "was
auch dort entsprechend Arbeit sichert". Der Auftrag im Volumen eines
"mittleren dreistelligen Millionenbetrages" - sei heuer im zweiten
Quartal verbucht worden und sei eines der größten Wasserkraftwerke,
das Andritz jemals alleine beliefert hat. Ab 2029 soll das
Kraftwerk, das von der Weltbank finanziert wird, "rund um die Uhr
Strom aus erneuerbaren Energien liefern". Andritz kommt damit in
Laos bereits zum zweiten Mal zum Zug - die Steirer belieferten auch
das Wasserkraftwerk Xayaburi mit einer Kapazität von 1.285 Megawatt.
Um beim Megatrend Nachhaltigkeit zusätzlich zu punkten, erkundet
das Unternehmen auch neues Terrain: "Wir haben zwar einen kleinen,
aber sehr wichtigen Schritt gemacht, um in den Markt für Wasserstoff
einzusteigen", verkündete Schönbeck. Der Konzern hat sich in
Finnland einen Auftrag zur Planung einer Großanlage für die
Erzeugung von grünem Wasserstoff gesichert. "Wir bemühen uns um den
Zuschlag für den Bau der Gesamtanlage", so der Andritz-Chef. Derzeit
würden alle Fragen für die Genehmigungsprozesse geklärt. Die
Investoren gingen davon aus, dass die Genehmigung erteilt werde.
Besagte Anlage im finnischen Kristinestad ist für eine Kapazität
von 200 Megawatt (MW) ausgelegt. Der Strom für die Produktion von
Wasserstoff durch Elektrolyse soll hauptsächlich mit Wind- und
daneben auch mit Sonnenenergie erzeugt werden. Auftraggeber ist
Koppö Energia, "ein Joint Venture von Finanzinvestoren aus
Deutschland und Finnland", wie der Konzernchef erklärte. Andritz
möchte sich zu einem der weltweit führenden Industriepartner für den
Bau großer Wasserstoffanlagen entwickeln. Der Gesamtmarkt für grünen
Wasserstoff soll bis 2030 auf fast 40 Millionen Jahrestonnen wachsen
"und wir hoffen, dass wir davon einen entsprechenden Teil mitnehmen
können".
Der Anlagen- und Maschinenbauer befindet sich zudem auf
Einkaufstour. Im Juni erwarb Andritz das dänische Unternehmen
Dan-Web. Der Hersteller baut Anlagen, bei denen Zellstoff
trockengelegt wird, um Strukturbauteile aus Zellstoffen wie den
Deckel eines Kaffeebechers zu erzeugen. Für Zukäufe gebe es drei
Zielrichtungen: Digitalisierung, nachhaltige Technologien und das
Dienstleistungsgeschäft. "Im Megatrend Nachhaltigkeit spielt die
'Circular Economy' eine Schlüsselrolle. Wir sind davon überzeugt,
dass mit Zellstoff in sehr vielen Bereichen Kunststoff-Verpackungen
ersetzt werden können", sagte der Vorstandschef kürzlich zu "Focus
Money".
kre/stf
 ISIN  AT0000730007
 WEB   http://www.andritz.com


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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen