Das Erste Group Research erwartet für die Region Zentral- und Osteuropa (Tschechien, Ungarn, Polen, Slowakei) für das neue Jahr eine solide Entwicklung, auch wenn sich das Wachstum gegenüber dem Vorjahr etwas verlangsamen wird. Der Rückgang hängt damit zusammen, dass viele Länder im Vorjahr ihre letzte Chance genutzt haben Gelder aus dem EU-Programm von 2007-2013 abzurufen. In Ungarn und in Tschechien wird der Effekt am stärksten ausfallen. Diese Länder hatten die größten Zuflüsse von EU-Geldern. Die Auswirkungen der Flüchtlingskrise werden sich aus heutiger Sicht auf diese Länder kaum auswirken.

Die Verschlechterung der globalen Konjunktur hatte bisher einen vernachlässigbaren Effekt auf die CEE-Region. Weder die Konjunkturabkühlung in China noch der VW-Skandal haben zu einer Schwächung der Produktionszahlen oder anderer Leitindikatoren geführt. Es wurde erwartet, dass die CEE-Region, als größte Drehscheibe der Automobilfertigung in Europa außerhalb Deutschlands (jedes vierte in der EU gefertigte Auto wird in der CEE-Region montiert), unter dem VW-Skandal leiden würde. Bisher scheint das jedoch nicht der Fall zu sein. Die Hauptlast dürfte demnach bei Volkswagen (VW) selbst in Form von Strafzahlungen liegen. Ein Nachfrageeinbruch nach VW-Autos wird nicht erwartet. Das Wachstum der CEE-Region ist in Summe widerstandsfähiger gegenüber dem äußeren Umfeld geworden. Wachstumstreiber in den CEE-Ländern ist derzeit nicht die Exportnachfrage, sondern die Inlandsnachfrage.

Erhöhte geopolitische Risiken in der Türkei und in Russland

In der Türkei liegen wichtige Wahlen hinter uns, in Russland stehen Parlamentswahlen im September ins Haus. Das politische Risiko ist lokal betrachtet relativ gering. Allerdings bleiben die geopolitischen Risiken erhöht: speziell die Situation in Russland und der Türkei und (breiter definiert) in Syrien bleibt angespannt. Zusätzlich bleiben die Unsicherheiten betreffend das Verhältnis der Ukraine mit Russland bestehen. Die aktuellen EU-Sanktionen, die auf Russland lasten wurden um weitere sechs Monate bis 31. Juli 2016 verlängert.

Wieder sehr unterschiedliche Performance der Aktienbörsen

Die Aktienbörsen haben sich sehr unterschiedlich entwickelt. Überraschend war die sehr gute Performance der russischen Börse (plus 26 %). Ungarn war im Vorjahr die beste Börse mit einem Plus von

Das Erste Group Research erwartet für die Region Zentral- und Osteuropa (Tschechien, Ungarn, Polen, Slowakei) für das neue Jahr eine solide Entwicklung, auch wenn sich das Wachstum gegenüber dem Vorjahr etwas verlangsamen wird. Der Rückgang hängt damit zusammen, dass viele Länder im Vorjahr ihre letzte Chance genutzt haben Gelder aus dem EU-Programm von 2007-2013 abzurufen. In Ungarn und in Tschechien wird der Effekt am stärksten ausfallen. Diese Länder hatten die größten Zuflüsse von EU-Geldern. Die Auswirkungen der Flüchtlingskrise werden sich aus heutiger Sicht auf diese Länder kaum auswirken.

Die Verschlechterung der globalen Konjunktur hatte bisher einen vernachlässigbaren Effekt auf die CEE-Region. Weder die Konjunkturabkühlung in China noch der VW-Skandal haben zu einer Schwächung der Produktionszahlen oder anderer Leitindikatoren geführt. Es wurde erwartet, dass die CEE-Region, als größte Drehscheibe der Automobilfertigung in Europa außerhalb Deutschlands (jedes vierte in der EU gefertigte Auto wird in der CEE-Region montiert), unter dem VW-Skandal leiden würde. Bisher scheint das jedoch nicht der Fall zu sein. Die Hauptlast dürfte demnach bei Volkswagen (VW) selbst in Form von Strafzahlungen liegen. Ein Nachfrageeinbruch nach VW-Autos wird nicht erwartet. Das Wachstum der CEE-Region ist in Summe widerstandsfähiger gegenüber dem äußeren Umfeld geworden. Wachstumstreiber in den CEE-Ländern ist derzeit nicht die Exportnachfrage, sondern die Inlandsnachfrage.

Erhöhte geopolitische Risiken in der Türkei und in Russland

In der Türkei liegen wichtige Wahlen hinter uns, in Russland stehen Parlamentswahlen im September ins Haus. Das politische Risiko ist lokal betrachtet relativ gering. Allerdings bleiben die geopolitischen Risiken erhöht: speziell die Situation in Russland und der Türkei und (breiter definiert) in Syrien bleibt angespannt. Zusätzlich bleiben die Unsicherheiten betreffend das Verhältnis der Ukraine mit Russland bestehen. Die aktuellen EU-Sanktionen, die auf Russland lasten wurden um weitere sechs Monate bis 31. Juli 2016 verlängert.

Wieder sehr unterschiedliche Performance der Aktienbörsen

Die Aktienbörsen haben sich sehr unterschiedlich entwickelt. Überraschend war die sehr gute Performance der russischen Börse (plus 26 %). Ungarn war im Vorjahr die beste Börse mit einem Plus von rd. 44 %. Wien hat sich im Vergleich sehr gut gehalten und konnte auch den EuroStoxx 50 Index (Plus 4,9 %) und den S&P 500 Index (-0,8 %) mit einem Plus von rd. 11 % deutlich hinter sich lassen.

Börsenplatz Index Indexperformance
in lokaler Währung
seit 30.12.2014 – 30.12.20151
Österreich ATX-Index (EUR) +10,92 %
Polen WIG-Index (PLZ) -9,62 %
Tschechien Prague SE (CZK) +1,02 %
Russland MICEX-Index (RUB) +26,12 %
Ungarn BSE-Index (HUF) +43,81 %
Rumänien Bucharest-BET (RON) -1,11 %
Türkei ISE 100 (TRL) -12,9 %
USA S&P 500 Index (USD) -0,82 %
Euroland EuroStoxx (EUR) +4,85 %

1 Quelle: Bloomberg; 30.12.2014 – 30.12.2015

Risiken durch US-Geldpolitik, Ölpreis und Geopolitik

Die Risiken bleiben ähnlich wie in den Jahren zuvor. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es in Zinserhöhung-Phasen der USA zu erhöhten Volatilitäten kommen kann, das besonders die Türkei treffen könnte. Russland bleibt ebenfalls unsicher und hängt neben der Ukraine-Problemstellung (EU-Sanktionen) von exogenen Faktoren wie dem Ölpreis ab. Zudem trübt die geopolitische Situation die Einschätzung der Marktteilnehmer.

Differenzierter Ausblick

Laut Erste Group Research hat sich das Gewinnwachstum der Unternehmen in Zentral- und Osteuropa abgeschwächt. Besonders beobachten muss man die Situation in Polen: die Belastungen des dortigen Bankensektors wirken sich deutlich auf die Gewinnaussichten aus. Das Bild für die Region ist damit uneinheitlich. Für Ungarn und zu einem etwas geringeren Ausmaß für Tschechien ist der Gewinnausblick positiv. Für die Türkei und Russland gibt es hingegen ein hohes Maß an Unsicherheit. Eine mögliche Lösung des Ukraine-Konflikts würde für die gesamte Region eine riesige Erleichterung darstellen – diese ist aber derzeit nicht in Sichtweite.


Autor:
Paul Severin
Vorstandsmitglied ÖVFA
Leiter Investmentkommunikation
Erste Asset Management
13. Jänner 2016

Hinweis

Die Wiener Börse AG verweist ausdrücklich darauf, dass die angeführten Informationen, Berechnungen und Charts auf Werten aus der Vergangenheit beruhen, aus denen keine Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung oder Wertbeständigkeit gezogen werden können. Im Wertpapiergeschäft sind Kursschwankungen und Kapitalverluste möglich. Der Beitrag gibt die persönliche Meinung des Analysten wieder und stellt keine Finanzanalyse oder Anlageempfehlung der Wiener Börse AG dar.

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