
Im laufenden Jahr sind wir an den Kapitalmärkten einigen Unruhen ausgesetzt worden. So blieb auch der Oktober schwankungsreich. Die US-Administration setzt mit ihrem Selbstbewusstsein und ihrer ungewöhnlich harschen Agitation nahezu allen bisherigen geopolitischen Vereinbarungen harte Belastungsproben aus. Die Wirtschaftsräume rund um den Globus müssen sich diesbezüglich anpassen, entwickeln in hoher Geschwindigkeit Verteidigungsstrategien und die Suche nach dem eigenen Selbstbewusstsein ergänzt diese Prozesse. Europa hat in diesem Zusammenhang wenig eindeutige Stärke gezeigt. Im Gegenteil, die innere Spannung zwischen den einzelnen Staaten wurde zeitweise überdeutlich sichtbar und führte im Gegenzug zur Stärke von USA und auch China, das sich dem US-Machtspiel konsequent und mit gefülltem Drohpotential entgegenstellte. Diesbezüglich konnte man auch die Erholung der chinesischen Wirtschaft erkennen, die sich aus den Belastungen der Immobilienkrise langsam aber doch zu befreien und auch ihre geopolitischen Wirtschaftspositionen selbstbewusst zu verteidigen begann. Ergänzt wurden diese wirtschaftspolitischen Veränderungen durch ein nach wie vor bestehendes Kriegs-Szenario in der Ukraine und auch im Konfliktherd Naher Osten wurde mittlerweile zwar eine brüchige Waffenruhe vereinbart, die emotionale Erleichterung durch die Befreiung der letzten Geiseln ein positiver Impakt, der Konflikt scheint aber kaum beendet zu sein. Es bleibt auch hier explosiv unterlegt. All diese Rahmenbedingungen konnten die Kapitalmärkte nur bedingt drücken. Die USA holten ihre Underperformance aus dem April rasant auf, China begann den Lauf von Europas Börsen zügig nachzuahmen und die Gewinnmitnahmen in Europa, nach den Kursanstiegen des laufenden Jahres beließen die globalen Aktienmärkte auf nahezu gleichem Level. Einzig die Währungsrelation blieben verschoben. US-Dollar, Yuan und Yen blieben gegen den Euro schwach.
Die Anleihen sahen ruhiges Fahrwasser, Zinssenkungen in der EU und später auch in USA standen steigende Staatsschulden gegenüber. Die Refinanzierung dieser gewaltigen Pakete wird uns noch länger beschäftigen. Und der ATX hatte mit seiner Erholungsbewegung, motiviert durch das Infrastrukturpaket Deutschlands und auch einer immer wieder aufflackernden Friedenshoffnung in der Ukraine nach langer Zeit eine gute Performance gegenüber seinen europäischen Vergleichsbörsen.
Genau diese Entwicklung gilt es weiter zu fördern. Die Ent-Bürokratisierung und eine Politik, die sich angesichts der globalen Bedrohungen auch wieder etwas getraut umzusetzen, wären jedoch Voraussetzungen dafür. Ein Wunsch ans bald kommende Christkind?
Warum nicht.
Autor:
Wolfgang Matejka, CEFA
Geschäftsführender Gesellschafter der Matejka & Partner Asset Management GmbH
3. November 2025
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