Michael Kordovsky | Börsen-Kurier
Viele heimische Werte zeigen sich aufgrund ihres Geschäftsmodells sehr resilient.
In einer Zeit, in der internationale Handelsstreitigkeiten und Zollkonflikte die globalen Märkte verunsichern, suchen Anleger nach stabilen Investitionsmöglichkeiten. Einige Unternehmen an der Wiener Börse zeigen sich bemerkenswert resistent gegenüber solchen externen Turbulenzen. Insbesondere Banken, Versicherungen, Versorger sowie bestimmte Dienstleistungs- und Immobilienunternehmen profitieren von ihrer lokalen Ausrichtung und geringen Abhängigkeit vom internationalen Handel.
Finanzsektor: Stabilität durch lokale Verankerung
Österreichische Banken und Versicherungen, wie die Erste Group und die Vienna Insurance Group (VIG), konzentrieren sich stark auf den heimischen Markt und die angrenzenden CEE-Länder. Ihre Geschäftsmodelle sind weniger exportorientiert, was sie weniger anfällig für internationale Zollkon-flikte macht. Die stabile Nachfrage nach Finanzdienstleistungen in der Region trägt zur Resilienz dieser Unternehmen bei.
Die Erste Group konnte im ersten Quartal 2025 ihre Betriebserträge noch leicht steigern und den Periodengewinn auf relativ hohem Niveau halten.
Parallel dazu setzte die Bawag Group im ersten Quartal ihre Erfolgstory fort und steigerte den Nettogewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum um weitere 20 %. Auf Basis der jüngsten Ausschüttung von 5,50 Euro/Aktie liegt die Dividendenrendite noch immer bei günstigen 5,9 % (Kurs 97,75 Euro). Im laufenden Jahr liegt die Bawag (per 2.5.) rund 20,5 % im Plus.
Mit jeweils 33 bzw. 40,5 % im Plus liegen in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres auch die Uniqa und VIG. Letztere steigerte im Jahr 2024 den Gewinn pro Aktie von 4,31 auf 4,98 Euro, während die Uniqa 2024 bei 9,1 % Prämienwachstum das Konzernergebnis um knapp 15 % steigern konnte. Auf Basis eines Kurses von 10,40 Euro liegt die Dividendenrendite noch immer bei attraktiven 5,8 %.
Versorger: Nachfrage unabhängig von Handelsstreitigkeiten
Energie- und Versorgungsunternehmen wie die heimische EVN und die Verbund AG profitieren von einer konstanten Inlandsnachfrage. Ihre Dienstleistungen sind essenziell und unterliegen kaum den Schwankungen des internationalen Handels. Zudem investieren sie verstärkt in erneuerbare Energien, was ihnen langfristig zusätzliche Stabilität verleiht. Allerdings können staatliche Regulierungen Gewinne beschränken (z. B. Abschöpfung von Überschussgewinnen). Wirft man bei EVN und Verbund einen Blick auf die Analystenprognosen der Gewinne pro Aktie bis 2029, dann sieht es wohl nicht nach Wachstum aus (Quelle: finanzen.net).
Dienstleistungsunternehmen: Lokale Präsenz als Vorteil
Mehr Wachstumsdynamik ist von Unternehmen wie die AustriaCard Holdings AG, spezialisiert auf sichere digitale Lösungen, oder auch Do & Co AG, dem international tätigen Caterer mit starkem Fokus auf den europäischen Markt zu erwarten. Beide zeigen sich robust gegenüber globalen Handelskonflikten. Die Dienstleistungen von Do & Co konzentrieren sich auf Flughäfen und Flüge, Mega-Events und Tourismusgebiete. In den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres konnte bei knapp 31 % Umsatzwachstum das Konzernergebnis um fast 38 % gesteigert werden. Analysten gehen jedenfalls bis 2026 von weiteren Zuwächsen aus.
AustriaCard bietet indessen ein komplementäres Produkt- und Dienstleistungsportfolio in den Bereichen Zahlungslösungen, Identifikation, Smart Cards, Personalisierung, Digitalisierung sowie sicheres Datenmanagement für den Finanz-, Regierungs- und Privatsektor an und profitiert von Digitalisierungsprojekten des öffentlichen und privaten Sektors in Griechenland, Mittel- und Osteuropa. Da die Dienstleistungen des Unternehmens keinesfalls negativ politisch exponiert sind, sollte das Wachstum in den kommenden Jahren eine Fortsetzung finden. Geographisch wuchs das Unternehmen 2024 in den Märkten Türkei, Nahost und Afrika um 34,4 %. Laut Analystenkonsens von Market-Screener sollte von 2025 auf 2026 der Gewinn pro Aktie von 0,66 auf 0,75 Euro steigen, woraus bei einem Kurs von 5,92 Euro ein für 2026 erwartetes, günstiges KGV von 7,9 resultieren sollte.
Immobilienwerte: Schutz durch regionale Fokussierung
Immobilienunternehmen wie die CPI Europe AG (vormals Immofinanz) oder CA Immo AG konzentrieren sich auf den österreichischen und zentraleuropäischen Markt. Ihre Projekte und Investitionen sind überwiegend regional ausgerichtet, wodurch sie weniger von internationalen Handelsbarrieren betroffen sind. Zwischenzeitlich gab es zwar in diversen Gewerbeimmobiliensegmenten Wertanpassungen im Portfolio, was die Gewinne belastete, doch das Schlimmste dürfte nun vorbei sein. Operativ läuft es 2024 durchaus erfreulich. Bei CA Immo stiegen 2024 die Nettomieterlöse je Aktie bereits um 5 % und die FFO I (Funds from Operations) pro Aktie von 1,16 auf 1,23 Euro (bei einem Kurs per 2.5. von 23,78 Euro).
Erfreuliche 2024er-Zahlen zeigte auch die CPI Europe, die bei einer Steigerung der Mieterlöse um 10,4 % auf 589,2 Millionen Euro das Ergebnis aus Asset Management um 17 % auf 489,6 Millionen Euro steigern konnte. Die Neubewertungen inklusive Immobilienentwicklungen und Immobilienverkäufen drehten von minus 376,8 Millionen Euro im Jahr 2023 bereits mit 12,6 Millionen Euro ins Plus. Mittlerweile drehte auch das Konzernergebnis von -229,5 mit +133,5 Millionen Euro ins Plus. Das Portfolio des Konzerns überzeugt mit einer Bruttorendite von 7,4 %.
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