Christian Sec | Börsen-Kurier
Öffentliche Aufträge sind für viele Unternehmen lebensnotwendig.
Das Wifo prognostiziert für 2025 einen Rückgang der österreichischen Wirtschaft um 0,3 %. Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen wird dementsprechend auch im kommenden Jahr rückläufig sein, wobei Sachgütererzeuger zurückhaltender planen als Dienstleister. In der Theorie sollte eine sinkende Investitionsbereitschaft der Privatwirtschaft durch verstärkte öffentliche Investitionen kompensiert werden. So stiegen während der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/09 die staatlichen Bruttoinvestitionen gemessen am BIP auf fast 3,5 %, nachdem sie zuvor und danach unter 3 % lagen. Besonders deutlich zeigte sich damals der Anstieg öffentlicher Bauinvestitionen.
Geografische Diversifikation
Derzeit jedoch hat die heimische Regierung den Sparstift angesetzt, was nahelegt, dass der Staat kurzfristig nicht als Lückenfüller für die rückläufige private Nachfrage einspringen wird.
Ein Beispiel ist der - für die Bauunternehmen wichtige - Infrastrukturausbau im Bereich Schiene. Der ÖBB-Rahmenplan für die Periode 2025 bis 2030 sieht Investitionen in Höhe von 19,7 Milliarden Euro vor. Allerdings wurden aufgrund des Budgetdrucks im Vergleich zum vorangegangenen Rahmenplan (2024 bis 2029) Einsparungen vorgenommen - konkret 640 Millionen Euro im laufenden und weitere 830 Millionen Euro im nächsten Jahr. Wie angespannt die Lage ist, zeigt sich möglicherweise auch daran, dass viele vom Börsen-Kurier befragte Unternehmen dazu keine Auskünfte geben wollten.
Die Bauwirtschaft, und hier insbesondere der Tiefbau, dient bei Wirtschaftsflauten oftmals als wichtigste Eingriffsmöglichkeit des Staates zur Ankurbelung der Nachfrage. Der wichtigste Markt für die Strabag ist dabei Deutschland mit einem Anteil von 49 % an der Leistung des Konzerns. Ende 2024 erhielt die Strabag einen neuen Großauftrag im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich zur Errichtung eines Teilstücks der geplanten deutschen Gleichstrom-Erdkabelleitung „SüdLink“. Bereits im Juni 2023 wurde das erste Baulos dieses staatlichen Milliardenprojekts mit einem Volumen von 250 Millionen Euro an Porr vergeben. Im März 2025 wurde Porr zudem vom polnischen Staatsunternehmen GAZ-System für 90,5 Millionen Euro mit dem Bau einer 34 km langen Erdgasleitung beauftragt. Sektoral betrachtet erwies sich der Tiefbau auch im Jahr 2024 als am resilientesten: Laut Strabag-Daten verzeichnete dieser Bereich ein Plus von 1,1 %, während der sonstige Hochbau um 0,9 % zurückging.
Gute Auftragslage
Auch beim Verkehrstelematik-Spezialisten Kapsch TrafficCom stammen die Aufträge mehrheitlich aus öffentlicher Hand. Im Halbjahresbericht für das Geschäftsjahr 2024/25 weist der Konzern eine Umsatzsteigerung von 3 % auf 275 Millionen Euro aus. Besonders das Mautsegment verzeichnete Zuwächse, vor allem in Europa und Amerika. Erfreuliche Neuaufträge meldet das Unternehmen etwa für ein Citymaut-Projekt in Göteborg sowie für ein urbanes Verkehrssteuerungssystem in Guatemala, das mehr als 500 Kreuzungen umfasst. Der Auftragseingang lag im ersten Halbjahr bei 442 Millionen Euro, der Auftragsstand stieg auf 1,5 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,4 Milliarden Euro).
Und auch der Feuerwehr- und Katastrophenschutzausrüster Rosenbauer ist stark von öffentlichen Aufträgen abhängig. Im ersten Quartal 2025 verzeichnete das Unternehmen einen leichten Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Insgesamt berichtet Rosenbauer jedoch von gut gefüllten Auftragsbüchern. Unklar bleibt allerdings, welchen Einfluss die knappen kommunalen Budgets - wir sprechen über geplante Investitionen in Sicherheit, Infrastruktur und Klimaschutz - sowie neue Handelsbarrieren auf die künftige Entwicklung haben werden, heißt es im Quartalsbericht des Konzerns.
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