Wiener Börse News

Das Geheimnis langlebiger Unternehmen

Christian Sec | Börsen-Kurier

Die Centennials: Stabilität im Kern, Erneuerung am Rand.

Start-ups erleben selten ihren zweiten Geburtstag, und Studien aus den USA und Großbritannien zeigen, dass auch etablierte Unternehmen im Schnitt nur etwa 15 Jahre bestehen. Was also ist das Geheimnis von Langlebigkeit? Professor Alex Hill von der Kingston University in London zeigt in seinem Buch „Centennials“, dass Organisationen, die sich mehr als 100 Jahre oder länger erfolgreich behaupten, zwei Prinzipien meisterhaft ausbalancieren: Sie bewahren einerseits einen stabilen, sinnstiftenden Kern – geprägt durch klare Werte, eine gelebte Kultur und ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Langfristig erfolgreiche Organisationen verfügen über einen klar definierten Zweck, der über den reinen Eigennutz hinausgeht und so auch künftigen Generationen Orientierung bietet. Andererseits braucht es laut Hill einen „disruptiven Rand“ – also den Mut zur Veränderung, zum Bruch mit Gewohntem und zur kontinuierlichen Weiterentwicklung.

Wienerberger etwa, 1819 als Ziegelfabrik gegründet, stieg Anfang der 2000er-Jahre zur weltweiten Nummer eins bei Ziegeln auf – unter anderem durch gezielte Übernahmen und den Markteintritt in die USA (1999). Die Erfolgsfaktoren ähneln jenen, die Hill identifiziert: ein Zweck, der über Profit hinausweist. Die Mission des Unternehmens lautet: „Die Lebensqualität der Menschen durch innovative und ökologische Baustoff- und Infrastrukturlösungen verbessern.“ Das Fundament bilden vier zentrale Werte: Vertrauen, Respekt, Leidenschaft und Kreativität, wie Wienerberger gegenüber dem Börsen-Kurier betont. Zugleich zeigt sich der „disruptive Rand“ in der strategischen Neuausrichtung: In den vergangenen zehn Jahren hat sich das Unternehmen vom volumenorientierten Hersteller hin zum Komplettanbieter innovativer, ökologischer Lösungen für Gebäudehülle, Wasser- und Energiemanagement entwickelt.

Langer Atem

Weitere Beispiele für Unternehmen mit einem sehr langen Atem, die es schlussendlich zur Weltmarktführerschaft geschafft haben, findet man an der österreichischen Börse zur Genüge. So wurde Rosenbauer bereits 1866 gegründet und hält heute rund 40 % Marktanteil bei neuen Feuerwehrhelmen weltweit.

Palfinger, 1932 als kleine Werkstatt gestartet, wurde in den späten 1990er-Jahren zum globalen Marktführer bei hydraulischen Ladekränen. Mit der Übernahme der Lifting Machines Group 2014 avancierten die Salzburger zudem zum weltweit größten Anbieter von Forst- und Recyclingkränen sowie Abrollkippern.

Der Grazer Maschinenbauer Andritz wurde 1852 gegründet und ist heute Weltmarktführer bei Maschinen für die Zellstoffproduktion sowie im Bereich Metallumformung.

„Immer wieder neu erfinden“

Bei familiengeführten Unternehmen wie Kapsch TrafficCom ist der Spannungsbogen zwischen stabiler Basis und disruptiven Kräften besonders ausgeprägt. Das Unternehmen wird in vierter Generation, aktuell von CEO Georg Kapsch, geführt. Mit Samuel Kapsch als neuem COO steht bereits die fünfte Generation in den Startlöchern. Die Geschichte von Kapsch begann 1892 als Elektroinstallationsbetrieb. Ab den 1970er-Jahren entwickelte sich das Unternehmen zum

Hightech-Pionier für Verkehrstechnologien. In den 1990ern wurde die Mauttechnologie zum Kerngeschäft, 2007 stieg Kapsch dabei zum Weltmarktführer auf. Die Historie des Unternehmens ist ein wichtiger Kontext und schwingt im Selbstverständnis des Unternehmens mit, wie Kapsch TrafficCom uns gegenüber mitteilt, doch ihre Bedeutung wird nicht überhöht. „Kapsch TrafficCom blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück, weil wir uns immer wieder neu erfunden haben – statt uns auf vergangenen Technologien, Erfolgen oder Ideen auszuruhen.“

Dieser Artikel wurde zur Verfügung gestellt von:

Börsen-Kurier     Jetzt 4 Wochen gratis testen

Hinweis

Die Wiener Börse AG verweist ausdrücklich darauf, dass die angeführten Informationen, Berechnungen und Charts auf Werten aus der Vergangenheit beruhen, aus denen keine Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung oder Wertbeständigkeit gezogen werden können. Im Wertpapiergeschäft sind Kursschwankungen und Kapitalverluste möglich. Der Beitrag gibt die persönliche Meinung des Autors wieder und stellt keine Finanzanalyse oder Anlageempfehlung der Wiener Börse AG dar.

Preisinformation

Wienerberger AG
Palfinger AG
Rosenbauer International AG
Andritz AG
Kapsch TrafficCom AG