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Börsen-Kurier: Wiener Börse weiter im Aufschwung

Michael Kordovsky | Börsen-Kurier

Wiederholen sich die 80er? Infrastrukturausgaben und Ukraine-Wiederaufbau stimmen zuversichtlich.

Der Wiener Börse Index WBI, der alle im amtlichen Handel notierenden Aktien der Wiener Börse enthaltet, gewinnt wieder an Dynamik. Zuletzt betrug das Plus auf Dreijahres-Sicht 49,2 %, und im laufenden Jahr (YTD) bereits 25 %. Laut den Daten des iShares ATX UCITS ETFs liegt das 12-Monats-KGV des ATX bei niedrigen 12,20. Anfang September lagen die für 2026 geschätzten KGVs von OMV und Erste Group nur noch bei 8,5 bzw. 9,0. Der ATX-Neuling Porr weist angesichts des erwarteten Wachstums ein für 2027 geschätztes KGV von nur 8,2 auf. Ein weiterer ATX-Neuzugang ist die Strabag, mit einem für 2027 geschätzten attraktiven KGV von 11,4. Per 30. Juni zeugen eine um 15 % höhere Netto-Cashposition von 1.868 MioE sowie 32,4 % Eigenkapitalquote von Solidität.

Konstellation von Wachstumspotenzialen

Eine Konstellation aus dem RearmEurope-Programm der EU (800 MrdE Rüstungsausgaben bis 2030), der Aufstockung der Verteidigungsetats der Nato-Länder, steigender Infrastruktur-Ausgaben sowie dem sich abzeichnenden Wiederaufbau der Ukraine birgt hervorragende Chancen für österreichische Firmen, die vor allem in Zentral- und Osteuropa gut vernetzt sind.

Zum großen Wachstumsmotor könnte der Wiederaufbau werden, der laut Schätzungen aus Kiew über einen Zeitraum von 14 Jahren umgerechnet 850 MrdE kosten könnte. Bei der entsprechenden Konferenz für die Ukraine schlug der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal zwei Fonds im Umfang von 1 BioUSD (umgerechnet rund 856 MrdE) vor. Insbesondere Porr, Strabag und Wienerberger könnten vom Wiederaufbau der Infrastruktur profitieren. Andritz verfügt weiters über zusätzliche Auftragspotenziale im Bereich Wasserkraftwerke und Industrieanlagen. Sobald Friede herrscht, der Wiederbau einsetzt und an Dynamik gewinnt, werden in weiterer Folge Banken wie RBI und Erste Group aber auch Versicherer wie Uniqa und VIG die Chancen bekommen, entsprechend am Wachstum zu partizipieren.

Goldgräberstimmung wie in den 80er-Jahren?

Die Wiener Börse stellte dem Börsen-Kurier archivierte Daten zur Verfügung, aus denen hervorgeht: Der WBI unterlag 17 Jahre lang einer Seitwärtsbewegung, die zu einer massiven Unterbewertung der Aktien führte. Von Ende 1967 bis Ende1984 lag das Plus lediglich bei 19,6 %, ehe 1985 ein Anstieg von 130,3 % folgte, als US-Investor Jim Rogers auf die Unterbewertung des österreichischen Kapitalmarktes hinwies. Ausländische Anleger, u.a. aus Deutschland und Großbritannien, entdeckten Wien. 1986 folgte eine Konsolidierung und 1987 trübte der Oktober-Crash die Performance.

Doch mit dem Börsengang der OMV am 3. Dezember 1987 begann die Privatisierungswelle mit Austrian Airlines und Verbund 1988 sowie der EVN 1989. Gleichzeitig schritt die Ostöffnung voran, die dann 1989 einen weiteren größeren Kursschub auslöste, der bis März 1990 anhielt. Im Zeitraum von Anfang 1985 bis März1990 stieg der WBI um knapp 520 %.

Dieses Ausmaß wird sich aller Voraussicht nach nicht mehr so schnell wiederholen. Dennoch bestehen Gewinnchancen, die sich aus einer Kombination aus Gewinnwachstum und Bewertungsanpassung nach oben ergeben könnten: Geläufige Analystenschätzungen gehen für 2025 und 2026 im ATX von jeweils einem Gewinnwachstum im unteren zweistelligen Bereich aus. Es gibt 2025 einen Basiseffekt nach einem Gewinnrückgang 2024. In den Jahren 2027 bis 2029 erscheint eine Wachstumsrate von 9 % plausibel. Unter Annahme einer Höherbewertung um 20 % sind bis Anfang 2030 im ATX sogar Kursgewinne bis zu rund 110 % möglich. Ebenfalls entsprechend erfreulich sollte sich der WBI entwickeln.

WBI-Performance 1985 bis 1989:

1985: +130,3 %

1986: -5,0 %

1987: -20,9 %

1988: +17,3 %

1989: +110,8 %

Quellen: Daten: Wiener Börse; eigene Berechnungen

 

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Hinweis

Die Wiener Börse AG verweist ausdrücklich darauf, dass die angeführten Informationen, Berechnungen und Charts auf Werten aus der Vergangenheit beruhen, aus denen keine Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung oder Wertbeständigkeit gezogen werden können. Im Wertpapiergeschäft sind Kursschwankungen und Kapitalverluste möglich. Der Beitrag gibt die persönliche Meinung des Autors wieder und stellt keine Finanzanalyse oder Anlageempfehlung der Wiener Börse AG dar.

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