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Börsen-Kurier: Temporäre Entspannung am Fachkräftemarkt

Christian Sec | Börsen-Kurier

Arbeitskräftemangel führt zu höheren Kosten und vielen Maßnahmen in der Personalpolitik.

Der dramatische Fachkräftemangel der vergangenen Jahre scheint sich vorübergehend ein wenig entspannt zu haben, wie ein Rundruf des Börsen-Kurier zeigt. „Der Fachkräftemangel ist für uns weiterhin spürbar, auch wenn sich die Situation im gewerblichen Bereich zuletzt etwas entspannt hat“, erklärt etwa die Agrana auf Anfrage. Ähnlich klingt es bei Andritz: „Aktuell sind wieder mehr qualifizierte Fachkräfte verfügbar“, analysiert Engelbert Liebminger, Chief Human Resources Officer beim Grazer Konzern, die gegenwärtige Situation.

Dies bedeutet aber nicht, dass die Situation so bleiben wird. Denn trotz der derzeitigen Entspannung ist der Arbeitskräftemangel eine tickende Zeitbombe für österreichische Unternehmen. Die OECD prognostiziert, dass die erwerbsfähige Bevölkerung in Österreich bis 2060 um rund 24 % schrumpfen wird. Daher wird langfristig kein Weg an Arbeitskräften von außerhalb Europas vorbeiführen, erklärt Karl-Heinz Strauss, CEO des Baukonzerns Porr, auf unsere Anfrage. So setzt der Konzern beispielsweise Mitarbeitende aus Indien in Rumänien ein. „Das hat sich gut bewährt“, so Strauss.

Höhere Mitarbeiterkosten

Herausfordernd gestaltet sich die Mitarbeitersuche weiterhin bei sehr spezifischen Job-Profilen – das gilt sowohl für Andritz als auch für die OMV. Diese Knappheit wirkt sich punktuell mit steigenden Mitarbeiterkosten aus, erklärt der Erdöl-, Erdgas- und Petrochemiekonzern auf Anfrage des Börsen-Kurier. Die Talente können dabei also meist unter mehreren Angeboten wählen und für sich das attraktivste Angebot annehmen. Um dem Risiko des Facharbeitermangels entgegenzutreten, gilt es, die Weiterbildung der existierenden Mitarbeiter zu fördern und die Mitarbeiter durch eine umfassende „Employee-Experience“ im Unternehmen zu halten. Dabei gehen Weiterbildungsmaßnahmen meist mit einer Senkung der Mitarbeiterfluktuation einher. Andritz konnte seine Fluktuationsrate seit 2019 Schritt für Schritt von 6 auf derzeit 4,1 % senken. Ein wichtiger Pfeiler, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, sind interne Ausbildungsprogramme und die Lehrlingsausbildung. Im September starteten 15 Lehrlinge im Bereich der Chemieverfahrenstechnik ihre Ausbildung in der OMV. „Das ist eine wichtige technische Basis für unsere zukünftige Belegschaft.“

Auch für Agrana und das Energieunternehmen EVN ist insbesondere die Lehrlingsausbildung ein wichtiges Instrument, um dem Risiko des Facharbeitermangels vorzubeugen. EVN bildet derzeit rund 80 Lehrlinge aus. Für den Bereich Weiterbildung errichtete der Baukonzern Porr 2019 sogar einen unternehmenseigenen Ausbildungscampus, der ein breites Weiterbildungsprogramm bietet, um Fachkräfte von morgen auf neue Aufgaben vorzubereiten.

Frauenanteil erhöhen

Interessant ist auch ein Blick auf die Strategien, mit denen globale institutionelle Anleger an der Wiener Börse investieren. „Growth“- kommt hier mit 33, 2 % vor „Value“-Investing mit 28,5 %. Aber auch passive Strategien spielen eine große Rolle. Rund ein Viertel der Großanleger ist mittlerweile in Indexfonds bzw. ETFs investiert. Positiv: Die niedrige bis mittlere geringe Umschlaghäufigkeit der untersuchten Portfolios zeigt, dass langfristige Strategien unter den Institutionellen dominieren, so die Studienautoren.

Wo angelegt wird

Der Arbeitskräftemangel führt fast zwangsläufig dazu, auch das Arbeitskräftepotenzial von Frauen stärker auszuschöpfen. Sowohl Andritz als auch OMV und Porr versuchen, junge Frauen für ihr Unternehmen zu gewinnen. So ist die OMV sehr stolz darauf, dass im aktuellen Lehrlingsjahrgang der Anteil weiblicher Lehrlinge bei 50 % liegt. Für 2025 will Andritz den Anteil weiblicher Beschäftigter von 17,2 im Vorjahr auf 20 % erhöhen. Um diese Ziele zu erreichen, geht es auch darum, die Jugend zu erreichen und für das Unternehmen zu begeistern, wird gesagt. Porr setzt – neben Ausbildung und Weiterbildung – gezielt weiters auf Employer-Branding-Strategien. Das Unternehmen ist, wie viele andere, auf Plattformen wie LinkedIn, Instagram, Facebook und TikTok präsent, wo es vor allem darum geht, junge Menschen gezielt anzusprechen. Dasselbe gilt auch für Offline-Events, bei denen man als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden möchte. 

 

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