Michael Kordovsky | Börsen-Kurier
Nach Abwertungen wieder neue Chancen. Und Bauwerte profitieren von Infrastrukturboom.
Die Signa-Insolvenz-Kaskade und zunehmende Ausfälle im Gewerbeimmobilienbereich führten dazu, dass österreichische Kreditinstitute seit 1. Juli 2025 einen sektoralen Systemrisikopuffer von 1 % der risikogewichteten Positionsbeträge der gewerblichen Immobilienrisikopositionen halten müssen. Das ist ein Umstand, der medial umfassend diskutiert wurde. Doch bei den einzelnen Immobilien- und Immobilienentwicklungsgesellschaften der Wiener Börse und weiter zurück in der Wertschöpfungskette bei den börsennotierten Bauunternehmen und dem Baustoffhersteller Wienerberger sieht es differenzierter aus, da diese Unternehmen auf unterschiedliche Standbeine und Länder diversifiziert sind. Entsprechend positiv fallen die jüngsten Zahlen aus.
Comeback der Immo-Aktien
Die Zeit der Abwertungen ist bei den Immo-Gesellschaften zumindest weitgehend abgeschlossen, und niedrigere Zinsen wirken sich bereits positiv aus. Auf Jahressicht liegt UBM Development bereits rund 24 % im Plus (per 20. November) und die Kurse von CPI Europe und CA Immo könnten sich bald stabilisieren.
CPI Europe unter Buchwert Beispielsweise war CPI Europe im ersten Halbjahr 2025 in der Lage, im Zuge eines positiven Bewertungsergebnisses aus Bestandsimmobilien (97,9 % des Buchwertes) und Firmenwerten das Konzernergebnis von 43 auf 211,0 Millionen Euro zu steigern. CPI Europe und S Immo haben im August 2025 ihre Strategien und Portfolios an die Assetklassen der CPI Property Group angeglichen. Dabei wurden die Nutzungsarten Büro und Einzelhandel um relevante von der Muttergesellschaft (CPI Property Group) abgedeckte Bereiche und Kernmärkte erweitert. Laut Analystenschätzungskonsens unter Finanzen.at ist bis 2027 mit stabilen Gewinnen zu rechnen und die Aktie notiert derzeit weit unter ihrem Buchwert von 30,09 Euro (Kurs per 21.11., nach Börsenschluss: 15,55 Euro).
CA Immo mit solidem Vermietungsgrad
Die auf hochwertige Büros spezialisierte CA Immobilien Anlagen AG steigerte im ersten Halbjahr 2025 den operativen Cashflow um 145 % auf 125,7 Millionen Euro. Trotz des Verkaufs von Bestandsimmobilien, die nicht zum Kernportfolio gehören, konnte das Nettomietergebnis um 8 % auf 105,8 Millionen Euro gesteigert werden. Der Verkauf von sieben nicht zum Kerngeschäft gehörenden Liegenschaften konnte sogar mit einem Aufschlag auf den Buchwert abgeschlossen werden, und der wirtschaftliche Vermietungsgrad liegt bei soliden 93,9 %. Schwerpunkt mit 66 % des Portfoliowertes ist Deutschland, gefolgt von Polen und Tschechien (je 12 % bzw. 10 %). Der IFRS-NAV (Net Asset Value; Nettovermögenswert) liegt per 30. Juni bei 25,72 Euro gegenüber einem aktuellen Kurs von 22,92 Euro.
UBM für Baustart bereit
Last but not least baut UBM Development „antizyklisch“ genau jetzt die Wohnungen, die dringend benötigt werden, denn in Deutschland sind die Baustarts von Wohnungen im Q2/25 um 85 % gegenüber der Spitze im Q4/22 zurückgegangen. Die Preise steigen. UBM verkaufte im ersten Halbjahr 2025 mehr als 200 Wohnungen und somit mehr als doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum. Insgesamt sind derzeit rund 2.800 Wohneinheiten in Entwicklung, Umsetzung oder bereits im Vertrieb. Im ersten Halbjahr konnte bei 39 % Umsatzsteigerung der Verlust bereits deutlich reduziert werden und UBM rechnet mit einer Rückkehr in die Profitabilität im zweiten Halbjahr 2025. Das Unternehmen, das neben Wohnungen auch Büro- und Hotelprojekte abwickelt, ist primär in Österreich, Deutschland und Polen tätig. Einen kräftigen Sprung in die Gewinnzone erwarten Analysten für das Jahr 2026 und auf Basis eines Kurses von 22,90 Euro liegt das für 2027 geschätzte KGV nur noch bei ca. fünf.
Porr und Strabag profitieren
Porr und Strabag profitieren vom Ausbau der Infrastruktur. Porr steigerte in den ersten drei Quartalen den Auftragseingang um 26,7 % auf 6,05 Milliarden Euro. Vor allem im Bahn- und Verkehrswegebau konnte das Unternehmen punkten. Das Ergebnis je Aktie stieg um 21,2 % auf 1,43 Euro und Analysten trauen dem Unternehmen in den kommenden Jahren eine deutliche Gewinnsteigerung zu. Ebenfalls über gute Wachstumsperspektiven verfügt Strabag. Das für 2027 geschätzte KGV auf Basis eines Kurses von 72,80 Euro liegt nur noch bei 11,0.
Wienerberger sehr günstig
Eine entsprechende Wachstumsdynamik in einem Umfeld verstärkter Infrastrukturinvestitionen trauen Analysten auch der Wienerberger zu: Von 2025 bis 2027 sollte der Gewinn je Aktie von 2,04 auf 3,12 Euro steigen, woraus bei einem Kurs von 27,50 Euro ein für 2027 erwartetes KGV von sehr günstigen 8,8 resultieren würde. In den ersten neun Monaten 2025 konnte das Unternehmen den Gewinn nach Steuern von 49 auf 173 Millionen Euro steigern.
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