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Börsen-Kurier: Black Friday: Welche Austro-AGs vom Einkaufstrubel profitieren

Tibor Pásztory | Börsen-Kurier

An der Wiener Börse notieren einige Unternehmen, die von der Rabattaktion profitieren.

Mittlere und ältere Semester werden mit Begriffen wie „Black Friday“ vielleicht noch nicht so warm oder denken an Splattermovies aus den 1980ern wie „Kettensägenmassaker“ oder „Freitag, der 13.“. Dass an diesem Tag das Goldene Kalb des Konsums angebetet werden soll, mag manchen nicht sympathisch erscheinen, trägt aber positive Auswirkungen in den Bilanzen von einzelhandelsaffinen Unternehmen mit sich.

Nach Europa übergeschwappt

Wie viele Auswüchse der Marketingmaschinerie kommt auch der Black Friday aus den USA. Ursprünglich war damit der US-Börsencrash von 1869, ausgelöst durch eine Spekulationsblase auf Gold, gemeint. Erst ab den 1950ern bezog sich der Ausdruck auf die teils chaotische Einkaufswut zwischen Thanksgiving und den Army-Navy-Footballgames. In den vergangenen Jahren schwappte dieser Einkaufstag, an dem alles (angeblich) preisgünstiger zu erwerben ist, nach Europa über.

Börse affiner als man denkt

Da der Einzelhandel in Österreich vor allem bei Lebensmitteln auf einige wenige Handelsketten wie Spar oder Rewe konzentriert ist - im Papier-, Büro- und Schulwarengeschäft auch noch auf die ehemals börsennotierte Libro-Kette - notieren an der Wiener Börse keine heimischen Einzelhandelsketten.

Allerdings gibt es im Prime Market oder im Standard Market notierte Werte, die sehr wohl vom Einzelhandel beeinflusst sind. Diese teilen sich einerseits in Logistik- oder verpackungserzeugende Unternehmen wie die Österreichische Post AG bzw. die Mayr Melnhof Karton AG sowie andererseits in Erzeuger von Retail-Produkten wie Gurktaler, Manner oder Wolford ein.

Auch Linz Textil muss über das Tochterunternehmen Vossen, Erzeuger von Frottierwaren wie Handtüchern oder Bademänteln dazu gezählt werden. Der Börsen-Kurier befragte einige dieser Unternehmen direkt im Anschluss an den „Black Friday“, ob sich diese Aktion auch positiv auf die Umsatzergebnisse auswirkt.

Weihnachtsgeschäft in der Gesamtheit wichtig

ayr-Melnhof-Sprecher Stephan Sweerts-Sporck gibt hier eine klare Analyse: „Der Black Friday selbst wirkt sich auf unser Verpackungsgeschäft eigentlich nicht aus - das Weihnachtsgeschäft in seiner Gesamtheit hingegen sehr wohl.“ „Eine hohe Wertschöpfung besteht zum Beispiel bei der Verpackung von Adventkalendern“, ergänzt der Sprecher, der darauf hinweist, dass die Kunden im B2B-Bereich schon lange im Voraus planen.

Andere Befragte geben sich knapper, wie die Pressechefin der Josef Manner & Comp. AG.: „Dazu haben wir leider keine Informationen.“ Lässt man hier seiner Phantasie freien Lauf, bleibt zumindest ein Bild von mit Manner-Schnitten gefüllten Nikolosackerln im kollektiven Gedächtnis hängen. Es ist daher anzunehmen, dass - mit und ohne Black Friday - der Dezember auch für Manner alljährlich einen überdurchschnittlichen Umsatzbringer darstellt.

Ähnlich verhält es sich bei der Agrana Beteiligungs-AG, deren Produkte zwar letztendlich beim Konsumenten landen, jedoch primär über die Lebensmittelindustrie als Zwischenschritt. Auf das direkt Retail-bezogene Zuckergeschäft scheint sich der Black Friday je-denfalls nicht messbar auszuwirken.

Vossen und Wolford schießen den Vogel ab

Das Hauptgeschäft des weltweit größten Garnherstellers Linz Textil AG liegt im Spinnerei- und Weberei-Bereich. Als der seinerzeitige CEO und Hauptaktionär Dionys Lehner 2004 den Frottierhersteller Vossen erwarb, wurde er von so manchem belächelt. Heute gilt Vossen als umsatzstarkes Tochterunternehmen. Dieses Jahr stellte man sich erstmals der „Black Week“ - und verdreifachte glatt das Absatzvolumen des Vorjahres. Frottierwaren - Handtücher oder Bademäntel - gelten schließlich als beliebte Weihnachtsgeschenke. Als Erfolgsgeheimnis sieht das Unternehmen den hauseigenen Webshop. „Von nix kommt nix!“, meint Linz Textil GmbH-Geschäftsführer Otmar Zeindlinger, „da muss man sich schon anstrengen und Zeit in den Aufbau eines Webshops investieren!“ Das scheint sich gelohnt zu haben …

Ähnlich - und gleichfalls in der Textilbranche - verhält es sich bei Wolford. Wie COO Ralf Polito dem Börsen-Kurier gegenüber erklärt, ist es weniger der Black Friday selbst als die gesamte Black Week und der anschließende „Cyber Monday“, die den Umsatz nach oben katapultieren. „Wir sind ein hochmargiges Unternehmen und müssen natürlich Rabatte gewähren, aber es zahlt sich aus. Da müssen wir dabei sein“, gibt sich Polito überzeugt.

Logistikherausforderung für die Post

Gewohnt auskunftsfreudig und detailliert äußert sich die Österreichische Post AG. Als größtes heimisches Logistikunternehmen kann sie durchaus als Gradmesser für das Weihnachtsgeschäft herangezogen werden. Allein im Dezember werden in den österreichischen Logistikzentren üblicherweise fast 30 Millionen Pakete sortiert. „Erst kürzlich haben wir mit 1,6 Mio Paketen an einem einzigen Tag einen neuen Tagesrekord erreicht - ausgelöst durch die starke Black Friday-Woche. Für das gesamte Jahr 2025 erwarten wir insgesamt mehr als 224 Mio Pakete“, so Peter Umundum, Vorstand für Paket & Logistik. Mit anderen Worten: Bei der Österreichischen Post AG wirkt sich der Black Friday klar positiv aus …

Darüber hinaus stellt der Dezember für die Post sowieso eine logistische Herausforderung dar, werden doch im letzten Monat des Jahres zusätzlich zur Paketpost noch etwa 50 Mio Briefe und Weihnachtskarten versandt. Dazu müssen rund 800 zusätzliche Mitarbeiter beschäftigt und die Paketpost auch am Samstag ausgetragen werden; in Wien, Linz und Graz sogar an Sonntagen sowie am 24. Dezember bis etwa 12 Uhr.

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