Michael Kordovsky | Börsen-Kurier
Fünf Titel mit Potenzial abseits der Standardwerte im ATX.
Ein ATX-ETF mag eine solide Entscheidung sein, da er regelmäßig angepasst wird, was eine stabile und auch wachstumsstarke Zusammensetzung ermöglicht. So liegt der „Xtrackers ATX UCITS ETF 1C“ (ISIN: LU0659579063) per 19. September 2025 mit rund 155 % im Plus, wobei Erste Group, Bawag Group, OMV und Andritz zusammen bereits mehr als 56 % des Portfolios ausmachen - bewährte, aussichtsreiche Aktien. Doch es gibt noch Zusatzchancen durch wachstumsorientierte kleinere und mittlere Unternehmen, deren Aktienkurse auf erfreuliche Ereignisse und Entwicklungen mit überdurchschnittlichen Anstiegen reagieren können.
Kontron verbessert die Rentabilität
Ein Beispiel ist der Aktienkurs von Kontron, der nach einer mehrjährigen Seitwärtsbewegung mit abwärtsgerichteter Grundtendenz seit Herbst 2024 im Zuge eines Kursschubes von 69 % auf Jahresbasis (Stichtag: 19.9.) nun gerade dabei ist, auszubrechen. Und das hat auch fundamentale Gründe. Das auf IoT-Lösungen spezialisierte Unternehmen konnte von 2020 bis zum ersten Halbjahr 2025 seinen Auftragsbestand von 804 auf 2.278 Millionen Euro steigern. Dabei ermöglichen eine Portfoliobereinigung und die Fokussierung auf rentablere Aufträge bei nahezu unverändertem Umsatz von 781 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2025 eine Steigerung des Konzernergebnisses der Anteilseigner von 37,89 auf 88,89 Millionen Euro. MWB-Analyst Alexander Zienkowicz, der nach einer Branchenkonferenz an seiner Kaufempfehlung festhielt, rechnet mit einer Rentabilitätsverbesserung. Nach der Übernahme von Katek (2024) stehen weitere Optimierungen des Portfolios im Vordergrund. Er vermerkt, dass Kontron seine strategische Positionierung als reiner Anbieter von Lösungen im Bereich Internet der Dinge (IoT) mit einer starken Präsenz in strukturell wachsenden Märkten bekräftigt.
Das Management des Unternehmens hat seinen Ausblick angehoben und sein operatives Ebitda-Ziel für 2025 von 220 auf mindestens 270 Millionen Euro erhöht. Laut Schätzungskonsens von MarketScreener sollte das Ergebnis/Aktie von 1,42 Euro im Jahr 2024 bis 2027 auf 2,361 Euro steigen, woraus sich bei einem Kurs von 27,04 Euro ein für 2027 geschätztes, günstiges KGV von 11,5 ergibt, das beim Eintritt der Prognosen noch stärkere Kursanstiege zuließe.
Erwartete Gewinnsteigerungen bei FACC
Mit einem Plus von mehr als 45 % auf Jahresbasis an Momentum gewonnen hat auch die Aktie des Flugzeugbau-Zulieferers FACC. Im ersten Halbjahr 2025 konnte der Umsatz um 10,6 % auf knapp 485 Millionen Euro gesteigert werden, während das Ebit noch unter Verwerfungen in den internationalen Lieferketten sowie hohen Material- und Personalkosten leidet. Allerdings laufen diesbezüglich schon Optimierungsmaßnahmen. Laut Analystenschätzungskonsens unter finanzen.at sollte es 2026 einen größeren Gewinnsprung geben und das für 2027 geschätzte KGV läge bei einem Kurs von 9,27 Euro nur noch bei 7,7.
EuroTeleSites mit starker Ertragskraft
Noch in einer Seitwärtsbewegung verharrt der Kurs der Abspaltung von der Telekom Austria, EuroTeleSites, einem Anbieter von Telekommunikationsinfrastruktur in Österreich und Zentraleuropa. Das Unternehmen baut die digitale Infrastruktur in der Region und betreibt über
13.700 Funkstandorte. Im ersten Halbjahr 2025 fallen 59 % der Umsätze auf Österreich, 12 % auf Bulgarien und je 11 % auf Kroatien und Serbien. Bei einer Umsatzsteigerung um 5,3 % auf knapp 138 Millionen Euro konnte das EBIT um
2,3 % auf 53,6 Millionen Euro gesteigert werden. Was auffällt, ist auf Basis eines erwarteten Gewinnes/Aktie von 1,15 Euro im Jahr 2027 ein erwartetes KGV von 4,3. Doch dieser Bewertungsabschlag hängt mit einer niedrigen Eigenkapitalquote von 17 % zusammen. Die Nettoverschuldung exklusive Leasing konnte zwar binnen eines Jahres um rund 40 Millionen Euro reduziert werden, liegt per 30. Juni 2025 noch immer bei 908 Millionen Euro, denen ein Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit von 120 Millionen Euro in den ersten sechs Monaten (verglichen mit rund 211 Millionen Euro im Jahr 2024) gegenüberstand. Der Cashflow kann zum Schuldenabbau eingesetzt werden. Somit besteht mittelfristiges Wertsteigerungspotenzial.
Oberbank als solide Regionalbank
Viele fragen sich: Wieso ausgerechnet so ein konservatives Investment wie eine österreichische Regionalbank? Fakt ist, dass die Oberbank-Stammaktie im Zeitraum vom 1.9.2015 bis 1.9.2025 um 11,5 % p.a. stieg und sich das Eigenkapital des Instituts in den vergangenen zehn Jahren bis Ende 2024 auf 4,12 Milliarden Euro mehr als verdoppelt hat. Trotz gesunkener variabler Kreditzinsen war das Zinsergebnis im ersten Halbjahr 2025 nur um 4,8 % rückläufig, was auf Kreditzuwächse im Kommerzkundenbereich zurückzuführen ist. Der Periodenüberschuss nach Steuern blieb nach einem Rückgang um 11 % auf 179,2 Millionen Euro noch immer auf hohem Niveau. Die harte Kernkapitalquote ist per 30. Juni 2025 mit 18,7 % besonders hoch und bis 2030 plant die Oberbank ihr Kreditvolumen um 5,5 % p.a. zu steigern.
Wachstumswert Frequentis
Stark im Aufwind ist heuer Frequentis mit YTD 118 % (per 19. September). Auf Fünf-Jahres-Sicht liegt das Plus sogar bei rund 249 %. Laut Analystenschätzungskonsens unter finanzen.at sollte von 2025 bis 2028 der Gewinn/Aktie von 2,05 auf 2,98 Euro wachsen. Frequentis bietet Lösungen für sicherheitskritische Informations- und Kommunikationssysteme und ist in den Bereichen ziviler Luftfahrt, Verteidigung, öffentlicher Sicherheit, der Schifffahrt und öffentlichem Verkehr tätig. Das Unternehmen war bereits in der Lage, von 2017 bis 2024 den Gewinn/Aktie von 0,82 auf 1,66 Euro mehr als zu verdoppeln.
Im ersten Halbjahr 2025 steigerte Frequentis den Auftragseingang um 35,6 % auf 309 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr 2025 strebt das Management bei mindestens 10 % Umsatzsteigerung eine Ebit-Marge von rund 6,5 bis 7 % an (verglichen mit 6,7 % im Jahr 2024).
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