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voestalpine mit deutlich weniger Gewinn und Warnstreik

08.11.2023, 12:27:00

Ergebnis nach Steuern sank gegenüber Vorjahresperiode von 715 auf 333 Mio. Euro - Umsatz verringerte sich um 8,4 Prozent auf 8,5 Mrd. - Metaller-KV-Verhandlungen stocken

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Weitere Details und Zitate nach der Pressekonferenz
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Die konjunkturelle Abkühlung hat den
Stahlkonzern voestalpine im ersten Halbjahr 2023/24 voll erwischt.
Der Gewinn nach Steuern hat sich gegenüber dem Vergleichszeitraum im
Vorjahr von 715 auf 333 Mio. Euro mehr als halbiert, wie das
Unternehmen am Mittwoch bekanntgab. Der Umsatz ging um 8,4 Prozent
auf 8,5 Mrd. Euro zurück. Mit einem Warnstreik am Firmensitz in Linz
verlieh die Belegschaft in der Früh ihrer Forderung nach massiven
KV-Erhöhungen Nachdruck.
Die schlechte Konjunktur und die hohe Inflation belasten auch die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die bisherigen Verhandlungsrunden
um den neuen Metaller-Kollektivvertrag haben aber vorerst keine
Einigung gebracht. Die Lage spitzt sich zu.
"Bei uns fand heute in der Früh ein Warnstreik statt, er ist
bereits seit zwei Stunden wieder aufgelöst und der Betrieb läuft
ganz normal", berichtete CEO Herbert Eibensteiner gleich zu Beginn
der heutigen Pressekonferenz. Die Voestler hatten in der Früh für
Staus in der oberösterreichischen Landeshauptstadt gesorgt.
Der Konzernchef wollte die laufenden KV-Verhandlungen "nicht im
Detail kommentieren", er gehe aber davon aus, dass "intensiv
verhandelt" werde und beide Vertragspartner zu einer vernünftigen
Lösung kommen würden. Gefordert ist ein Lohn- und Gehaltsplus von
11,6 Prozent. "Wir haben etwa 2 Milliarden Personalkosten in
Österreich - da kann man sich ausrechnen, wie viel das kosten würde,
10 Prozent wären 200 Millionen", rechnete Eibensteiner auf Anfrage
vor, wollte sich aber ansonsten nur auf die Halbjahresbilanz
konzentrieren.
"Das aktuelle Ergebnis liegt im langjährigen Durchschnitt und ist
im Hinblick auf die derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
durchaus zufriedenstellend", relativierte Eibensteiner den
Gewinneinbruch. Zudem hätten die Vergleichswerte aus dem
Vorjahreszeitraum "Rekordwerte dargestellt", strich er ebenso hervor
wie Finanzvorstand Robert Ottel, der dem Konzern nach 20 Jahren im
Vorstand nur noch bis zum Ende des Geschäftsjahres 2023/24 zur
Verfügung steht. Per 1. April 2024 übernimmt die Finanzen Gerald
Mayer, zuletzt 16 Jahre lang Vorstand des Aluminiumkonzerns AMAG.
Wohin es Ottel verschlägt, konnte der 56-Jährige noch nicht
mitteilen.
Das erste Geschäftshalbjahr verlief für die voestalpine
durchwachsen: "Wir haben positive Kundensegmente vorgefunden und
auch rückläufige Nachfrage in einigen Sektoren", so Eibensteiner.
Für die voestalpine sei es "strategisch relevant", in verschiedenen
Kundensegmenten tätig und international breit aufgestellt zu sein,
sagte der Konzernchef. Und auch die Ausrichtung auf hochqualitative
Produkte "hat uns sehr gut unterstützt".
Mit dem Start von greentec steel, "dem ambitionierten Stufenplan
der voestalpine für eine grüne Stahlproduktion", sei jüngst ein
wichtiger Schritt für die Zukunftsfähigkeit des Konzerns erfolgt.
Bis 2027 sollen an den Standorten Linz und Donawitz je ein Hochofen
durch einen grünstrombetriebenen Elektrolichtbogenofen ersetzt und
damit 30 Prozent an CO2-Emissionen eingespart werden. Einen weiteren
Meilenstein für die Zukunft habe zudem die offizielle Eröffnung des
neuen Hightech-Edelstahlwerks in Kapfenberg dargestellt.
Doch insbesondere in Europa habe die wirtschaftliche Dynamik im
Berichtszeitraum abgenommen, so das Management. Die voestalpine habe
dadurch eine rückläufige Nachfrage aus den Segmenten Bau,
Maschinenbau und Konsumgüterindustrie verzeichnet. Exporte
chinesischer Stahlhersteller hätten zudem zu "massivem Druck auf die
internationalen Stahlmärkte" geführt.
Es gab auch positive Entwicklungen: In der Automobilindustrie
habe sich die Entspannung der globalen Lieferkettensituation in
einer stabilen Produktion widergespiegelt. Auch die Eisenbahn- und
Luftfahrtindustrie, der konventionelle Energiebereich (Öl & Gas)
sowie der Bereich erneuerbare Energie (Solarindustrie) hätten sich
gegen den gesamtwirtschaftlichen Trend weiterhin "sehr gut
entwickelt". Eine ebenfalls positive Nachfrage habe auch bei der
Lagertechnik geherrscht.
Verbessert hat sich auch das Gearing: Die Nettoverschuldung in
Relation zum Eigenkapital sank von 32,7 auf 26,6 Prozent. "Der
Zinsaufwand hat sich nahezu verdoppelt", sagte Ottel. "In den
vergangenen vier Jahren haben wir große Anstrengungen unternommen,
um die Schuldenlast zu reduzieren." Und das sei auch gelungen - sie
sei auf ein Drittel gesenkt worden. "Das war notwendig, um uns auf
einen Zinsanstieg vorzubereiten." Gleichzeitig sei das Eigenkapital
auf einen Rekordwert von nunmehr 7,8 Mrd. Euro gestiegen.
Unter dem Strich erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten im
Konzern in der Berichtsperiode um 1,7 Prozent auf 51.212
Vollzeitäquivalente weltweit. Sicher sind die Jobs keinesfalls: "Wir
reagieren natürlich auf die aktuelle Situation und passen die
Mitarbeiterzahlen dem Geschäft an", sagte Eibensteiner. Es gebe
Bereiche, wo die Voest Mitarbeiter aufbaue, welche, wo sie abbaue.
"Wir haben Leihpersonal und Überstundenkontingente, die wir in
diesem Fall herunterfahren." Das sei "ein ganz normaler Rhythmus in
Österreich und auch in den internationalen Märkten".
An der Prognose für das gesamte Fiskaljahr 2023/24 (per Ende
März) hält der Vorstand - mit leicht zurückgenommenen Erwartungen -
fest: "Wir haben diese gedämpfte Nachfrage im Bau, im Maschinenbau
und in der Konsumgüterindustrie erwartet und das wird auch so
bleiben", räumte der Konzernchef ein. "Wir haben auch gesehen, dass
die Vorschau für Europa doch etwas schwächer sein wird."
Das Management rechnet nun mit einem EBITDA "am unteren Ende der
bisher genannten Bandbreite" (1,7 bis 1,9 Mrd. Euro) und "somit in
einem Bereich um die 1,7 Milliarden" - "unter der Voraussetzung,
dass es nicht zu unerwarteten wirtschaftlichen Verwerfungen kommt",
schloss Eibensteiner.
(Redaktionelle Hinweise: GRAFIK 1447-23, Format 88 x 82 mm)
  kre/bel
 ISIN  AT0000937503
 WEB   http://www.voestalpine.com


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