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Neues Böhler-Werk Kapfenberg - energieeffizient und richtungsweisend

18.10.2023, 14:02:00

Eröffnung des weltweit modernsten Stahlwerks - Investitionskosten von rund 467 Mio. Euro

Die voestalpine macht in ihrem neuen Böhler-Edelstahlwerk im obersteirischen Kapfenberg Nägel mit Köpfen - in mehrerlei Hinsicht: Das erste neugebaute Stahlwerk in Europa seit 40 Jahren, ein E-Lichtbogen, so gut wie ausschließlich Schrott als Rohstoff, ein geschlossener Kühlkreislauf im Werk und die Abwärme wird von der Fernwärme der Stadtwerke Kapfenberg genutzt. Kleiner Wermutstropfen: Eine u. a. wegen der Pandemie etwas verzögerte Eröffnung am Mittwoch und höhere Kosten.

Im neuen durch-digitalisierten Werk werden rund 150 Beschäftigte tätig sein, hergestellt werden Werkzeug- und Spezialstähle. Laut Vorstandsvorsitzendem Herbert Eibensteiner werden bei voller Inbetriebnahme ab Beginn 2024 rund 205.000 Jahrestonnen Edelstähle hergestellt. Franz Rotter, voestalpine-Vorstandsmitglied und Leiter der Division High Performance Metals: "Die Steuerung der Schmelzprozesse - rund 8.000 Daten werden laufend erfasst - erfolgt über einen zentralen Steuerstand, unterstützt von 280 Kameras in der Prozessüberwachung."

Robottechnik unterstützt die Temperaturmessungen und das voll automatisierte Ziehen von Proben. Der Elektrolichtbogen soll zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen betrieben werden, mit einer 30 Prozent höheren Energie- und Ressourceneffizienz. Eibensteiner zufolge habe man den Lärmschutz durch eine spezielle Einhausung des Werks erhöht und die Kühlwasserkreisläufe geschlossen. Eine Entstaubungsanlage leistet rund 3,8 Mio. Normkubikmeter pro Stunde. Die Abwärme aus dem Lichtbogen und dem Konverter geht in das lokale Fernwärmenetz.

Eibensteiner sagte bei der Pressekonferenz vor der Eröffnung, man werde mit dem neuen Werk Benchmarks setzen und die Technologieführerschaft ausbauen, in dem man das bisherige Werk (70 Jahre und teils älter) mit dem weltweit modernsten Werk ablöse. Die Herstellung der Spezialstähle für Auto-, Energie- und Luftfahrtindustrie und auch im Werkzeugbereich sichere rund 3.500 Jobs für die Weiterverarbeitung im Konzern in Kapfenberg und Mürzzuschlag, für die die neue Produktion in Kapfenberg zuliefere. Die Wertschöpfung belaufe sich auf 230 Mio. Euro in der Steiermark und auf rund 350 Mio. Euro in Österreich in der Bauphase, wie das Industriewissenschaftliche Institut im Sommer 2023 erhoben habe. Durch die Errichtung habe man 2.500 Jobs in der Steiermark gesichert, in Österreich rund 4.200.

Für Rotter ist das Werk zukunftssicher: "Wir mussten hier eine Entwicklung und Standards antizipieren, die für Jahrzehnte sein sollen" - da ginge es um den ökonomischen Aspekt und die Wettbewerbsfähigkeit. Man messe sich mit den ganz großen Industrienationen. Da müsse die voestalpine von der Kostenseite und der Produktivität ganz vorne dabei sein. Hergestellt werden rund 200 verschiedenste Legierungen, auch für die Medizintechnik, die Raumfahrt sowie Komponenten für Bereiche der Nahrungsmittelindustrie, vor allem aus Edelstahl und Nickel. "Wir mussten bei der Konzeption auch künftige Anwendungen vorausdenken, um uns die Innovationsfähigkeiten zu erhalten", sagte Rotter. Der neue E-Lichtbogen fasst 60 Tonnen zum Schmelzen von Schrott und Legierungselementen.

Rotter zufolge komme der Schrott aus Europa, im wesentlichen aus der Automobilindustrie. Die Anlieferung erfolge großteils per Bahn, in gewissen Segmenten per Lkw aus dem Nahbereich. Der Energiebedarf liege - bei 205.000 Jahrestonnen Produktion - bei einigen wenigen Gigawatt wegen der Vorwärm-Operationen, alles andere werde rein elektrisch betrieben. Der Gesamtbedarf am Standort Kapfenberg liege bei rund einer Terawattstunde Strom und Gas, ein Drittel Strom, zwei Drittel Gas.

Derzeit würden die beiden Werke intermittierend, also nicht parallel betrieben, im neuen Werk würden jedenfalls schon seit März verkaufsfähige Güter hergestellt. Zu Silvester 2023 werde dann das alte Werk abgedreht, sagte Rotter. Dessen Gelände werde instandgesetzt und diene der Schrottlagerung, das Innenleben der Hütte werde verschrottet: "Leider können wir das nicht selbst nehmen", man habe einen anderen Bedarf an Stahlschrott. Aber Unternehmen wie etwa die Marienhütte in Graz hätten dafür Verwendung.

Der Spatenstich für das neue Böhler-Werk war im April 2018 erfolgt, die volle Inbetriebnahme hätte früher sein sollen, dabei waren allerdings die Covid-Pandemie und Lieferschwierigkeiten bei wichtigen Teilen dazwischen gekommen. Auch die Kosten waren durch die multiplen Krisen und Teuerungen höher als ursprünglich geplant: Sie stiegen von 350 Mio. Euro auf 467 Mio. Euro.

Die Ausbildung der Beschäftigten wird in einem hauseigenem Kompetenzzentrum für Digitalisierung vorgenommen. Für die künftigen Fachkräfte will man selbst sorgen. Für einen Lehrlingscampus in Kapfenberg für 60 Auszubildende wurde im Sommer 2023 zu bauen begonnen, fertiggestellt werden soll dieser im Herbst 2025, inklusive Unterkünften. Laut Rotter ist das Ausbildungszentrum der voestalpine Böhler Edelstahl die größte Lehrlingsausbilderin, 300 in zwölf Berufen, mit hohem Anteil an Digitalisierung. Ein Drittel der Lehrlinge seien Frauen. Man peile künftig einen Frauenanteil von 18 Prozent in allen Prozessen an.

Vorstand Rotter hatte bereits vor zwei Wochen in Graz zusammen mit Forschungseinrichtungen und dem Land Steiermark ein Projekt vorgestellt, in dem zur Verarbeitung von Schrott und rezyklierbaren Metallen geforscht wird. Im Rahmen von "InSpecScrap" würden auch geringere Energiekosten und weniger CO2-Emissionen beforscht. "Wir müssen nutzen, was wir in Europa haben", so Rotter. Die strategisch wichtige Ressource sei in Europa ausreichend vorhanden, wenngleich der Markt global ist. Der Geschäftsführer der Grazer Marienhütte, Markus Ritter, die fast ausschließlich Metallschrott verarbeitet, hatte vor zwei Wochen gesagt: "Die EU ist per saldo Metallschrott-Exporteur."

pek/kor/tpo

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