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EVN verdiente von Oktober bis März prächtig - Ergebnisplus von 71 %

25.05.2023, 11:30:00

Nettoverschuldung zu Jahresbeginn 2023 deutlich auf 1,7 Mrd. Euro gestiegen - Aufregung um Sonderdividende und Aufsichtsrats-Personalia - Erlösabschöpfung würde EVN rund 50 Mio. Euro kosten

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Gänzlich neu nach der PK, Reaktion Minister Brunner
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Der niederösterreichische
Landesenergieversorger EVN hat im 1. Halbjahr 2022/23 prächtig
verdient, gleichzeitig aber den Schuldenstand kräftig nach oben
gefahren und eine Sonderdividende eingeplant. Das Ergebnis-Plus von
70 Prozent auf 214,7 Mio. Euro sei ein Nachholeffekt aus dem
Südosteuropa- und Projektgeschäft. Die von der Bundesregierung
angedachte Erlösabschöpfung würde die EVN rund 50 Mio. Euro kosten,
so das Management.
Als Krisengewinner der hohen Energiepreise sieht sich die EVN
nicht und verweist auf den Verlust der Vertriebsgesellschaft mit
223,1 Mio. Euro. Dass die Energiepreise wieder auf das
Vorkrisenniveau fallen, sei ohnehin nicht zu erwarten, schon alleine
wegen der Kosten für die Dekarbonisierung. Denn dass Wind und Sonne
keine Rechnung schicken, sei nicht die ganze Wahrheit - die
Anlagenbetreiber würden sehr wohl Geld sehen wollen, so
EVN-Vorstandsdirektor Franz Mittermayer. Die große Herausforderung,
auch finanziell, sei die Speicherung des vielen grünen Stroms, der
im Sommer anfalle, aber im Winter benötigt werde. "Es wird eine
andere Preissituation geben wie vor der Pandemie", so
Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz am Donnerstag vor Journalisten.
Der Anteil an erneuerbarer Erzeugung lag bei der EVN zuletzt bei 72
Prozent.
Zu den geplanten Ausbauzielen bis 2030 hieß es heute, dass die
Windkraft von derzeit 407 auf 750 MW ausgebaut werden soll, bei der
Photovoltaik gehe es von momentan 26 auf 300 MW. Weiters sollen 40
Umspannwerke dazu kommen. Die Stromerzeugung der EVN lag im ersten
Halbjahr 2022/23 mit 1.573 GWh um 21,2 Prozent unter dem
Vergleichswert des Vorjahres. Eine günstige Wasserführung konnte das
unter dem Durchschnitt liegende Winddargebot nicht ausgleichen, so
die Begründung.
Die aktuelle Bilanz der EVN schaut jedenfalls ausgezeichnet aus,
das Betriebsergebnis (Ebit) legte um 53,7 Prozent auf 276,2 Mio.
Euro zu, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen
(Ebitda) um 11 Prozent auf 466,4 Mio. Euro. Der Umsatz erhöhte sich
um 3,1 Prozent auf 2,193 Mrd. Euro. Während die Ergebnisse deutlich
zulegten, stieg die Verschuldung ebenso kräftig an. Sie betrug mit
1. März 23 laut EVN 1,748 Mrd. Euro, nach 1,245 Mrd. Euro noch im
September 2022 und 814 Mio. Euro im September 2021. Begründet wird
der Schuldenaufbau mit den Marktschwankungen, die den Cashbedarf für
den Zukauf von Energie erheblich in die Höhe getrieben hätten.
Mit 193,2 Mio. Euro lag der Personalaufwand im Berichtszeitraum
"infolge kollektivvertraglicher Anpassungen" um 7,7 Prozent über dem
Vorjahresniveau. Der Personalstand erhöhte sich im Jahresabstand auf
7.185 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Vorjahr: 7.147).
Zur Bilanzstruktur hielt der Landeskonzern in einer Aussendung
fest: "Die EVN verfügt weiterhin über eine solide und stabile
Kapitalstruktur. Die Erhöhung der Nettoverschuldung per 31. März
2023 auf 1.748,4 Mio. Euro resultierte einerseits aus dem anhaltend
hohen Investitionsniveau, andererseits aus dem Liquiditätsausgleich
für die Vertriebsgesellschaft EVN KG zur Abdeckung des Working
Capital-Bedarfs."
Beim Ausblick gibt sich der Konzern optimistisch. "Der Beitrag
der operativen Geschäftstätigkeit der EVN zum Konzernergebnis im
Geschäftsjahr 2022/23 wird am oberen Ende der bisher kommunizierten
Bandbreite bei rund 250 Mio. Euro erwartet", hieß es. Zusätzlich
fließe dem Konzernergebnis 2022/23 der Ergebnisbeitrag aus der
Beteiligung an der Verbund AG in Höhe von 158 Mio. Euro zu.
51 Prozent der EVN gehören dem Land Niederösterreich, 28 Prozent
entfallen auf die Wiener Stadtwerke, der Rest befindet sich im
Streubesitz. Vorige Woche hatte die Ankündigung der EVN, eine
Sonderdividende auszuzahlen, für kräftigen Ärger gesorgt. Der
Landesenergieversorger hatte angekündigt, dass Aktionäre zur
Basisdividende von zumindest 52 Cent je Aktie eine Sonderdividende
von 62 Cent erhalten sollen. Die Sonderausschüttung betrage 111 Mio.
Euro. Die SPÖ meinte, man könne "nur den Kopf schütteln". Sie
verwies darauf dass die EVN bei den Stromtarifen im Spitzenfeld
aller privaten und öffentlichen Anbieter Österreichs liege. Die
Grünen meinten, die Landesregierung aus ÖVP und FPÖ "zockt Haushalte
ab". Die NEOS forderten, wie andere Parteien auch, eine Senkung der
Tarife für die Landesbürger. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner
(ÖVP) erklärte damals, man werde genau darauf achten, dass die EVN
die Preise soweit und sobald möglich senkt.
Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) sagte heute zur APA: "Die
Bevölkerung hat kein Verständnis für Rekordgewinne bei
Energieversorgern, vor allem wenn diese mehrheitlich in öffentlicher
Hand sind. Wir haben als Bundesregierung erst vor zwei Wochen die
Gewinnabschöpfung verschärft, dennoch erwarte ich mir von allen
Verantwortlichen, dass sie direkt als Unternehmen die Preise für
Endkunden so rasch wie möglich senken."
EVN-Vorstandssprecher Szyszkowitz meinte heute, dass die "enormen
Marktverwerfungen" dazu geführt hätten, dass die EVN zu stark
gestiegenen Preisen einkaufen musste und die Beschaffungskosten nur
zeitversetzt weiter gegeben werden können - nach unten wie nach
oben. "Aus heutiger Sicht könnte es in den kommenden Monaten zu
einem weiteren Rückgang der Großhandelspreise um rund 15 bis 20
Prozent kommen. Diese Verbesserung im Einkauf könnte dann die EVN KG
im Herbst für zusätzliche Bindungsrabatte zur Kostenentlastung für
Kunden der EVN KG nutzen", hieß es am Donnerstag zur APA.
Für Aufregung sorgt aktuell eine politische Personalia bei dem
Landesenergieversorger. ÖVP-Klubchef Jochen Danninger könnte ab Juni
in den Aufsichtsrat der EVN einziehen, womöglich als Vizepräsident -
was die SPÖ kritisiert und von einem "persönlichen
Teuerungsausgleich" Danningers spricht. Der Klubchef selbst
bestätigte den Zusatzjob vorerst nicht: "Die Hauptversammlung
entscheidet, wer Mitglied des Aufsichtsrats wird."
stf/tsk
 ISIN  AT0000741053
 WEB   http://www.evn.at


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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen