Sehr geehrte Damen und Herren!
Vor genau einem Jahr sahen die Börsen weltweit im Zuge der Corona-Krise harte Kursrückschläge. Zyklische Unternehmen mit reifem Geschäftsmodell wurden von Anlegern beim Ausbruch der Pandemie unverhältnismäßig hoch abgestraft. Investoren, die vor exakt einem Jahr zu- oder nachgekauft hatten, freuen sich heute über eine Verdoppelung der Kurse. Ein Jahr nach dem Corona-Tief im heimischen ATX behauptet sich der österreichische Nationalindex wieder mit einem Stand von 6.226 Punkten (inkl. Dividende).
Versierte Anleger und Unternehmer wissen: Erfolge entstehen nicht über Nacht. Sie sind Früchte jahrelanger Arbeit. Beim Investieren verhält es sich genauso: Investieren ist ein Marathon und kein Sprint. Zum Training gehört, kurzfristige Schwankungen an den Märkten auszuhalten. Je mehr Erfahrung, desto ruhiger bleibt der Puls.
Analysten schätzen die aktuelle Bewertung österreichischer Aktien nach wie vor als attraktiv ein. Mit für 2021 erwarteten KGVs im ATX von rund 15 und einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von eins ist weit und breit keine Spur von Blasenbildung am österreichischen Markt. Die börsennotierten Unternehmen managten die Gesundheits- und Wirtschaftskrise exzellent und hielten ihre Produktivität – wo es möglich war – in vollem Umfang aufrecht. Mit etablierten Geschäftsmodellen und hohen Forschungsquoten überzeugen sie auch mit ihrer Dividendenstrategie. Wie stark der Faktor Dividende die Rendite beeinflusst, zeigt der Punktestand des ATX Total Return. In 30 Jahren ATX sorgte die Dividende – wenn reinvestiert – für die Hälfte der Rendite unseres Nationalindexes. Doch nur wer sät, kann auch ernten. Ein großer Teil davon geht an internationale Investoren, die die Güte der rot-weiß-roten Unternehmen zu schätzen wissen.
Damit auch die heimische Bevölkerung stärker davon profitiert, statt mit unverzinsten Sparguthaben Wertverluste in Kauf nehmen zu müssen, braucht es finanzielle Bildung und Anreize. Die Wiedereinführung der Behaltefrist – und damit die steuerliche Entlastung von langfristigem Aktienbesitz – wäre ein wichtiger Impuls. Darüber hinaus braucht unser Sozialstaat einen Plan, der auch die nächste Generation absichert. Ein starker Kapitalmarkt kann genau das leisten. Er sichert Wohlstand für unsere Kinder und bietet Kapital für Erfinder. Einmal mehr wird sich zeigen: Volkswirtschaften mit entwickelten Kapitalmärkten profitieren von einem rascheren und nachhaltigeren Wachstum. Kapitalmarkt gestalten statt nur verwalten, muss zum Leitspruch werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Heimo Scheuch
Aufsichtsratsvorsitzender Wiener Börse, CEO Wienerberger
Angelika Sommer-Hemetsberger
Stv. Aufsichtsratsvorsitzende Wiener Börse,
Vorstand Oesterreichische Kontrollbank
Christoph Boschan
CEO, Wiener Börse
Download:
Offener Brief an Investoren vom 19.03.2021 (PDF-File 50 KB)
Offener Brief an Investoren vom 19.03.2020 (PDF-File 50 KB)
