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Nicht ohne meine Tochter

Christian Sec. | Börsen-Kurier

Die Töchterkonzerne sorgen für Resilienz und Zukunftsperspektiven.

Ohne Nachwuchs keine Zukunft. Das gilt für Familien sowie für Konzerne gleichermaßen. Und weil dies so existenziell ist, ist es auch nicht verwunderlich, dass die Unternehmen gerne Töchter in die Familie integrieren, egal ob aus eigener Brut oder durch Adoption bzw. Zukauf. So lag beispielsweise 2020 die Anzahl von Auslandstöchter inländischer Unternehmen bei 6.731 und damit um fast 12 % höher als noch ein Jahr zuvor. Allein die voestalpine zählt rund 500 Konzerngesellschaften. Bei Wienerberger sind es rund 170 Gesellschaften, die im Konzernabschluss des Mutterunternehmens 2022 einbezogen wurden. Von 136 auf 123 hat sich 2022 die Zahl der konsolidierten Unternehmen bei der OMV verringert - davon waren 88 Gesellschaften mit Sitz und Betrieb im Ausland. Voraussetzung für ein Unternehmen, um den Status einer Tochter zu erhalten ist, dass ein Mutterunternehmen beherrschenden Einfluss auf das Tochterunternehmen ausüben kann, was meist mit einer Eigentumsmehrheit verbunden ist. 

Neue Wege

Neben anderen Gründen sorgen Töchter einerseits dafür, dass sie neue zukunftsträchtige Geschäftszweige für das Unternehmen eröffnen, und andererseits dafür, das traditionelle Geschäftsmodell auf andere Regionen auszuweiten.

Dies zeigt das Beispiel der OMV: Durch die Energiewende verlieren Treibstoffe an Bedeutung, daher stockte der Konzern vor drei Jahren seine Anteile am Chemiekonzern Borealis von 36 auf 75 % auf. Neben einer Tochter, die die Neuorientierung des Konzerns symbolisiert, besitzt der Ölkonzern seit 2004 mit 51 % die Mehrheit am rumänischen Öl- und Gasversorger Petrom (mittlerweile OMV Petrom), dem größten Energieunternehmen Südosteuropas. 

Kürzlich erklärte die rumänische OMV-Tochter, dass sie in einer 50-zu-50-Partnerschaft mit dem staatlichen Erdölunternehmen Romgaz in ein bis zu 4-Milliarden-Euro-Gasexplorationsprojekt im Schwarzen Meer investieren wird. Das Potenzial des Gasfeldes schätzt OMV Petrom auf insgesamt 100 Mrd Kubikmeter. Das erste Gas soll dabei 2027 fließen und damit die Position der OMV-Gruppe in der Schwarzmeer-Region und in Südosteuropa stärken. 

Die Mayr-Melnhof Gruppe (MM) bringt es laut Konzernbericht 2022 auf 110 konsolidierte Unternehmen, wobei 60 der verbundenen Unternehmen in der Eurozone liegen. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen den britischen Verpackungsspezialisten Essentra mitsamt seinen Produktionsstandorten in Europa und dem US-Festland und Puerto Rico um rund 410 Millionen Euro gekauft. Mit dieser Tochter will MM neue Pfade beschreiten, sich als globalen Player im Bereich Pharma-Sekundärverpackungen positionieren und gleichzeitig seine Position in den USA stärken. 

Marktführer durch Töchter

Wienerberger konnte mit einer neuen US-Tochter sein USA-Geschäft verdoppeln. Mit dem Kauf von Meridian Bricks aus Georgia vor zwei Jahren wurde der Wiener Ziegelhersteller laut eigenen Angaben zum führenden Anbieter von Fassadenlösungen in Nordamerika. 

Die Vienna Insurance Group hat Versicherungsgesellschaften in 30 Staaten - hauptsächlich in den CEE-Ländern und Osteuropa. Mit ihren Gesellschaften belegt die VIG nach Marktanteilen in Nordmazedonien, Slowakei, Bulgarien, im Baltikum und in Ungarn den ersten Platz. In Ungarn konnte die Marktführerschaft durch den Kauf des Geschäfts der niederländischen Aegon in Ungarn im letzten Jahr fixiert werden. Mit ihren Österreich-Töchtern Wiener Städtische und Donau-Versicherung ist die VIG mit mehr als 21 % Marktanteil auch knapp vor der Uniqa (20,8 %) Marktführer in Österreich.

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