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Mehr als nur ein Standbein

Christian Sec. | Börsen-Kurier

CEE-Fokus für Finanzunternehmen weiterhin ertragreich.

Der Nettogewinn in der CEE-Region (Kernmärkte außerhalb Österreichs) stieg bei der Erste Group um 24,8 % und damit überproportional zum Gesamtnettogewinn der Bank (+12,6 %). Vom Gesamtnettogewinn der Erste von 2,16 Mrd. Euro kommen bereits 1,56 Mrd. Euro von außerhalb Österreichs. Und das Wachstumspotenzial ist längst nicht erschöpft. 

Für Erste-Bank-CEO Willi Cernko sind die EU-Fördermittel in der CEE-Region ein Lieblingsthema. „Es stehen auf europäischer Ebene substanzielle Mittel zur Verfügung, um die Transformation der CEE-Region voranzutreiben“, erklärte er während der Präsentation des vorläufigen Jahresergebnisses 2022. Dabei können über den Kohäsions- und Wiederaufbaufonds 150 Mrd. Euro bis 2030 abgerufen werden. Allein für Kroatien stehen heuer Mittel im Ausmaß von 7,4 % des BIP bereit, so Cernko. Für die Erste Group trägt mittlerweile allein Tschechien mit rund 758 Mio. Euro mehr als der Heimmarkt zum Nettogewinn bei. 

Während die Erste in Tschechien unangefochten Marktführer ist, ist das Land auch für die Raiffeisen Bank International (RBI) ein Wachstumsmarkt. Mit der Akquisition der Equa Bank 2021 hat der Konzern eine halbe Million neue Kunden hinzugewonnen und ist dort jetzt Nummer vier im Privatkundengeschäft. 

Die RBI hat 2022 ein Konzernergebnis von 3,6 Mrd. Euro erzielt. Aber auch ohne die Gewinne aus Russland und Belarus sowie den Gewinn aus dem Verkauf der Bank in Bulgarien (rund 450 Mio. Euro) konnte die Bank ein Konzernergebnis von 982 Mio. Euro erzielen. 2022 profitierte die RBI von den Notenbanken der CEE-Märkte, die nicht zur Eurozone gehören und bereits früh mit Zinserhöhungen begonnen haben, erklärt dazu CEO Johann Strobl.

Aber es ist auch nicht alles nur eitel Wonne im viel gelobten Osten. Eine eigenwillige Steuerpolitik bittet manchmal ausländische Eigentümer stark zur Kassa. So hat etwa Ungarn eine Sondersteuer für Großunternehmen erlassen. Die Bankenabgaben für die RBI erhöhte sich in Ungarn demgemäß 2022 um 47 Mio. Euro. 

Ungesättigter Versicherungsmarkt

Der CEE-Versicherungsmarkt hat ein noch größeres Wachstumspotenzial als der Kreditmarkt. Die umliegenden Länder geben im Vergleich zu Österreich nur rund ein Drittel an Versicherungsprämien aus. Dieser Anteil wird umso kleiner, je weiter man nach Osten geht. Während ein Österreicher im Jahr rund 2.000 Euro für Versicherungen ausgibt, waren es in der Ukraine vor dem Krieg 43 Euro, wie Uniqa-Chef Andreas Brandstetter während der Präsentation des Jahresergebnisses zuletzt erklärte. 

Beim Versicherer verteilt sich der Ertrag so, dass rund 100 Mio. Euro in Österreich und bereits 174 Mio. Euro durch Osteuropa erwirtschaftet werden. Die größten Ergebnisbeiträge erzielten die CEE-Länder Tschechien, Polen und die Slowakei. In diesem Jahr stiegen die verrechneten Prämien in Österreich bei der Uniqa um 4,3 %. In den CEE-Kernländern Tschechien, Ungarn, Polen und der Slowakei lag das Wachstum übergreifend bei 4,8 %, obwohl die Uniqa in Ungarn einen Wachstumsrückgang verzeichnete. 

Bei der VIG ist der Wachstumsmarkt CEE noch stärker ersichtlich. Während der Heimmarkt Österreich bei den verrechneten Prämien nur um 2,5 % anstieg, lag der Anstieg bei den tschechischen Töchtern bei mehr als 15 % und in Polen bei 4,2 % (Zahlen vom 3. Quartal 2022). Vor allem zweistellige Wachstumsraten in den Kfz-Sparten, aber auch der Lebensversicherung mit laufender Prämie führten in Tschechien zu dem Anstieg. 

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