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Materialeinsatz steigt mit hohen Rohstoffpreisen

Christian Sec. | Börsen-Kurier

Hohe Rohstoffpreise führen zu hohem gebundenem Kapital in der Industrie.

Nicht nur die Energiepreise, sondern auch die gestiegenen Rohstoffpreise setzen der Industrie zu. Neben Gold und Palladium ist für den Leiterplattenhersteller AT&S Kupfer eines der wichtigsten Rohmaterialien. So bezieht das Unternehmen Kupferlaminate, Kupferfolien, Kupferkugeln. Gerade bei Kupfer zeigte sich der Preis aber sehr volatil. Ende des vergangenen Jahres zum Höhepunkt der Lieferkettenkrise stiegen die Kupferpreise auf bis zu 10.500 USD pro Tonne. Derzeit liegt der Preis bei rund 8.500 USD pro Tonne, was jedoch noch um mehr als 40 % über den Kupferpreisen vor der Pandemie liegt. 

„In den vergangenen zwei Jahren gab es zahlreiche Herausforderungen in Bezug auf Materialpreis und -angebot“, so Gerald Reischl, Sprecher von AT&S. Die Marktpreise seien zwischen März und April 2022 erheblich gestiegen, haben sich dann stabilisiert und sind seit Juli 2022 wieder auf Vorkriegsniveau gesunken, sagt er. „Jedoch bleibe der Markt äußerst volatil.“ Die Preisschwankungen in Europa konnten durch zusätzliche Kostenreduktionsmaßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette sowie durch Bezugsquellen in Asien eingedämmt werden. 

Beim Maschinenbauunternehmen Palfinger ist hochfester Stahl der mit Abstand wichtigste Rohstoff. Hochfester Stahl erfuhr wie viele Rohstoffe bereits 2021 eine enorme Preissteigerung, hat dann mit einem weiteren Anstieg von 35 % im 1. Quartal 2022 seinen Peak erreicht und ist im 4. Quartal bis dato wieder um rund 20 % gefallen. „Palfinger konnte zwar die gestiegenen Kosten über eigene Preiserhöhungen weitergeben, aber durch den hohen Auftragsstand und den langen Lieferzeiten ergibt sich eine Verzögerung, welche die Profitabilität des Unternehmens belastet“, erklärt uns dazu Hannes Roither, Sprecher von Palfinger. 

Hohes Working Capital

Beim Stahlkonzern voestalpine sind die wichtigsten Vormaterialien Erz, Erzpellets und Kohle. Gerade die Kohle erfuhr im vergangenen Jahr einen rasanten Preisanstieg. Auch wenn sich die Preise auch hier mittlerweile stabilisiert haben, liegt der Kohlepreis derzeit um rund 90 % höher als vor einem Jahr. Bei Eisenerz liegt der Preis mittlerweile wieder auf dem Niveau von 2019. Vor einem Jahr zum Höhepunkt der Lieferkettenkrise war der Marktpreis des Eisenerzes noch mehr als doppelt so hoch gewesen. Insbesondere bei den Rohstoffen Erz und Kohle wurden Lagerbestände unter Berücksichtigung etwaiger Preis- bzw. Abwertungsrisiken aufgebaut. Konsequenz daraus ist ein markanter Aufbau des Working Capitals im 1. Halbjahr 2022/23, wie die Zahlen des Geschäftsberichtes der Voestalpine zeigen. 

Für den Automobilzulieferer Polytec-Group ist der Kunststoff Polypropylen mit Abstand das wichtigste Vormaterial, mit einem Anteil von mehr als 45 % im Jahr 2021. Auch dabei zeigen sich die Preise auf hohem Niveau, wie Paul Rettenbacher, IR-Manager von Poytec, erklärt. Ähnlich wie bei vielen Industriebetrieben haben auch bei Polytec die erhöhten Lagerbestände das Working Capital erhöht, so Rettenbacher. 

Trotz deutlich geringerem Produktionsvolumen in den ersten drei Quartalen 2022 erhöhte sich der Materialaufwand in den Monaten Jänner bis September im Vergleich zur Vorjahresperiode um rund 5,1 %. Die Materialquote stieg um 1,9 %-Punkte von 52,3 auf 54,2 %. Auch bei Polypropylen zeigt sich der Markt nach extremen Ausschlägen zu Beginn des Ukraine-Krieges zwar auf hohem Niveau aber stabiler, so Rettenbacher.

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