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Marktanalyse: The battle of the narratives

Andreas Wosol

Das dominierende Thema in diesem Jahr war bisher die Rotation hin zur Marktführerschaft der zyklischen und Value Segmente, die eigentlich schon im März 2020 begonnen hat – am Tiefpunkt des Marktes. Dies spiegelte einen besonders starken Wendepunkt bei den Wachstums- und Inflationserwartungen sowie der Richtungen der Anleiherenditen und der Zinskurve dank beispielloser geld- und fiskalpolitischer Unterstützungen und Fortschritten bei den COVID-Impfungen wider. Diese neue Marktführerschaft wurde durch extreme Bewertungsdifferenzen zwischen Value und Growth begünstigt.  Der jüngste Rückgang der Anleiherenditen und die Verflachung der Zinskurve führte zu einem erneuten Wechsel von Value/Zyklikern hin zu Growth/Defensive. Diese Umkehr der Rotation in den letzten Wochen, die durch eine Änderung der Erholungs-/Reflationsnarrative ausgelöst wurde, war schnell und wirft viele Fragen über die zukünftige Wachstumsdynamik und die nächsten Schritte für den Reflation Trade auf. Es gab eine Reihe von Katalysatoren dafür. Die Verlangsamung der US-Wachstumsdynamik und der Höchststand aller vier China-PMIs im Juni zusammen mit Chinas relativ unerwarteter RRR-Kürzung um 50 Basispunkte haben jüngst Sorgen über eine Abschwächung der globalen Wachstumsdynamik aufkommen lassen. Der deutliche Anstieg der Delta-Variante hat diese Befürchtung noch verstärkt, während die Verschiebung der US FED Dot-Plots mit der Veröffentlichung des Juni-Protokolls der US-FED den Fokus auf einen möglichen geldpolitischen Fehler als Folge einer zu frühen Straffung der Geldpolitik erhöht hat. Es scheint als würde der Markt zwischen dem Reflations-Narrativ und dem Stagnations-Narrativ feststecken.

In diesem Umfeld hatte der österreichische Aktienmarkt aufgrund seiner prozyklischen Ausrichtung im ersten Halbjahr eine sehr positive Entwicklung und trat im Juli aufgrund des oben erwähnten Wechsels der Marktführerschaft in eine Phase volatiler Konsolidierung ein. Während die erste Monatshälfte vom Ausverkauf der zyklischen Werte (Banken, Energie, Industrie) geprägt war, erholten sich diese Bereiche in der letzten Woche des Monats wieder. Die anhaltend gute Berichtssaison unterstützte die jüngste Erholung.


Autor:

Mag. Andreas Wosol
AMUNDI
ÖVFA-Vorstand
29. Juli 2021

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Hinweis

Die Wiener Börse AG verweist ausdrücklich darauf, dass die angeführten Informationen, Berechnungen und Charts auf Werten aus der Vergangenheit beruhen, aus denen keine Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung oder Wertbeständigkeit gezogen werden können. Im Wertpapiergeschäft sind Kursschwankungen und Kapitalverluste möglich. Der Beitrag gibt die persönliche Meinung des Analysten wieder und stellt keine Finanzanalyse oder Anlageempfehlung der Wiener Börse AG dar.

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