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Marktanalyse: Von einem Schock zum nächsten

Uta Pock

Die Folgen der Pandemie für die Gesamtwirtschaft sind kaum überwunden und halten in einzelnen Sektoren noch an, während mit dem Krieg in der Ukraine die nächste Erschütterung begonnen hat. Bis Mitte Februar sah es so aus, als würden die Lieferkettenprobleme im Laufe des Jahres sukzessive überwunden. Die Unternehmen rechneten damit, die durch Rohstoff- und Vorleistungsverknappungen erhöhten Kosten auf ihre Absatzpreise überwälzen zu können. Verlängerte Inflationserwartungen waren die Folge, was auch in Europa eine Normalisierung der Geldpolitik nahelegte. Aktien als Sachwerte wären generell weiter gefragt, wichtigstes Unterscheidungsmerkmal wäre eine gute Wettbewerbsposition, die die erwähnte Überwälzung höherer Kosten erlaubt, und aufgrund höherer Gegenwartspräferenz würden Value-Aktien bevorzugt, die im ATX auch reichlich vorhanden sind. Und jetzt? 

Die wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland und der Ukraine sind, gemessen am BIP, in Österreich überdurchschnittlich. Dementsprechend heftig reagierte der ATX auf den Kriegsausbruch und die ihm nachfolgenden Finanzsanktionen. Auch der Spread österreichischer Bundesanleihen gegenüber den deutschen Benchmarks weitete sich aus. Die drohende Verknappung von Gas (und dem leichter substituierbaren Rohöl) lässt eine Unterbrechung des wirtschaftlichen Aufschwungs in der Eurozone befürchten, während die Inflation vorerst weiter zunimmt. Die Geldpolitik wäre aber auch bei Umsetzung der angedeuteten Straffungen noch sehr unterstützend, die Realzinsen sind auf Rekordtief. Auch die Fiskalpolitik bringt Wachstumsimpulse, sei es durch nolens volens erhöhte Rüstungsausgaben, etwa in Deutschland, oder die durch die Russland/Ukraine-Krise noch dringlicher gewordene Energiewende. 

Die ATX-Unternehmen haben für die letzten Quartale vielfach sehr gute Ergebnisse berichtet, die ein gewisses Polster für die aktuellen Schwierigkeiten darstellen. Die durchschnittliche Dividendenrendite des Index lag Anfang März bei rund 4 %, das KGV (auf Basis von Konsensschätzungen für 2022) unter 10. Selbst (oder gerade?) jetzt sind österreichische Aktien damit ein attraktiver Bestandteil von nach Assetklassen und Ländern diversifizierten Wertpapierportfolien. 


Autorin:
Dipl.-Vw. Uta Pock, lic.oec.int.
Senior Research Analyst
4. März 2022

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