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Marktanalyse: Österreichischer Aktienmarkt – Turbulentes Jahr für die Wiener Börse

Ingrid SzeilerDie ersten Monate dieses Jahres verliefen für den österreichischen Aktienmarkt durchaus turbulent. Bis Mitte Februar verzeichnete der ATX – relativ zu anderen Märkten – eine sehr starke Performance. Während Wachstumssektoren wie IT oder Health Care aufgrund von Inflationssorgen und Lieferkettenproblemen hohe Kurskorrekturen hinnehmen mussten und ins Minus rutschten, haben sich jene Sektoren, die den österreichischen Aktienmarkt dominieren – Finanztitel und Energieversorger – sehr gut halten können. Bis Mitte Februar war der ATX noch mit 5 % im Plus. Mit der Invasion Russlands in die Ukraine hat sich das Blatt jedoch gewendet. Unternehmen, die in Russland und/oder in der Ukraine tätig sind, wie RBI oder OMV, mussten große Kursverluste hinnehmen. Der gesamte Finanzsektor, auch Titel ohne direktes Russland-Exposure, wie die Erste Bank, wurde praktisch mitverkauft. Auch bei Industrieunternehmen machte sich der Konflikt deutlich bemerkbar. Auf der einen Seite befeuerte er die bereits bestehenden Lieferengpässe, auf der anderen Seite kam es zu deutlichen Energiepreisanstiegen und zur Sorge über einen Stopp der Gaslieferungen aus Russland. Im März konnte sich der ATX nach dem ersten großen Schock dennoch wieder etwas erholen und entwickelte sich seitdem seitwärts. Der Index steht damit per 30. Mai 2022 mit rund 11 % total return im Minus. 

Der Krieg in der Ukraine sorgt für Unsicherheit am Markt und die Investoren halten sich zurück. Folgt man den Berichten zu den Quartalszahlen, gibt es jedoch auch viel Positives zu berichten. Die Auftragsbücher sind prall gefüllt. Eine Vielzahl an Unternehmen verzeichnete im ersten Quartal Umsatzsteigerungen, auch die Gewinnentwicklungen zeigten tendenziell in die richtige Richtung. Gleichzeitig wird von hohen, inflationsgetriebenen Kosten berichtet. Die Notenbanken reagieren bereits mit höheren Zinsen, die sich aber wiederum negativ auf die Wirtschaftsentwicklung auswirken. Grundsätzlich ist der ATX im Vergleich zu anderen Märkten aufgrund seines Value-Charakters weniger anfällig für stark steigende Zinsen. Auf der anderen Seite ist es ein sehr zyklischer Markt, eine Abschwächung der Wirtschaft ist daher kein wünschenswertes Szenario. Die weitere Entwicklung hängt dementsprechend sehr stark von den stagflationären Tendenzen ab, und natürlich wie sich der Krieg zwischen Russland und der Ukraine fortsetzen und welche wirtschaftsrelevanten (Covid-)Maßnahmen China setzen wird. 

Autorin:
Ingrid Szeiler
Chief Investment Officer
Raiffeisen KAG
1. Juni 2022

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Hinweis

Die Wiener Börse AG verweist ausdrücklich darauf, dass die angeführten Informationen, Berechnungen und Charts auf Werten aus der Vergangenheit beruhen, aus denen keine Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung oder Wertbeständigkeit gezogen werden können. Im Wertpapiergeschäft sind Kursschwankungen und Kapitalverluste möglich. Der Beitrag gibt die persönliche Meinung des Analysten wieder und stellt keine Finanzanalyse oder Anlageempfehlung der Wiener Börse AG dar.

Preisinformation

ATX Total Return in EUR