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Marktanalyse: Die Luft an den Aktienmärkten wird dünner

Andreas Perauer

Der österreichische Aktienmarkt setzte seine Rally seit dem Jahrestiefstand Ende September 2022 auch zu Beginn dieses Jahres fort. Der sich abzeichnende milde Winter konnte die speziell in Österreich und Deutschland vorherrschenden Sorgen rund um das Thema Gasknappheit deutlich reduzieren. Eine solide Berichtssaison, sowie die unerwartet resiliente Wirtschaftsentwicklung sorgten für zusätzlichen Optimismus. Dabei konnte speziell der Industriesektor dank entspannter Lieferketten und prall gefüllter Auftragsbücher positiv überraschen. Rückenwind kam zudem nach dem Ende der Null-Covid-Politik auch aus China. Diese positiven Aussichten führten zu einem deutlichen Anstieg der Aktienmärkte in den Monaten Jänner und Februar. Auf der anderen Seite blieb aber auch die Inflation sehr hartnäckig und zwang die Notenbanken dazu, ihren restriktiven Kurs beizubehalten. Eine Auswirkung dieser Notenbankpolitik konnte man im März an den Ereignissen im Bankensektor beobachten. Die Pleite mehrerer US-Banken sorgte für große Unsicherheit am Markt, die sich spätestens mit der in Schieflage geratenen Schweizer Großbank Credit Suisse auch in Europa verbreitete. Die Rettung der Bank konnte aber Schlimmeres verhindern und es zeigte sich auch, dass der breite Bankensektor aus der großen Finanzkrise 2008 gelernt hat und inzwischen deutlich stabiler aufgestellt ist. Für den finanzlastigen ATX ging es im März dennoch um rund 10 Prozent, und damit deutlich stärker als beispielsweise für den deutschen DAX oder den breiten europäischen Stoxx600, nach unten. 

Seither bewegen sich die Aktienmärkte und speziell der österreichische Markt mehr oder weniger seitwärts. Selbst die aktuell überraschend gut verlaufende Berichtssaison kann kaum noch für Auftrieb sorgen. Das deutet darauf hin, dass die positiven Ergebnisse antizipiert wurden und sich bereits in den aktuellen Kursen widerspiegeln. Die Luft nach oben wird also immer dünner. Das Ende des Zinsanhebungszyklus könnte als ein positiver Katalysator wirken. In den USA dürfte dieses schon erreicht sein, in der EU sind noch ein bis zwei Zinserhöhungen eingepreist. Danach wird es interessant zu beobachten sein, wie schnell sich die EZB wieder in Richtung Zinssenkungen bewegt. Dies wird maßgeblich von der Hartnäckigkeit der Inflation und der weiteren Wirtschaftsentwicklung abhängen, dementsprechend werden die Augen der Kapitalmarktteilnehmer wie schon seit einiger Zeit besonders auf diese Daten gerichtet sein.  

Autor:
Andreas Perauer, MSc
Fondsmanager
Raiffeisen KAG
30. Mai 2023

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