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Aktuelle Marktanalyse: Stiller Advent?

Bernhard Haas

Nach einem Jahr mit wenig Höhen und vielen Tiefen zeigten sich die Aktienbörsen im November doch noch von ihrer besseren Seite und setzten die Aufwärtsbewegung fort, welche Mitte Oktober begonnen hatte. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass der Kampf der Notenbanken gegen die Inflation erste Früchte zu tragen scheint. Spätestens seit der Veröffentlichung von – zugegebenermaßen noch recht hohen – US-Inflationszahlen, machte sich bei den Investoren Optimismus breit. Natürlich hat auch geholfen, dass die jüngste Berichtsaison sowohl in Europa als auch den USA nicht so schlecht ausfiel wie befürchtet. Man wird jedoch den Verdacht nicht los, dass dies ohne die schwächeren Inflationszahlen wohl als „letztes gutes Quartal“ abgetan worden wäre, wie dies schon im Q2/22 der Fall war. Sieht man sich die Sektoren an, die sich besonders gut entwickelten, waren dies vor allem die gescholtenen Technologiewerte, aber auch Versorger und der Bausektor, während die klassischen defensiven Sektoren wie Healthcare, Konsumgüter etc. hinterherhinkten. Interessant ist auch, dass die europäischen Märkte deutlich mehr zulegen konnten als ihre internationalen Peers. Hier stach der heimische Markt nochmal heraus und verkleinerte mit einer deutlichen Outperformance die Lücke seit Jahresbeginn. Vor allem die Indexschwergewichte wie Banken, Energiewerte und Zykliker konnten deutlich zulegen. Ein Spezialfall hier ist sicherlich Lenzing: Die Aktie fiel im Vorfeld aufgrund einer Gewinnwarnung stark, drehte jedoch im November und konnte einen guten Teil des Verlustes wieder kompensieren. Sicherlich nichts für schwache Nerven. Nichts für schwache Nerven sind auch die Transaktionen bei den heimischen Immos, vor allem wenn es um das Thema Governance geht. Bei all den Herumschiebereien weiß man am Ende gar nicht mehr, unter welchem „Hüttchen“ eigentlich dann die Kugel liegt, aber vielleicht ist das ja auch der Sinn…
Für den Rest des Jahres hoffen die Börsianer wohl auf etwas Ruhe nach einem doch recht ereignisreichen Jahr. Eine Konsolidierung würde auch den Märkten guttun, um den positiven Aufwärtstrend dann im Laufe des nächsten Jahres fortzusetzen. Hoffen wir also auf einen stillen Advent, wir haben ihn uns verdient!


Autor:
Mag. Bernhard Haas, CFA, Erste Asset Management GmbH
Fondsmanager
23. November 2022

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Hinweis

Die Wiener Börse AG verweist ausdrücklich darauf, dass die angeführten Informationen, Berechnungen und Charts auf Werten aus der Vergangenheit beruhen, aus denen keine Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung oder Wertbeständigkeit gezogen werden können. Im Wertpapiergeschäft sind Kursschwankungen und Kapitalverluste möglich. Der Beitrag gibt die persönliche Meinung des Analysten wieder und stellt keine Finanzanalyse oder Anlageempfehlung der Wiener Börse AG dar.
 

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