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Marktanalyse: Aktienmärkte Phase 2 – Zykliker am Vormarsch

Horst Simbürger

Die Bewegung an Finanzmärkten lässt sich in Phasen oder Zyklen einteilen, wie den Zinszyklus oder den Gewinnzyklus. Letztes Jahr war ein gutes Beispiel für den „Hoffnungszyklus“. Nach dem massiven Absturz der Börsen kauften Anleger Aktien in der Hoffnung auf eine Überwindung der Pandemie und vor allem in Erwartung deutlich höherer zukünftiger Unternehmensgewinne. In der ersten Phase ziehen die Kurse deutlich an und die Märkte werden optisch sehr teuer, gängige Multiples basierend auf aktuellen Gewinnen steigen markant. Die aktuelle zweite Phase ist geprägt von weiteren Kursgewinnen, jedoch steigen die Unternehmensgewinne in höherem Ausmaß als die Märkte, die Marktbewertungen werden wieder günstiger. Aktuell werden für Europa im Jahre 2021 Gewinnsteigerungen von über 40% erwartet, die KGVs in Europa liegen damit wieder deutlich unter 20 und relativ zu den USA auf dem attraktivsten Stand seit über 15 Jahren.

Der Gewinnsprung ist eine Folge der deutlichen Erholung des globalen Wirtschaftswachstums. Zyklische Sektoren zählen zu den größten Profiteuren dieser Phase, ihr Anteil in Europa ist deutlich höher als in anderen Regionen, während Zykliker in den USA für ca. 25% der Marktkapitalisierung stehen, liegt der Anteil in Europa bei 40%. 

Im Zuge der zyklischen Erholung sind in den letzten Monaten auch die Zinsen gestiegen, ein Indiz steigender Inflationsangst angesichts überschießenden Wirtschaftswachstums und der Befürchtung von Zinsanhebungen durch die Notenbanken. Die Notenbanken haben klargemacht bis weit ins Jahr 2022 nicht an der Zinsschraube zu drehen, und sind auch bereit kurzfristige Anstiege der Inflation über den Zielkorridor aufgrund von Nachfrageüberhängen zu tolerieren um nicht die Konjunkturentwicklung zu gefährden. Bei den aktuell hohen Output Gaps ist die Gefahr eines nachhaltigen Preisanstiegs ohnehin gering. 

Mangels renditeträchtiger Alternativen dürfte der risk-on Modus prolongiert werden. Generell sind bei steigenden Zinsen Zykliker zu bevorzugen, sie hängen stärker am Konjunktur- als am Zinszyklus, weisen eine positive Zinskorrelation auf und verfügen über eine höhere Gewinndynamik.

Autor:
Horst Simbürger, MSc, CEFA
Geschäftsführer
CONVERTINVEST Financial Services GmbH 
28. April 2021

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Hinweis

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