Der von Donald Trump initiierte Handelskonflikt ist der zentrale Treiber der diesjährigen Kapitalmarktentwicklung. Die massiven Zollerhöhungen Anfang April führten zu einer Phase hoher Volatilität und Unsicherheit, die sich im Mai zwar entspannte, aber keineswegs beendet ist. Die Märkte reagieren weiterhin sensibel auf politische Signale und Handelsgespräche, mit entsprechenden Kursschwankungen.
Im Mai kündigte Trump eine 90-tägige Zollpause mit China an, was die Märkte kurzfristig beflügelte. Auch ein erstes Handelsabkommen mit Großbritannien wurde verkündet, wenn auch in begrenztem Umfang. Dennoch bleibt die Lage angespannt. Die Zölle sind zwar vorübergehend gesenkt, aber nicht aufgehoben, und die Unsicherheit über die weitere Entwicklung belastet weiterhin die Konjunktur. Im Zuge der aktuellen Berichtssaison wird häufig von einem herausfordernden Umfeld berichtet. Sowohl beim Ausblick als auch bei etwaigen Investitionen ist derzeit Skepsis bei den Firmenchefs angesagt.
Neuordnung am Aktienmarkt?
Der globale Aktienmarkt zeigt sich in einem neu ausbalancierten Umfeld, geprägt von regional divergierenden Entwicklungen und einer zunehmenden Bedeutung von Diversifikation. Während die großen US-Technologiewerte, die in den vergangenen Jahren den Markt dominierten, im laufenden Jahr mit teils deutlichen Rückschlägen zu kämpfen haben, erleben andere Regionen und Sektoren eine überraschende Renaissance.
Europa präsentiert sich dabei als einer der klaren Gewinner. Nach Jahren der Underperformance profitieren europäische Aktien von einem verbesserten makroökonomischen Umfeld, sowie einem schwächeren US-Dollar, der die Gewinne für internationale Anleger erhöht. Jene internationalen Investoren stellen sich auch vermehrt die Frage nach der Verlässichkeit der USA als sicherer Hafen und finden in Europa eine attraktive Alternative. Dazu kommt ein Umdenken Deutschlands in Sachen Schuldenpolitik, was als Wachstumsmotor für die ganze Region gesehen wird.
Der österrichische Aktienmarkt zeigt sich von bester Seite
Der schwachen Wirtschaftsleistung des Landes zum Trotz, zeigt sich auch der österreichische Aktienmarkt von seiner besten Seite. Ein wesentlicher Treiber für ganz Europa aber speziell für Österreich ist die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Krieges in der Ukraine. Ein Friedensschluss würde die allgemeine Unsicherheit verringern und das wirtschafltiche Umfeld in der Region stärken, wovon Österreich als traditionell enger Partner Osteuropas besonders profitieren würde. Ein weiterer positiver Impuls kommt aus Deutschland. Das angekündigte Investitionspaket sieht erhebliche Investitionen in Infrastruktur, Digitalisierung und Rüstung vor. Österreichische Unternehmen sind gut positioniert und können davon profitieren. Besonders hervorzuheben ist auch die starke Performance des Finanzsektors. Nach dem Zoll-Schock Anfang April konnten sich die heimischen Finanztitel mit rasantem Tempo erholen und damit den ATX zwischenzeitlich auf neue Jahreshochs heben.
Autorin:
Karin Kunrath, Chief Investment Officer bei Raiffeisen Capital Management
28. Mai 2025
![]() | ![]() |
Hinweis
Die Wiener Börse AG verweist ausdrücklich darauf, dass die angeführten Informationen, Berechnungen und Charts auf Werten aus der Vergangenheit beruhen, aus denen keine Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung oder Wertbeständigkeit gezogen werden können. Im Wertpapiergeschäft sind Kursschwankungen und Kapitalverluste möglich. Der Beitrag gibt die persönliche Meinung des Analysten wieder und stellt keine Finanzanalyse oder Anlageempfehlung der Wiener Börse AG dar.