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Impfstoff gegen Disruption

Christian Sec | Börsen-Kurier 

Selten war F&E so wichtig, wie in dieser Zeit der Wirtschaftstransformation.

Die Forschungsquote Österreichs ist in den vergangenen Jahrzehnten stark angestiegen. 1993 lag sie bei 1,45 % und 2003 bei 2,17 %. Im Jahr 2023 wurden laut Schätzungen von Statistik Austria rund 15,5 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung (F&E) ausgegeben. Damit beträgt die F&E-Quote am nominellen BIP rund 3,2 %. Insgesamt wird dabei die Hälfte der F&E-Ausgaben von Unternehmen (7,8 Milliarden Euro) finanziert. 

Der Anstieg der Forschungsquote ist einer beschleunigten Veränderungsgeschwindigkeit der Wirtschaft geschuldet. Technologische Quantensprünge im Bereich der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz sowie die Transformation der Wirtschaft in Richtung nachhaltiger Systeme verlangen von den Unternehmen hohe Innovationsausgaben. 

Rundruf bei den AGs

Die voestalpine steigert ihren F&E-Aufwand im laufenden Geschäftsjahr um fast 15 % auf 219 Millionen Euro. Intensiv wird dabei an neuen Verfahren zur nachhaltigen Stahlerzeugung geforscht. Solange der Kohlenstoff jedoch noch unverzichtbarer Bestandteil der Stahlproduktion ist, sucht das Unternehmen auch nach Lösungen, die Emissionen von CO2 zu verhindern bzw. das Gas zu verwerten. 

Beim Leiterplattenhersteller AT&S lag im vergangenen Geschäftsjahr 2022/23 die F&E-Quote bei 10,2 % (2021/22: 11,4 %) und der Aufwand bei 183,4 Millionen Euro. Mit dieser hohen F&E-Quote will der Konzern seine Technologieführerschaft absichern, wie er bekanntgibt. Die zwei wichtigsten Themen für AT&S im Bereich der Forschung sind das mit der Digitalisierung einhergehende Wachstum der Datenmenge, die prozessiert, gespeichert und transportiert werden muss. Ein zweites wichtiges Thema ist die effiziente Nutzung der verfügbaren Energie. In der Vergangenheit war die Miniaturisierung dazu da, um Geräte kleiner zu machen und mehr Platz für z.B. die Batterie in mobilen Endgeräten zu schaffen. Nun ist die Miniaturisierung Grundlage dafür, durch kleinere Rechenknoten den Energieverbrauch pro Rechenoperation zu reduzieren. So kann eine Rechenoperation mit bis zu 75 % weniger Energie bewerkstelligt werden, wenn sie mit einem 2-nm(Nanometer)-Chip bzw. Produktionsprozess durchgeführt wird und nicht, wie mit einem heute gängigen 7-nm-Chip, so ein Sprecher des Unternehmens gegenüber dem Börsen-Kurier.   

Start-ups helfen beim Forschen

Die A1 Group forscht intensiv im Bereich Mobilfunk. Dabei gelang es im Rahmen eines Versuchs als erstem Anbieter in Europa, in Kooperation mit Nokia, in einem 5G-Netz einen Datendurchsatz von 2 Gbit/s zu erreichen, wie das Unternehmen mitteilt. 

Auch beim Flugsicherungssysteme-Anbieter Frequentis ist das 5G-Netz ein Thema in der Forschung. Grundsätzlich werden die F&E-Aktivitäten jedoch auf die Transformation des Unternehmens hin zu einem softwarezentrierten Geschäft ausgerichtet. 2022 lag die F&E-Quote des Unternehmens bei rund 7 % des Umsatzes (26,8 Millionen Euro). Die Auseinandersetzung mit KI oder der Blockchain-Technologie im Hinblick auf mögliche Anwendungen im sicherheitskritischen Bereich wird dabei vorangetrieben. Dabei zählt das Unternehmen auf Kooperationen mit jungen Start-ups. In Zusammenarbeit mit dem Tech-Start-up Ondewo werden Systeme zur Automatisierung der Kommunikation zwischen Fluglotsen und Piloten mit Hilfe von KI entwickelt. 

Die OMV investiert im Rahmen ihrer Transformation in Start-ups und Technologievorreiter im Energiesektor und arbeitet mit ihnen zusammen, um den Fortschritt in ihrem „Low Carbon Business“ voranzutreiben. Bis 2030 sind rund 5 Milliarden Euro an Investitionen in Projekte wie kohlenstoffarme Geothermie, Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) und weitere Lösungen für erneuerbare Energien vorgesehen.

 

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