Christian Sec | Börsen-Kurier
CEE-Raum: Produktions- und Absatzmarkt sowie als Schutz vor Zöllen.
Die globalen Lieferketten sind seit Corona immer wieder von Disruptionen betroffen, was ein erhöhtes Risiko für Engpässe bei Halbfertigprodukten darstellt. Osteuropa könnte dabei als kostengünstiger Produktionsstandort mit einem Pool an qualifizierten Arbeitskräften Abhilfe schaffen. Laut einer Studie der Eurostat sind die Arbeitskosten der EU-Staaten, die zu den CEE-Länder gehören, im Allgemeinen um drei- bis fünfmal niedriger als in Westeuropa, abhängig von Land und Sektor. Der CEE-Raum könnte aber auch als Schutz vor den Auswirkungen von Handelskriegen dienen und somit, durch den globalen Trend zur Deglobalisierung, eine Renaissance erleben.
Austro-AGs sehr aktiv
So hat der Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen Rosenbauer seinen kleinen Anteil direkter Zukäufe aus China weiter reduziert und richtet diesbezüglich seinen Blick in Richtung Osteuropa, wie das Unternehmen gegenüber dem Börsen-Kurier erklärt.
Der Spezialist für Baumaterialien Wienerberger sieht in der Region Osteuropa große Chancen. „Osteuropa ist zu einer immer wichtigeren Region für Wienerberger geworden“, verkündet der CEO in einer Aussendung. Ende 2024 gab das Unternehmen die Übernahme des tschechischen Herstellers Betonarna bekannt. Mit der Akquisition des Produzenten von Flächenbefestigungen aus Beton will Wienerberger unter anderem die lokale Wertschöpfung deutlich erhöhen und die Transportwege verkürzen. Bisher war Wienerberger in der Tschechischen Republik mit lediglich einem Werk in der Nähe von Prag für die Produktion von Betonflächenbefestigungen vertreten. Nun kommt also ein zweites in Lesonice, im Süden des Landes hinzu, um damit noch näher beim Kunden zu sein.
Der Hersteller von Feuerfestmaterialien RHI Magnesita wiederum strebt mit der Übernahme der Preiss-Daimler-Gruppe 2023 (mit Rohstoff- sowie Produktionsstandorten in Tschechien und Slowenien) eine Effizienzoptimierung in der Beschaffung und Straffungen im Logistikbereich an, teilte das Unternehmen mit.
Chance liegt in der Konvergenz
Nicht nur die geringeren Arbeitskosten und die lokalere Organisation der Lieferketten machen den CEE-Raum wieder attraktiv. Das „Institut for Advanced Studies Vienna“ prognostiziert bis 2028 für die Staaten Osteuropas ein signifikant höheres BIP-Wachstum als für die Länder Westeuropas. Während das jährliche BIP in Polen, Ungarn oder Polen um durchschnittlich 3 % jährlich steigen soll, liegt laut der Studie der EU-Schnitt bei 1,2 %.
Steigende Kaufkraft bedeutet auch, dass der Versicherungsmarkt stark von der Konvergenz, also dem Aufholen der Ostmärkte profitieren sollte. So geben die umliegenden CEE-Länder derzeit nur rund ein Drittel an Versicherungsprämien aus, im Vergleich zu Österreich. Dieser Anteil wird umso kleiner, je weiter man nach Osten geht. Die Uniqa und die VIG haben schon früh ihre Chancen in der Einkommenskonvergenz der CEE-Märkte erkannt. Derzeit wächst das CEE-Geschäft der Uniqa um 14 %, während der Inlandsmarkt nur um 5 % steigt. Allein in den ersten drei Quartalen 2024 wurden dabei in den CEE-Märkten 300 Millionen Euro zusätzlich an Geschäft generiert. Das Ziel der Uniqa für die Periode bis 2028 ist es, in den CEE-Märkten jährlich um 8 % zu wachsen. Ähnlich wie die Uniqa weist auch die VIG im CEE-Raum hohe Wachstumszahlen auf. Mehr als die Hälfte des gesamten Geschäftsvolumens und des Gewinns werden vom größten Versicherungskonzern Österreichs mittlerweile in dieser Region erwirtschaftet.
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