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Aktuelle Marktanalyse: Zugabe?

Stefan Maxian

„Ampel auf grün“ titelte unser letztjähriger optimistischer Marktausblick für den heimischen Aktienmarkt 2017 und die Performance übertraf sogar unsere Erwartungen. Der ATX Index erzielte im Vorjahr einen Anstieg von ca. 30 Prozent. Unter Berücksichtigung von Dividendenerträgen beträgt das Plus sogar 33 Prozent. Damit zählt der österreichische Leitindex ATX weltweit zu den sich am stärksten entwickelnden Aktienindizes im letzten Jahr. Zum Vergleich: DAX plus 13 Prozent, EuroStoxx50 plus 10 % oder Dow Jones Industrials plus 12 Prozent in Euro gerechnet (plus 28 Prozent in US-Dollar). Der letztjährige Indexzuwachs war damit der stärkste Kursanstieg seit dem Jahr 2009 (plus 52 %). Seit 1990 konnte der Wiener Leitzindex ATX fünf Mal eine Performance von über 30 % erzielen. Nämlich in den Jahren 1993, 2003, 2004, 2005 und eben 2009.

Für die Outperformance des ATX verantwortlich war die robuste Konjunkturdynamik in Österreich (BIP 2017e: 3,2 %), die anhaltend starke Wirtschaftsentwicklung in CEE und damit verbunden das wiedergewonnene Vertrauen in die Region, das verbesserte Sentiment gegenüber Finanztitel, die im ATX hoch gewichtet sind (Banken und Versicherungen profitieren von einer steiler werdenden Zinskurve) sowie der starken Performance des Indexschwergewichts OMV.

Das konjunkturelle Umfeld sollte sowohl in Österreich wie auch in CEE weiterhin für Rückenwind sorgen, allerdings mit abnehmender Dynamik. So erwarten wir für 2018e bzw. 2019e in Österreich ein BIP-Wachstum von 2,6 % und 1,6 %, in der CE Region (PL, HU, CZ, SK, SL) 3,8 % und 3,5 % nach 4,2 % im Vorjahr und in der SEE Region (HR, BG, RU, SE, BH, AL, KO) 3,7 % bzw. 3,3 %.

Während einige in USA tätigen Unternehmen (z.B. voestalpine, SBO, Lenzing) von der US Steuerreform profitieren sollten rechnen wir über das Jahr hinweg nicht mit einem Rückenwind für Exporteure durch einen stärkeren USD. Hingegen sollten von uns erwartete moderate Aufwertungen von CEE Währungen (CZK, PLN) sowie ein höheres Zinsniveau in diesen Ländern die dort aktiven Finanzdienstleister (Erste Group, Vienna Insurance, Raiffeisen International) unterstützen.

Ein mögliches Überraschungspotential könnte die neue Bundesregierung bieten. Während die geplante Steuerentlastung von Familien positive Konsumeffekte bewirkt, ist die im Wahlkampf in Aussicht gestellte Reduktion der Körperschaftssteuer für nicht entnommene Gewinne sowie Investitionsanreize durch flexiblere Abschreibungsmöglichkeiten nicht kurzfristig auf der Agenda sondern soll im Rahmen einer Steuerstrukturreform (geplant für das Jahr 2020) evaluiert werden.

Als Folge der guten Wirtschaftsentwicklung erwarten wir 2018 ein robustes Gewinnwachstum der österreichischen Unternehmen von ca. 8 % (nach rd. 30 % im Vorjahr). Damit notiert der ATX auf einem KGV Bewertungsniveau von rd. 13,6x für das aktuelle Jahr. Dies ist bereits über dem langfristigen Durchschnitt von rund 12x auf Jahressicht. In Relation zur Rendite österreichischer Staatsanleihen zeigt sich die ATX-Bewertung allerdings weiterhin knapp unter dem langjährigen Durchschnitt.

Die starke Performance der letzten Wochen limitiert jedoch das positive Überraschungspotenzial in den kommenden Monaten, da wir tendenziell nicht mit einer nennenswerten Revision der Gewinnschätzungen für 2018e und 2019e rechnen. Wir rechnen daher nicht an eine weitere Ausweitung des Bewertungsniveaus für den österreichischen Aktienmarkt. Dies zeigt sich auch in zuletzt starken Kursreaktionen bei etwas vorsichtigeren Marktausblicken einiger zyklischer Unternehmen im Vergleich zu optimistischeren Analystenerwartungen (z.B. Wienerberger, Palfinger, Zumtobel). Auch die Rücknahme monetärer Stimuli wird im weiteren Jahresverlauf ein zunehmender Einflussfaktor auf die Aktienmärkte werden. Dementsprechend erwarten wir nur eine „kleine Zugabe“ im heurigen Jahr und rechnen mit einer Jahresperformance im Rahmen der erwarteten Gewinnentwicklung von ca. 8 %.


Autor:
Mag. Stefan Maxian
Vizepräsident der ÖVFA
Head of Department Company Research
Raiffeisen Centrobank AG
16. Jänner 2018

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