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Aktuelle Marktanalyse: Das Gesamtbild entscheidet

Mag. Bernhard Ruttenstorfer

Anfang Dezember ist der passende Moment, um eine Einschätzung für die folgenden zwölf Monate zu geben. Nach gleichmäßigen Kursanstiegen in den Jahren 2016 und 2017, setzte Abwechslung im Jahr 2018 ein. Die Ereignisse, die zu Kursschwankungen und gestiegener Nervosität führten, waren letztendlich keine Unbekannten. Zentralbanken, als sich zurückziehende wesentliche Marktteilnehmer, ansteigende Zinsen am kurzen Ende und attraktiver werdende Renditeniveaus am langen Ende (zumindest in den USA), Differenzen bezüglich internationalen Handels und ein Stand im Wirtschaftszyklus und auf Unternehmensebene, der wenig Potential zu weiteren Verbesserungen bietet. Im dritten Quartal 2018 setzte ein Loslösen der Aktionäre von ihren Positionen ein. Nach teils deutlichen Rückgängen stellt sich nun die für Investoren entscheidende Frage: War dies eine Korrektur (=Kaufgelegenheit) oder war es der Anfang einer Trendwende (=der Beginn des Bärenmarkts nach 10-jährigem Bullenmarkt)?

Das annähernde Gleichgewicht innerhalb der makro- und mikroökonomischen Lagen lässt kaum Prognosen für mittelfristige Kursziele zu. Wir sehen jedoch zwei Faktoren, die deutlich unterstützen könnten: Das Verhalten der US-Fed und politische Einigkeit beim Thema „Internationaler Handel“. Ein Aussetzen der Zinserhöhungen im Jahr 2019 würde vorrangig positiv gesehen werden (auch wenn es ein Zeichen einer sich schwächer entwickelnden Wirtschaft sein würde). In diesem Fall könnten mittelfristig monetäre Maßnahmen ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Die Jahre 2009-2018 haben deutlich vor Augen geführt, welch entscheidende Rolle Zentralbanken als „Marktteilnehmer“ einnehmen können. Auf der anderen Seite zeigte das Thema „Internationaler Handel“ schon gewisse Abstumpfungserscheinungen bei Investoren. Der Markt stellte sich ab der zweiten Jahreshälfte 2018 auf länger andauernde Probleme ein (zumindest bis 2020). Einzelne negative Ankündigungen konnten keinen großen Verkaufsdruck mehr auslösen, belasteten in Summe jedoch nach wie vor und machten eine Erholung der Märkte nahezu unmöglich. Wirtschaftlicher Druck hat in den letzten Monaten auch auf Unternehmensebene deutlich zugenommen. Dies stärkt die Chancen für freundliche Vereinbarungen zwischen USA/China und USA/EU. Dies sollte von Investoren in 2019 als positiver Fakt gesehen werden.


Autor:
Mag. Bernhard Ruttenstorfer, CPM
Senior Fondsmanager
Erste Asset Management
5. Dezember 2018

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Hinweis

Die Wiener Börse AG verweist ausdrücklich darauf, dass die angeführten Informationen, Berechnungen und Charts auf Werten aus der Vergangenheit beruhen, aus denen keine Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung oder Wertbeständigkeit gezogen werden können. Im Wertpapiergeschäft sind Kursschwankungen und Kapitalverluste möglich. Der Beitrag gibt die persönliche Meinung des Analysten wieder und stellt keine Finanzanalyse oder Anlageempfehlung der Wiener Börse AG dar.